115 Kilometer, fast 1000 Höhenmeter: Von Bonn aus ist der Nationalpark Eifel noch ganz gut mit dem Rad zu erreichen. Die Strecke besticht durch Burgen wie in Mechernich und Satzvey, den von Nettersheim nach Köln führenden Römerkanal, die Katzensteine, die vor 15000 Jahren Menschen der Steinzeit als Heim dienten. Auch die Kakushöhle bei Eisenfey wurde von Steinzeitmenschen genutzt. Sie bietet noch heute sogar 50 Menschen Platz. Vielleicht macht man sich in Eisenfey Hoffnungen auf die Ankunft eines Regisseurs aus Hollywood, der den Stoff um die beiden Riesen verfilmen will. Ein bisschen sieht es hier so aus.
Wir hatten die Kondition für solch eine Strecke über Wochen hinweg mit einigen harten Bergetappen kontinuierlich aufgebaut, so dass wir selbst die neunprozentigen Steigungen sowie Schotterstrecken gut bewältigten. Relativ locker fuhren wir nach Bonn zurück. Die Luft ging uns nicht dabei aus. Am kommenden Wochenende folgen wir wahrscheinlich dem Verlauf der Agger. Diese entspringt in Meinerzhagen und fließt gut 85 Kilometer nach Lohmar. Dort mündet sie in die Erft.
Schwedens Westküste ist Europas Jahresradweg: Eine der ersten Fernradtouren des Reisenden führte zur schwedischen Westküste. Er hatte ganz Dänemark erschlossen, Das lustige Leben auf den Campingplätzen, an den Stränden und in den Städten genoss er. Doch mit Schweden betrat er eine neue Welt. Die war er durch Ferien in Sommerhäusern zwar schon gewohnt. Aber alleine Schweden per Rad zu erkunden, ist eine andere Nummer. Nur wenige Menschen verteilen sich über einen weiten Raum. Mittlerweile ist Südschweden ihm zu dicht besiedelt,. Deshalb bevorzugt er in der Regel einsamere Regionen.
Der Radler ist ein Bote
In einsamen Gegenden wie in Nordnorwegen oder im Gebirge Portugals ist ein Radler ein Bote, der Nachrichten aus anderen Dörfern mitbringt. Wie geht es Leif? Welche Tiere hast Du auf dem Weg gesehen? Gibt es den Supermarkt dort schon? Die Menschen kennen einander oft. Oft sind sie miteinander verwandt. Autor Per Olov Enquist meint, in Västerbotten schon zu eng. Sie geben Tipps und zeigen, wo sie leben. Daher empfindet er es heute als befriedigender, eine einsamere Region zu erschließen und sich auf die Menschen einzulassen. Die wissen sich schon zu beschäftigen. und ihn dann auch. Öde Gegenden hat er noch nie auf dem Land kennengelernt.
Zurück nach Schweden: Seine erste Nacht verbrachte der Reisende nach Dänemark auf dem Campingplatz von Halmstad. Er hörte einen Mann die ganze Nacht im Wohnwagen husten. Der Wind rüttelte am Zelt. Bis auf den Kranken und ihn schien es niemanden hier zu geben. Daher fing er schon auf dieser Tour an, auf Einheimische zuzugehen. Diese fanden ihn ihrerseits aber auch von ganz alleine.
In den Jahresradweg Europas 2018 an Schwedens Westküste sind viele Cafés als Möglichkeiten der Begegnung eingearbeitet. Heute ist er über solche Gastronomie froh, da man dort Leute kennenlernt. Er setzt sich dort oft hin, um das Reisetagebuch zu führen. Neugierige Menschen fragen dann, worüber er schreibt. So ergeben sich gute Gespräche. Und Ideen für Geheimtipps im Reiseführer.
Gutes Essen und schöne Radtouren entdeckt Aftonbladet
Am vergangenen Wochenende stellten sich an der Westküste verschiedene Unternehmen der Öffentlichkeit vor. Dies geht aus dem Aftonbladet-Artikel „God mat och sköna cykelturer på västkusten“ hervor. Auf Touristen warten zehn Routen von fünf bis dreißig Kilometern zwischen Helsingborg und Göteborg. Er hat gerade alle Orte bei Google Maps eingeben. Es ergibt sich eine Strecke von gut 382 Kilometern.
