Am Rio Minho fast skandinavisch: Der Rio Minho bildet eine natürliche Grenze zwischen Portugal und Spanien. Eine internationale Brücke verbindet beide Länder. Portugal hat der Reisende gestern etwas wehmütig auf dem Camino de Santiago von Porto nach Santiago de Compostela verlassen. Denn die Einheimischen behandelten ihn fast immer freundlich. Erst betraf dies den Fahrradhändler in Porto, dann aufmunternd lächelnde Spaziergänger an heftigen Steigungen bis hin zum besorgten Umdrehen. Es war oft auch friedlich auf den Straßen. Die Leute hupen wenig.
Insofern kann er nicht nachvollziehen, warum der dpa-Autor im SPIEGEL über den Caminho portugues all dies überhaupt nicht einbezieht. Teilweise benennt er sogar Dinge falsch. In den sieben Jahren seit Erscheinen des Artikels kann sich nicht viel verändert haben. Denn trotz der Schönheit mancher Etappen gibt es auch Schattenseiten. Das Verkehrsaufkommen ist zum Teil hoch. Die Pilger laufen oft an der Straße entlang — auf Asphalt. Dies ist anstrengend für die Gelenke. Von der Nähe der Autobahn und dem Marsch durch ein riesiges Industriegebiet zwischen O Porriño und Tui spricht er gar nicht. Und manche Steigungen sind enorm.
Falsche Erwartungen durch SPIEGEL und dpa
Der dpa-Autor lobt den “Caminho português” aber überschwänglich. So ist zu befürchten, dass er ein Pressedossier gekürzt widergibt. Das nennt man „kalt schreiben“. Dies aber bringt die Gefahr mit sich, falsche Erwartungen zu erwecken. Wir brauchen Reporter vor Ort! Der Weg hinter Tui wird wieder schön, vor allem ab dem Rio Miño in Spanien. Denn hier laufen die Pilger auf eine an Norwegen erinnernde Fjordlandschaft zu. Dies liegt am vielen Wasser und an Meeresbuchten, die hier “rias” heißen. Eiskaltes Wasser fließt ins Meer, was die Muschelzucht fördert.
In den Buchten sind von höheren Standpunkten aus Frachter zu sehen, die ankern oder gen Norden oder Süden ziehen. Dies erinnert an den Blick von Digermulen auf dem Lofot in Nordnorwegen. In der Tiefe des Fjordes sieht ein gewaltiges Kreuzfahrtschiff wie ein Spielzeug aus. Morgen geht es auf der Reise durch Galicien weiter nach Pontevedra. Am Rio Minho ist es fast skandinavisch — mal schauen, ob es weiter nördlich auch zutrifft. Oder sind dort andere spannende Eindrücke auf der Radreise zu erwarten?
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