Andalusien — eine Reise durch goldene Zeiten. Schon am Rand der Extremadura türmen sich erste Berge auf, um das Ende der Hochebene aufzuzeigen und zu sagen: Hier beginnt ein neuer Abschnitt. Einige Wochen zog der Reisende über sie hinweg. Hier angeödet von der Monotonie, dort angezogen von der üppigen Natur mit vielen Vögeln und lebendigen Flüssen. Und von schönen Städten wie Cáceres und Mérida. Die eine wartet mit Häusern aus Renaissance und muslimischer Zeit auf. Die andere bietet römische Villen, Thermen und ein langes Aquädukt. Offensichtlich ließ sich in der Extremadura in diesen Epochen viel Geld verdienen. Die Römer förderten hier Gold, Silber, Kupfer und Eisenerz. In anderen Gegenden wie Troia in Portugal trieben sie regen Handel mit Fisch.
Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit brachten nicht nur die Minen, sondern auch Keramik, Oliven und Wein Devisen ein. Einen erheblichen Anteil brachte allerdings auch die Ausbeutung der Kolonien ein. Deshalb heißt die grob zwischen der Entdeckung Amerikas und dem Ende des Dreißigjährigen Krieges liegende Zeitspanne in Spanien auch “Siglo de Oro”. Daher auch “Reise durch goldene Zeiten”.
Durch die Sierra Norte de Sevilla
Dann der Eintritt nach Andalusien: Der Reisende durchfährt einen Ring von Burgen. Mit ihnen wollte man das von den Arabern zurückgeholte Territorium vor den Portugiesen schützen. Mit denen lieferten sie sich in der Zeit auf den Weltmeeren blutige Schlachten um die Vorherrschaft.
Gepflegte Dörfer und blühende Mandel- und Olivenbäume erwarten den Reisenden in der Sierra de Norte de Sevilla. Die meisten sind blütenweiß gestrichen. In manchen Orten darf ausschließlich weiße Farbe verwendet werden. Im Gebirge profitieren die Einwohner sichtlich vom steten Besucherstrom aus Sevilla. Die meisten kommen, um dort zu speisen. Denn die Gegend ist bekannt für ihre Jagdgründe: hauptsächlich Wildschwein und Kaninchen. Aber auch Rebhuhn: Ein Spanier zeigte ihm Kisten mit jungen Vögeln, die er aus seinem Sprinter rauslassen wollte. Bis zum Herbst können sie sich wie auch die munter unter den Mandelbäumen flitzenden Fasanen hier nähren, bis die Jäger kommen.
Die meisten Menschen, viele selbst wohlgenährt, rollen mit dem PKW an. Die schlankeren dröhnen mit Motorrädern herbei, manche auch mit Renn- und Tourenrädern. E‑Bikes aber sieht der Reisende eher selten. Der Reisende fühlt sich dann an die Eifel um Adenau und Heimbach erinnert, wo an sonnigen Wochenenden ähnlich die Motoren heulen.
Reise durch goldene Zeiten in Sevilla
In Sevilla ist noch viel Glanz des Siglo de Oro zu sehen. Dieser drückt sich nicht nur in der größten gotischen Kathedrale der Welt aus. Er spiegelt sich auch in adeligen Residenzen und im heute noch genutzten königlichen Palast wider. Dort mischen sich jetzt römische, arabische und christliche Architektur und Kunst. Auch aus der bedeutenden römischen Stadt Itálica, in der die Kaiser Trajan und Hadrian groß wurden, finden sich Mosaike.
Nach wie vor zieht dies Touristen aus aller Welt an. Wenn die Ticketverkäufer nach der Herkunft fragen, wird Australien, USA, Belgien, Frankreich geantwortet. Im Archiv Casa de Indias lässt sich nachvollziehen, wie all dies finanziert wurde: über Kolonien. Gold und Silber, aber auch Kakao brachten die Karavellen zum damals bedeutendsten Hafen Europas. Unter erbärmlichen Bedingungen und wie Sklaven schufteten Indios in den Minen. Geistliche wie Fray Bartolomé de las Casas (1474–1566) konnten Verbesserungen erreichen. Er ist deshalb als Befreiungstheologe in die Geschichte eingegangen. davon wird in der Ausstellung nichts gesagt.
Wieder am Strand
Und jetzt sieht der Reisende zum ersten Mal seit Porto wieder Strände. Erst in Matalascañas, aktuell in Mazagón. Es ist so warm, dass er seit zwei Nächten wieder das Zelt nutzt. Allerdings sind Campingplätze entlang des Rio Douro und der Via de la Platz auch dünn gesät.
Nette Nachbarn stehen aktuell an seiner Seite. Es ist ein deutsches Ehepaar, das seit 1998 in Kalmar in Südschweden lebt. Bereits zwei Mal gab rs bei ihm Abendessen: Fisch und Fleisch. Und endlich mal wieder Kartoffeln. In spanischen Restaurants ist das Essen meistens frittiert. Nicht einmal Reis gibt es als Alternative. Dabei bauen ihn Bauern in Portugal an. So erfährt der Reisende auch, was sich so in Schweden so tut, sozusagen als Vorbereitung auf die nächste Reise in den Norden. Und eine schöne Zeit, um sich morgen nach zwei Ruhetagen mit neuem Schwung in die Algarve zu begeben. Wie ist es dort mit einer Reise durch goldene Zeiten bestellt?