Binnen einer Woche kann sich jeder im Sommer die Küste anschauen und die ausgearbeiteten Angebote ausprobieren. Wie man sieht, wird dort zum Beispiel Bier gebraut, Fisch zubereitet, Lakritz hergestellt und Pralinen gerührt. Leider schildert der Artikel von Aftonbladet zu wenig Kultur- und Naturerlebnisse. Immerhin sind gute Strände für den Urlaub direkt am Meer aufgeführt wie Vejbystrand und Falkenbergs Strandbad. Im Süden von Schweden lädt ein B&B zum Verweilen in Vejby ein. Und es gibt eine Mountainbike-Tour rund um Båstad, das jährlich ein internationales Tennisturnier anbietet.
Radfahren in der Natur: Wohin fährst Du am liebsten, wenn Du Dich auf das Rad schwingst? Wenn Du nach dem Tag im Hörsaal oder im Büro frische Luft und Bewegung brauchst? Oder wenn Du mal mehrere Tage am Stück an der frischen Luft und in der freien Natur unterwegs sein möchtest?
Als Naherholungsgebiete locken Durchstreifen & Erleben die Eifel rund um Bonn oder die Baumberge in der Nähe von Münster. Dort genießt der Reisende die Möglichkeit, auf “Berge” zu kraxeln und von ihnen herunter zu sausen, schöne Ausblicke zu genießen wie auf den Kölner, den Billerbecker Dom oder auf das zu Füßen liegende Stevertal.
Steverland-Route im Münsterland
Die Stever-Region zwischen Nottuln und Haltener See ist zur Steverland-Route aufgearbeitet worden. 70 Kilometer lang ist die Radverbindung. Zwischen Appelhülsen und Senden zeigt sich zum Beispiel, wie sich aus einem Bach langsam ein Fluss entwickelt. Oder ab dem Frühjahr im Stevertal in den Baumbergen die Obstblüte beginnt. Landschaftsökologen haben den Fluss, dessen Wasserqualität sich seit den 1960er Jahren verschlechtert hatte, aufgewertet. Es gibt an einigen Stellen Fischtreppen in Form sanft geschwungener Wege zu sehen, wo vorher das Gewässer begradigt war, renaturierte Abschnitte ohne Beton.
Seit 6000 Jahren gelten die Baumberge als Siedlungsraum der Menschen, weil dort kristallklares Wasser floss: Trinkwasser für sich und ihre Tiere. Radfahrer finden restaurierte Mühlen vor wie zum Beispiel in der Nähe von Appelhülsen. Ein Modell kann dort auch per Hand betrieben werden, um zu erkennen, wie Energie gewonnen wurde. Wassermühlen gehören zu den ältesten Energiegewinnungsanlagen. Windmühlen folgte viel später. Und es sind noch richtige Ritterburgen zu sehen wie Burg Vischering bei Lüdinghausen.
Fern-Radfahren in der Natur
Geht es in die Ferne, gefallen dem Reisenden besonders die Küstenwanderwege in Nordnorwegen und im spanischen Galicien. Denn selten kommt man innerhalb Europas so nahe ans (unverbaute) Wasser wie auf dem Lofot oder auf die Insel Senja oder die Strecke entlang der Costa da Morte. Sogar manche Herberge liegt dort so schön und auch noch einsam, dass man das Meer im Zelt oder vom Zimmer aus hören kann. Dass der Reisende dort nachts in einen tiefen erholsamen Schlaf fällt, ist selbstverständlich.
Will der Reisende Berge sehen, erfreut er sich besonders an den Pässen zwischen Mo i Rana und Vilhelmina im Grenzgebiet von Schweden und Norwegen, weil er sich dort wie ein Goldsucher fühlen darf in rauer Landschaft. Klare Flüsse rauschen vorbei, während der Bikepacker vorm Zelt am Lagerfeuer sitzt und sich etwas brutzelt. Das Feuer verscheucht die meisten Mücken.
Oder aber der Reisende sucht wieder das bergreiche Galicien auf. Nicht weit entfernt davon liegt auch die Serra da Estrela. Aber trotzdem gibt es dort massive Unterschiede. In Galicien gibt es viel mehr Schluchten und Wege zum Kraxeln. Hingegen ist die Estrela in weiten Teilen eher eine Hochebene. Dort kann man das portugiesische Hochgebirge relativ leicht mit dem Rad durchstreifen und erleben.
