Die Serra de Montemuro bezwungen: Sterngebirge, Bergmauergebirge — so manches portugiesische Massiv klingt ziemlich malerisch. Das Sterngebirge ist nach seiner Form benannt. Türmt sich die Serra de Montemuro im Alto Douro wie eine Barriere vor dem reisenden Mountainbiker auf?
Ein Restaurantbesitzer vor den Toren der Stadt Cinfães befürchtet dies sichtlich. Kaum hat er vom Plan gehört, schaut er so drein, als hätte der Reisende ihm erzählt, er wollte es Reinhold Messner gleichtun und ohne Sauerstoffgerät den Mount Everest bezwingen.
Der Mann wirft einen fragenden Blick in die Runde seiner Gäste auf der Terrasse. Diese lächeln amüsiert. Dann tritt er vor, schwenkt seinen Arm im Halbkreis über die vor ihm liegende Gebirgskette. Sein Finger zeigt auf ein weiß schimmerndes Dorf in der Ferne. “Dort musst du hin. Die ersten zwei Kilometer sind eben. Dann geht es zehn Kilometer aufwärts und danach sechs Kilometer runter. Dann wieder drei Kilometer nach oben.” Er schaut wieder in die Runde. “Er ist das gewohnt.” Das stimmt schon nach zwei Monaten in den hohen Bergen Portugals. Aber Miene und Gestik des Mannes lassen Zweifel aufkommen. “Du hast gerade so geguckt, als wäre all das nicht zu schaffen.” — “Doch, das geht!”
Das Abenteuer in der Serra de Montemuro beginnt
Also los! Energie ist dank saftiger Beinscheibe, Reis und Fritten reichlich vorhanden. Die ersten zwei Kilometer ist es wirklich eben. Lustig plätschert ein Bach an Wassermühlen entlang ins Tal. Das weckt die Lust auf das Abenteuer. Aber eine Frau am Wegesrand schüttelt den Kopf. Das kann ja heiter werden! Links liegt nach kurzer Zeit ein erstes Dorf auf einer Höhe. Aber das zweite mit einem gelb aufleuchtenden Haus ist entscheidend. Denn dort soll es vor dem letzten Aufstieg hingehen.
Flache Stücke kommen nicht mehr. Mächtige runde Felsen, geschliffen vom Wasser der Eiszeit, säumen den Weg. Ab und zu kommt ein Auto vorbei. Die Serpentinen erlauben, herannahende Fahrzeuge hinter einem zu sehen und auch schon lange vorher zu hören.
Irgendwann ist auch die Höhe des zweiten Dorfes erreicht. Aber noch immer liegt es auf der anderen Seite des langen schmalen Tals.
Überwältigend: Blick auf 1216 Metern Höhe
Dann sind wenigstens die Portas de Montemuro ereicht. Ein überwältigender Blick auf 1216 Metern Höhe! Bis zur 122 Kilometer entfernten Serra da Estrela im Centro de Portugal kann man von hier aus sehen. Diese ist fast 2000 Meter hoch.
Wanderwege führen über die Portas in die umliegenden Täler. Die Straße herunter würde nach Viseu führen. Die Atmosphäre hier erinnert an die Pedras Levadas in der Estrela. Es gibt dort nur die in die Tiefe führende Straße vor und hinter einem.
Aber es gibt hier noch einen höher führenden Wanderweg — bis auf 1338 Meter. Der Straßenchef von Cinfães ist zufällig gerade im Restaurant Estrela da Serra anwesend. Er ist so nett, den Verlauf der fünf Kilometer langen Strecke zu erklären. Diese führe wirklich wie vom Navi angegeben zur Unterkunft in Gralheira, versichert er.
Burgen und Heimstätten für Grabunholde
Nach Kaffee und Snack schiebt der Reisende sein Fahrrad gut einen Kilometer steil aufwärts. Gewaltige Felsen liegen auch hier. Manche von ihnen bilden Burgen und Heimstätten für Grabunholde. “Die Straße gleitet fort und fort…” Es wäre so einfach gewesen, hätte das Navi nicht plötzlich eine Abzweigung angezeigt. Der zunächst noch breite Weg verändert sich zu einem Pfad, wird dann holprig mit Löchern, groben Steinen, verbrannter Erde. Fahren geht nicht mehr. Unten lodert aber ein gewaltiges Feuer. Zivilisation!!!
Dann das dicke Ende in der Dämmerung: Dicke Steine versperren den Weg. Das Rad rutscht weg. 23 Kilo Gepäck auf einem Gebirgspfad können verdammt schwer werden. “Vergiss die Hütte! Schlage hier das Zelt auf”, sagt eine innere Stimme. Doch mit letzter Kraft drückt der Reisende das Rad rauf. Der breite Wanderweg und die Windräder sind doch noch erreicht. Der Vollmond beleuchtet den Schotterweg. Die Lichter des Dorfes leuchten nach zwei Biegungen auf. Es folgt noch eine Kurve. Die Casa das Montanhas in Gralheira ist erreicht. Und die Serra de Montemuro ist zum größten Teil bezwungen. Es geht abwärts weiter am Rio Douro entlang Richtung Zamora.