
Radeln an der Sieg: Lange Zeit kannte der Reisende den Fluss Sieg nur durch Trainingsfahrten von Bonn bis Au. Dabei mag er sie sehr gerne, lässt sie sich zum einen durchs Rad bewältigen, zum anderen mit dem Kajak. Die Besichtigung ihrer Mündung in den Rhein lässt sich mit einem Besuch der berühmten Doppelkirche von Schwarzrheindorf verbinden. Sie entspringt aber schon nahe Walpersdorf im nordrhein-westfälischen Siegen-Wittgenstein. Von dem 155 Kilometern langen Fluss kannte der Reisende über Jahre nur gut 55 Kilometer, also gerade mal knapp ein Drittel. Dieses letzte Drittel ist sehr schön, schlängelt sich der Fluss doch noch einigermaßen natürlich durch Auenlandschaften. An manchen Stellen sind sogar Stromschnellen zu sehen. Im Sommer lädt sie die Einheimischen in der Siegaue bei Bonn-Beuel und bei Hennef zum Baden an Flussstränden ein. Auch Vögel wie Grau‑, Kanada- und Nilgänse sowie Reiher lassen sich dort sehen.
Nordrhein-Westfalen per Rad entdecken
So reifte im Reisenden schließlich der Plan, durch Nordrhein-Westfalen zu radeln, kannte er doch schon weitere Ziele in Nordnorwegen oder Südspanien. Aber er kannte nicht einmal das Siegerland, den Biggesee vom Hören-Sagen und den Kahlen Asten nur aus dem Wetterbericht im Radio. Gemeinsam mit seinem Radkumpel Ulf fuhr er gestern mit dem Zug nach Eitorf, um das bekannteste Stück ab Bonn abzukürzen. In Eitorf trinken beide auf einer gut 80 Kilometer langen Tour öfter Kaffee vor einer Bäckerei. Sie liegt ungefähr auf der Hälfte der Strecke. So spart man auch leicht Zeit.
Von Eitorf aus führte die Strecke in den schönen Ort Wissen, was jedoch nicht ganz einfach war. Zum einen verlockte das heiße Wetter den Reisenden in der Sieg zu baden. Zum ersten Mal überhaupt in seinem Leben. Kleine Fische kamen heran. Sie zupften Hauptschuppen von den Füßen. Kostenloses Peeling. Diese Empfindung entging Ulf leider, da er etwas lustlos am Ufer im Schatten saß. Dabei sollte der erste Urlaubstag Entspannung pur sein, zumal das abendliche Ziel noch nicht feststand. Jede Übernachtung soll entspannt erfolgen, damit man sich in Ruhe treiben lassen kann.
Radeln an der Sieg führte zum Wasserfall bei Windeck
Daher ließen der Reisende und Ulf sich gestern auch viel Zeit, bis es zur Erkundung der schönen Landschaft am Biergarten Elmores kam. Er liegt in einem alten Industriegebiet in einem umgebauten Gebäude in der Nähe von Windeck. Viele Touristen zieht der schöne Wasserfall in der Nähe an. Man kann dort baden und herumklettern. Vor der schönen Kulisse können Besucher abends in einer Lounge Konzerten folgen. Danach allerdings wurde die Zeit etwas knapp. Es dämmerte schon. Nach der überwiegend flachen Etappe wurde es nun hügelig und somit anstrengender. Der Reisende schlug Ulf vor, die Zelte auf einer Weide aufzubauen. Doch dies war ihm wohl zu heikel. Mit viel Glück fand das Team doch noch ein Hotel in Wissen. Im Ort konnte Ulf auch seine billigen Aldi-Taschen, die den Stress auf einem rappeligen Forstweg nicht überstanden hatten, gegen bessere von Ortlieb austauschen. Zum Glück gibt es ein Radgeschäft in Wissen. Und eine sinnvolle Investition für weitere Touren.
Und jetzt liegt der Reisende nachmittags in einem schönen schattigen Wald: 6,5 Kilometer vor Siegen. Wer viel trinkt, schafft es auch bei heißem August-Wetter einigermaßen voran zu kommen.
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