Wer so inspiriert auf Tour gehen will, sollte sich auch die Tipps einiger anderer Cracks ansehen. Touren hat die Zeitschrift “Geo” mitsamt gpx-Daten zum Nachfahren zusammengestellt.
Im warmen Wasser der Algarve: Karten zum Wandern und Radeln in Algarve liegen schon lange bereit im Durchstreifen& Erleben-Büro. Zweimal ist der Reisende bereits mit Freundin Alexandra in Südportugal gewesen. Er hielt sich mit ihr jeweils für zwei Wochen in einem netten Badeort namens Monte Gordo auf. Er liegt nahe an der portugiesisch-spanischen Grenze. Der Rio Guadiana trennt dort beide Staaten voneinander auf natürliche Weise.
Aber im August ist es dort für Aktivurlaub zu heiß. Daher gingen der Reisende und Alexandra entweder früh morgens zum Strand. Oder am frühen Nachmittag. Ziel: Sonnenbrand vermeiden. Die ersten Tage haben sie immer am Strand von Monte Gordo verbracht. Den empfindet der Reisende als sehr angenehm. Er ist gut zu Fuß vom Ferienhaus aus zu erreichen. Zum einen erspart dies die Fahrt im heißen Auto; zum anderen ist es eine gute Gelegenheit, sich am Tag wenigstens vier Kilometer zu Fuß zu bewegen. Die lästige Parkplatzsuche erübrigt sich auch. Hier ist es auch von Vorteil, dass dort überwiegend Portugiesen die Ferien verbringen. Daher ist es trotz naher Nachbarn am Strand ruhig. Und dort kann man bedenkenlos seine Kleidung und Wertsachen unter einem Handtuch liegen lassen. Gestohlen wird dort nichts.
Große Badeinsel Ziel im warmen Wasser der Algarve
Da dem Reisenden bei zu viel Herumliegen immer zu viele Ameisen unter der Haut krabbeln, nimmt er sich jeden Tag eine gut 500 Meter lange Strecke zum Schwimmen vor. Er hält sich gut eine Stunde im Wasser auf, wenn er parallel zum Ufer schwimmt, um bestimmte Landmarke zu erreichen. In Monte Gordo schwimmt eine große Badeinsel im Wasser, auf der Jugendliche herumtollen. Oder ein auffälliges Haus hilft auch bei der Orientierung. Im warmen Wasser der Algarve ist im Monat August langes Schwimmen garantiert.
Nach der Rückkehr schmeckt dann der vielfach von fliegenden Händlern angebotene Berliner dreimal so gut. Es gibt dort auch ein nettes Café mit Wifi. Von dort aus lässt sich bei einem leckeren Kaffee aus sich der tagtägliche Blog gut aktualisieren lässt. Im Liegestuhl träumt er dann davon träumen, mal im Hinterland mit Rad oder Wanderschuhen unterwegs zu sein. Aber die Vorfreude ist bekanntlich auch die beste Freude.
Wer jetzt einen Vorgeschmack auf Aktivurlaub bekommen hat, sollte sich diesen Artikel auf Spiegel Online durchlesen: Aktivurlaub Algarve. Leider fehlt es dort aber an einer Karte mit einer zusammenhängenden Strecke, die man jetzt auf Empfehlung des Autors abfahren könnte. Weitgehend ohne Verkehr, auf angenehmem Untergrund. Das hat die portugiesische Zeitung “Express” vor einigen Tagen besser gemacht. Sie schlägt eine schöne Tour von Porto Richtung Figueira da Foz vor: Radwandern an der Westküste.
Neulich noch erzählte ich hier vom Fahrradfahren in Kopenhagen und meinem Unfall mit einer Radlerin, die dort von hinten in mich reinfuhr. Gerade lese ich in einem Artikel des Deutschlandfunks, dass es in der Hauptstadt komfortabler geworden ist, zu radeln. Man stellt sich also auf die Radler ein. Immerhin 40 Prozent ließen ihr Auto mittlerweile stehen und fahren lieber Rad. Davon profitiere die Stadt auch, denn Parkplätze zu unterhalten sei sehr teuer.
Die Radwege seien enorm breit. Wer vor einer Ampel stehe, müsse nicht unbequem balancieren, sondern könne den Fuß auf extra angebrachten Stangen abstellen. Und während der Fahrt könnten die Pedalritter ihren Abfall in schräg an der Fahrbahn angebrachte Mülleimer werfen.
All dies wäre ja mal ein Anfang für viele andere Städte wie Aarhus, wo ich Derartiges nicht gesehen habe,. Radfahren in Dänemarks zweitgrößter Stadt ist noch nicht ganz ausgereift.
Auch in Deutschlands Städten nicht, wenn ich alleine daran denke, wie schwer einem zum Beispiel das Radfahren in Köln gemacht wird. Aber vorgestern habe ich mich noch in Münster darüber gefreut, dass blitzschnell nach dem für rutschige Verhältnisse sorgenden Schneefall die Radwege geräumt waren.
Barca d’Alva: Kreuzfahrtschiffe auf dem Rio Douro im Distrikt Guarda
Blick in ein eingeschnittenes Tal des Douro
Inneres Abschalten an Douro und Seine: An Flüssen entlang zu reisen, ist schön. Viele Kommunen haben ihre Flüsse in den vergangenen Jahren aufgewertet und an ihnen Radwege gebaut. So lässt sich die jeweilige Region oft über Hunderte von Kilometern relativ leicht erkunden. Denn sie sind dann verkehrsarm und dort oft auch flach.
In den vergangenen 18 Monaten hat der Reisende viele Flüsse kennengelernt. Vielleicht liegt die Neugierde, deren Umgebung zu durchstreifen und zu erleben, an der Lage Bonns. Im Umfeld der ehemaligen Hauptstadt fließen der Rhein, die Sieg und die Ahr. Das kann inspirieren.
Gedächtnisverlust am Fluss Lima?
Es fing an mit dem gefährlichen Fluss Lima im Norden Portugals. Denn hat ein Reisender ihn einmal durchquert, kann man sein Gedächtnis verlieren. Das glaubten die Römer in der Antike jedenfalls. Legionäre schickten ihren Zenturio bei einem ihrer Züge nahe der heutigen Kleinstadt Ponte de Lima sicherheitshalber voraus. Am anderen Ufer angekommen, musste er jeden seiner Legionäre namentlich anrufen. Erst dann setzte sich der übrige Tross in Bewegung. Noch heute zeugt eine römische Legion im hübschen Ort Ponte de Lima von diesem Ereignis. Als der Reisende dort bei seinem Urlaub in Nordportugal eintraf, fand er römische Soldaten in menschlicher Größe auf beiden Seiten des Ufers vor. Asterix und Obelix hätten sich gefreut.
Natur und hübsche Kleinstädte im Naturpark Arribes del Duero
Ein weiterer wichtiger Fluss in der Biographie des Reisenden ist ebenso der Rio Douro im Norden Portugals. Faszinierend daran ist, dass er sowohl ein spanischer als auch ein portugiesischer Fluss ist. Er entspringt in Soria in Kastilien und León, das Gourmets der dort wachsenden Trüffeln wegen bekannt ist. Weiße und schwarze Trüffeln kommen dort natürlich vor, aber werden auch gezüchtet. Das wechselnde Klima von Wärme und Kälte und die Böden begünstigen deren Wachstum. Kaum jemand weiß, dass es dort auch tiefe Wälder gibt, in denen Pilze gut gedeihen. Daher gibt es in Soria auch jährlich einen Kochwettbewerb. Dort führen Stars der Szene vor laufenden Kameras ihre besten Rezepte vor.
Der Fluss fließt innerhalb Spaniens bis in die hübsche Stad Zamora hinein. Die Duero-Region zwischen Soria und Zamora steht schon auf dem Programm für den Herbst 2021. Zamora ist Jakobspilgern bekannt. Denn dort führt auch die “Via de la plata” von Sevilla aus durch. Auf portugiesischer wie spanischer Seite, der Fluss bildet eine natürliche Grenze, schließt sich der große Naturpark “Arribes del Duero” an. Er ist überwiegend flach, also auch für Ungeübte Radler leicht zu erschließen. Dort gibt es Ausblicke in Canyons, hübsche Kleinstädte mit Burgen und natürlich auch seltene Tiere und Pflanzen. An einer Stelle begegnete der Reisende sogar einer Gottesanbeterin, die wohl die wenigsten in freier Natur zu sehen bekommen. Inneres Abschalten am Douro — all das trägt auf jeden Fall dazu bei.
Riesiges Weinanbaugebiet bis Porto
Es schließt sich dann bis Porto ein riesiges Weinanbaugebiet an. Wichtigstes Produkt ist der Portwein, der nicht so schwer ist, wie oft geschrieben wird. Der Reisende probierte den portugiesischen Rotwein vom Douro hier und dort. Er kann nicht sagen, dass ihm das Radeln am nächsten Tag schwer fiel. Die Route nach Porto wird von vielen Radlern genutzt. Vor Peso da Régua traf der Reisende auf der gut zu befahrenden Nationalstraße auf zwei Paare Mitte 20 aus England. Diese durchquerten nach Frankreich auch Spanien und Portugal. Ihr Ziel war es, von Andalusien aus den Sprung nach Afrika zu wagen. Sie befanden sich also quasi erst am Anfang ihrer langen Reise, waren ebenfalls dem Douro gefolgt. Übernachtet würde nur im Zelt, sagten sie. Sie sahen dabei kleine Weinorte am Flussufer, das auch nach dem heißen Sommer noch immer grün im Herbst war.
Wer weiß, was ihr alles erlebt, wenn ihr den 777 Kilometer langen Fluss Seine in Frankreich durchstreift und erlebt. Die in Paris erscheinende Zeitung “Le Monde” hat das Gewässer für ihre Leser erkundet und dabei Sehenswertes gefunden. Die meisten Leser träumen sicherlich von einer Flussfahrt auf der Seine. Inneres Abschalten an Douro und Seine, das geht gut, weil die Wege eindeutig sind. Reisende benötigen an sich nicht einmal eine Karte.
Natur hautnah erleben? Zelten unter freiem Himmel? Beim Radwandern ein Gespür für Land und Leute entwickeln? Dann buchst Du goldrichtig auf http://www.durchstreifen-erleben.com.
Du radelst mit einer kleinen Gruppe durch Nordschweden, das portugiesische Hochgebirge und an der französischen Atlantikküste.
Dabei lernst Du, wie man ein Zelt aufbaust, Quellen zum Trinken findet, das Rad repariert und Dein Essen am Lagerfeuer zubereitet.
Kaiser-Wilhelm-Denkmal an der Porta Westfalica
Blick auf die Weser bei Bad Oeynhausen
Was für ein Aufstieg: Der Reisende hat das Kaiser-Wilhelm-Denkmal per Rad bezwungen. Es befindet sich oberhalb der Weser nahe Bad Oeynhausen an der Porta Westfalica. Der Reisende ist einer der wenigen, der die Kletterei noch mit einem normalen Mountainbike unternimmt — ohne Hilfsmotor. Er hört auf der Strecke vom Fluss herauf entsprechende Kommentare wie “Oh, es gibt doch noch Leute ohne E‑Bike.” Und während er auf den Treppenstufen sitzend die Aussicht auf den Weserradweg genießt, hüpfen rund um ihn herum einige Jungs, die es nur mit motorisierten vollgefederten Mountainbikes heraufgeschafft haben. Sie rattern die Treppenstufen herauf und herunter. Von Kaiser-Wilhelm-Denkmal per Rad bezwungen, können die später nicht stolz berichten.
Aber er legt auch Wert darauf, nicht wie sie motorisiert zu sein. Denn er will fit bleiben. Er hat noch die Worte einer Radfahrerin in den Ohren. Diese hatte sich am Biggesee entweder in seinen Gefährten Ulf Schulz oder ihn verguckt. Daher schoss sie zwei drei Mal überraschend entlang der Talsperre auf sie zu. Denn sie wusste, dass die beiden dort unweigerlich langkommen mussten.
Stets mit einem Lächeln unterwegs
Zuvor hatte sie sich mit ihnen unterhalten und herausgehört, wohin es die Bikepacker am heutigen Tag noch so zog. Sie lobte die Vorzüge ihres E‑Bikes. “Ich bin stets mit einem Lächeln unterwegs.” Der Reisende zieht es jedoch vor, nach seiner Rückkehr bei der Fitness “mit einem Lächeln” an rotgesichtigen Sportkumpels vorbeizulaufen. Wenigstens in den ersten zwei Wochen, bis die Kondition wieder etwas durch Schreibtischarbeit nachlässt.
Aber ganz auf Technik verzichten möchte er nicht. Es befinden sich nicht nur Kameras an Bord, sondern auch ein Navigationsgerät Garmin GPSMAPS. Dieses hat seine Tücken. Als er sich morgens vom Campingplatz Großer Weserbogen aufmachte, um zum Denkmal zu radeln, leitete es ihn nicht direkt dorthin. Stattdessen führte es ihn rund um das Denkmal herum durch die bezaubernde, zum Wiehengebirge gehörende, Landschaft. Es fielen also so einige unfreiwillige Höhenmeter an. Aber zu empfehlen ist die Strecke schon, sieht man doch viel Natur.
Bali-Therme für müde Beine nach dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal
Nur musste Ulf, den gerissene Speichen zum Aufenthalt auf dem Campingplatz verdonnert hatten, zwei Stunden länger als geplant, auf den Reisenden warten. Nach dem Besuch des Denkmals empfiehlt sich der Aufenthalt in der Bali-Therme. Die Beine erhielten auf der bisher dreiwöchigen Tour wenig Gelegenheit, sich zu entspannen. Zur Freude turnte noch eine attraktive blonde Vorturnerin am Beckenrand mit Gästen — Übungen, die der Reisende vom Fitnessprogramm verschiedener Universitäten gut kannte.
Abends kann man gut in der Innenstadt essen gehen. Da den Radwanderern die griechischen Restaurants entlang der Strecke wie das Akropolis in Bodenwerder gut gefallen hatten, fiel die Wahl aufs Delphi. Allerdings spielte das Navi auf dem Rückweg einem wieder einen Streich. Statt drei Kilometer auf direktem Weg zu den Zelten, veranstaltete Garmin eine Nachtfahrt — die allerdings schön war. Die Luft war lau, das Licht schön. Morgen verabschiedet sich Ulf Schulz von allen Lesern und fährt zurück nach Bonn. Den Reisenden zeiht es hingegen weiter Richtung Minden.
Heftiger Streit um Denkmäler
Um den Schutz von Denkmälern tobt aktuell ein heftiger Streit. Im März 2021 stellte Landesbauministerin Ina Scharrenbach den Entwurf eines neuen Denkmalschutzgesetzes vor. Dies soll 2022 in Kraft treten. Es gibt 231 Denkmalbehörden in Nordrhein-Westfalen. Mal übernimmt ein Kunsthistoriker die Aufgaben, dann ein Standesbeamter. Fachleute kommen aber auch von den Landschaftsverbänden, die im Rheinland und Westfalen-Lippe in je zwei Ämtern für Boden- und Baudenkmäler sitzen. Kompetenzen und Standards sind also nicht einheitlich verteilt. Kommunen sollen ein Benehmen herstellen, also Gutachten austauschen, Kompromisse anstreben. In höchster Instanz soll das Ministerium entscheiden, falls keine Entscheidung zustande kommt.
Mit dem neuen Gesetz aber werde ihre Position geschwächt, fürchten die Denkmalschützer. Die Kommunen sollten kein Benehmen mehr herstellen. Denkmalschützer würden künftig nur noch angehört. So wolle das Bauministerium Prozesse beschleunigen. Nicht nur Entmachtung werde erwartet, sondern auch Einfluss von Vertretern der Wirtschaft und des Klimaschutzes. Damit wolle das Bauministerium “gesellschaftliche und umweltpolitische Erforderlichkeiten” berücksichtigen.
In Nordrhein-Westfalen stehen mehr als 80 000 Baudenkmäler, nicht einmal 1,5 Prozent der Gebäude, nur halb so viel wie in ganz Deutschland. 80 Prozent davon befinden sich in privater Hand. Die Landesregierung stockte die Mittel zur Unterstützung der Besitzer von 2,2 Millionen auf 21,3 Millionen Euro auf. Nicht eingerechnet sind darin 46 Millionen für Dombauvereine, Industriekultur und andere Denkmalprojekte.
Im schönen schattigen Wald 6,5 Kilometer vor Siegen liegen.
Radeln an der Sieg: Lange Zeit kannte der Reisende den Fluss Sieg nur durch Trainingsfahrten von Bonn bis Au. Dabei mag er sie sehr gerne, lässt sie sich zum einen durchs Rad bewältigen, zum anderen mit dem Kajak. Die Besichtigung ihrer Mündung in den Rhein lässt sich mit einem Besuch der berühmten Doppelkirche von Schwarzrheindorf verbinden. Sie entspringt aber schon nahe Walpersdorf im nordrhein-westfälischen Siegen-Wittgenstein. Von dem 155 Kilometern langen Fluss kannte der Reisende über Jahre nur gut 55 Kilometer, also gerade mal knapp ein Drittel. Dieses letzte Drittel ist sehr schön, schlängelt sich der Fluss doch noch einigermaßen natürlich durch Auenlandschaften. An manchen Stellen sind sogar Stromschnellen zu sehen. Im Sommer lädt sie die Einheimischen in der Siegaue bei Bonn-Beuel und bei Hennef zum Baden an Flussstränden ein. Auch Vögel wie Grau‑, Kanada- und Nilgänse sowie Reiher lassen sich dort sehen.
Nordrhein-Westfalen per Rad entdecken
So reifte im Reisenden schließlich der Plan, durch Nordrhein-Westfalen zu radeln, kannte er doch schon weitere Ziele in Nordnorwegen oder Südspanien. Aber er kannte nicht einmal das Siegerland, den Biggesee vom Hören-Sagen und den Kahlen Asten nur aus dem Wetterbericht im Radio. Gemeinsam mit seinem Radkumpel Ulf fuhr er gestern mit dem Zug nach Eitorf, um das bekannteste Stück ab Bonn abzukürzen. In Eitorf trinken beide auf einer gut 80 Kilometer langen Tour öfter Kaffee vor einer Bäckerei. Sie liegt ungefähr auf der Hälfte der Strecke. So spart man auch leicht Zeit.
Von Eitorf aus führte die Strecke in den schönen Ort Wissen, was jedoch nicht ganz einfach war. Zum einen verlockte das heiße Wetter den Reisenden in der Sieg zu baden. Zum ersten Mal überhaupt in seinem Leben. Kleine Fische kamen heran. Sie zupften Hauptschuppen von den Füßen. Kostenloses Peeling. Diese Empfindung entging Ulf leider, da er etwas lustlos am Ufer im Schatten saß. Dabei sollte der erste Urlaubstag Entspannung pur sein, zumal das abendliche Ziel noch nicht feststand. Jede Übernachtung soll entspannt erfolgen, damit man sich in Ruhe treiben lassen kann.
Radeln an der Sieg führte zum Wasserfall bei Windeck
Daher ließen der Reisende und Ulf sich gestern auch viel Zeit, bis es zur Erkundung der schönen Landschaft am Biergarten Elmores kam. Er liegt in einem alten Industriegebiet in einem umgebauten Gebäude in der Nähe von Windeck. Viele Touristen zieht der schöne Wasserfall in der Nähe an. Man kann dort baden und herumklettern. Vor der schönen Kulisse können Besucher abends in einer Lounge Konzerten folgen. Danach allerdings wurde die Zeit etwas knapp. Es dämmerte schon. Nach der überwiegend flachen Etappe wurde es nun hügelig und somit anstrengender. Der Reisende schlug Ulf vor, die Zelte auf einer Weide aufzubauen. Doch dies war ihm wohl zu heikel. Mit viel Glück fand das Team doch noch ein Hotel in Wissen. Im Ort konnte Ulf auch seine billigen Aldi-Taschen, die den Stress auf einem rappeligen Forstweg nicht überstanden hatten, gegen bessere von Ortlieb austauschen. Zum Glück gibt es ein Radgeschäft in Wissen. Und eine sinnvolle Investition für weitere Touren.
Und jetzt liegt der Reisende nachmittags in einem schönen schattigen Wald: 6,5 Kilometer vor Siegen. Wer viel trinkt, schafft es auch bei heißem August-Wetter einigermaßen voran zu kommen.
Bild vom ersten Tag: Der Caminho Português führt zum Teil auf Pflastersteinen und an eingehegten Maisfeldern vorbei.
Statt Mais gibt es am Caminho Português auch Weiden hinter schönen Mauern aus Feldsteinen.
D
Radpilgern von Porto nach Barcelos: Wäre der Reisende zu Fuß auf dem portugiesischen Pilgerweg unterwegs, er würde jetzt erschöpft in einer nahen Herberge vor Porto schlafen. Denn erste Etappe auf der Radreise durch Nordportugal führt lange durch Porto. Es geht überwiegend an der Straße entlang. Als Wanderer würde er mit dem Bus aus der Stadt bis an deren Grenze fahren. Bei Moreira sah er die ersten Pilger und war erleichtert, auf dem richtigen Weg zu sein. Mit dem gpx-Track auf dem Navi folgte er ungefähr der Strecke durch die Stadt. Das war angesichts des Verkehrs nicht immer einfach.
Ähnlich wie der erschöpfende Start vom Flughafen aus: Er wollte zuerst den zuvor im Netz gebuchten Ryanair-Bus nehmen. Doch der war nirgendwo zu finden. Leute vor Ort erklärten ihm, dass dieser keinen festen Platz hätte und auch nicht länger an einer Haltestelle verweile. Die Buchungsgebühr war also für die Katz’.
Elende Schlepperei
So entschloss er sich, die Straßenbahn zum Hotel nehmen. Die Strecke erwies sich als elende Schlepperei inklusive Umsteigen. Velo-Tasche mit Rad, Packtaschen, Schlafsack und Zelt wogen mit der Zeit immer mehr. Ein Klotz am Bein. Dann hielt die Straßenbahn auch nicht direkt vorm Hotel. Dies erforderte einiges Hin- und Herzuckeln an der Avenida das Liberdades. Dann sah er doch noch das Hotelschild. Zum guten Ende lag die Rezeption ausgerechnet im ersten Stock — ohne Aufzug. In zwei Gängen schleppte er alles herauf.
Beim nächsten Mal würde er einen Shuttle-Service bei der Hotelbuchung dazunehmen, bei dem der Fahrer auch auf den Passagier wartet. Dieser ist mit sieben bis 14 Euro nicht zu teuer. So erleichtert sich jeder den Einstieg in Wochen der Meditation auf dem Caminho Português.
Erschöpft baute er das Rad zusammen, konnte wenigstens dabei durch eine laufende TV-Sendung erfahren, was sich aktuell in Portugal so tut. Dabei stellte er fest, dass sich das Schaltwerk offenbar auf dem Flug ein wenig verbogen hatte. Ganz komfortables Radeln schien ihm unmöglich. Am nächsten Tag fand er in Vila Nova de Gaia das Geschäft OndaBike Shop. Der freundliche Chef untersuchte das Mountainbike. Er befand das Schaltwerk für fahrtüchtig. Dafür reparierte er dann andere Sachen.
Tag 1 auf dem Caminho Português
Am nächsten Morgen ging es dann schon auf dem Jakobsweg zur Stadtgrenze. Von dort an bessert sich die Situation erheblich. Für Radler ist es geradezu bequem. Denn über flaches Land geht es auf Bauernwegen und Landstraßen weiter. Hier und da kommen auch Feld- und Forstwege dazu. Das erste Etappenziel für Pilger — Vilarinho — ist schnell erreicht. Doch in der Herberge wollte er nicht bleiben. Dafür war es noch zu früh.
Die 54 Kilometer Strecke nach Barcelos ist insgesamt nett. Aber sie ist nicht spektakulär. Schöner wird sie direkt um Barcelos, führt sie doch leicht auf und ab durch eine Hügellandschaft. Hätte er nicht noch eine Unterkunft suchen müssen, hätte er die Gegend wahrscheinlich mehr genossen. Denn die Dunkelheit brach herein. Aber er fand er noch ein kleines Hotel in der Nähe des die Kleinstadt kreuzenden Flusses. So muss der Reisende sich nicht gleich in der ersten Nacht beim Radpilgern von Porto nach Barcelos auf eine Bank legen und mit Zeitungspapier bedecken.