Spaniens schönste Dörfer

Du kennst bestimmt auch die Initia­ti­ve in Deutsch­land “Unser Dorf soll schö­ner wer­den”. Wenn sich Dör­fer beson­ders gelun­gen her­aus­put­zen, gibt es Prei­se dafür. Die­se Initia­ti­ve gibt es seit Jah­ren auch schon in Spa­ni­en als “Spa­ni­ens schöns­te Dör­fer”, aber auch in Frank­reich, Bel­gi­en und Ita­li­en. Frank­reich gilt als Quell die­ses Wettbewerbs.

Es exis­tiert sogar ein Ran­king mit den ver­meint­lich schöns­ten Dör­fern, jeden­falls von denen, die an dem Wett­be­werb teil­neh­men. Neu­lich fand der Rei­sen­de in spa­ni­schen Medi­en auch Lis­ten, zu denen er Dir als Hil­fe für die nächs­te Rei­se auf die Ibe­ri­sche Halb­in­sel hier ver­schie­de­ne Links gab. “El Pais” zum Bei­spiel ver­öf­fent­lich­te eine Lis­te mit den 30 schöns­ten Dörfern.

Der “Spie­gel” ver­öf­fent­lich­te kürz­lich auch eine Lis­te mit den 79 schöns­ten Dör­fern. Die Orte sind über das gan­ze Land von Nor­den bis Süden ver­teilt. Die­se Zusam­men­stel­lung basiert auf den Ergeb­nis­sen des spa­ni­schen Wett­be­wer­bes. Wich­tig ist bei der Aus­wahl: Ein­ge­bet­tet in schö­ne Natur müs­sen sie his­to­ri­sches oder archi­tek­to­ni­sches Erbe vor­wei­sen. Und die­ses soll­ten sie auch pfle­gen, damit der Pro­zess nach­hal­tig ist. Die Pfle­ge des­sen wird immer wie­der kon­trol­liert durch Exper­ten. Die Dör­fer zah­len für die Teil­nah­me am Wett­be­werb 600 Euro. Ziel dahin­ter ist es natür­lich, den Tou­ris­mus zu för­dern. Mehr Besu­cher gene­rie­ren mehr Ein­kom­men. Und man tut etwas dafür, dass weni­ger Dör­fer sterben.

Liste einiger schöner Dörfer

Zu der Aus­wahl gehö­ren in der Spie­gel-Lis­te unter anderem:

Setenil de las Bode­gas in Andalusien

Penís­co­la in Valencia

Car­mo­na in Kantabrien

Roda de Isá­be­na in Aragonien

Nijar in Andalusien

San Mar­tin de Tre­ve­jo in der Extremadura

Tazo­nes in Asturien

Vinie­gra de Aba­jo in La Rioja

Vinie­gro de Arri­ba in La Rioja

Potes in Kantabrien

Bager­gue in Katalonien

sowie

Bonil­la de la Sier­ra in Kas­ti­li­en und León. 

Viel Spaß beim Durch­kli­cken von Spa­ni­ens schöns­ten Dör­fern. Auf die­ser Kar­te kannst Du sehen, wo all die­se Orte lie­gen. Und so viel­leicht Dei­ne nächs­te Rei­se nach Spa­ni­en gut vorbereiten.

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Spaniens 30 schönste Dörfer

Bis­her dach­te ich, ich kenn­te jeden Gras­halm in Spa­ni­en. Denn ich bin schon durch vie­le Pro­vin­zen gera­delt. Meis­tens folg­te ich den Jakobs­we­gen, doch auch durch Anda­lu­si­en oder Kata­lo­ni­en bin ich schon viel gekommen.

Und heu­te fin­de ich in groß­ar­ti­gen Zei­tung “El Pais” aus Madrid eine Aus­wahl der 30 schöns­ten Dör­fer Spa­ni­ens. Die Rei­se­re­dak­ti­on hat die­se zusam­men­ge­stellt. Von denen ken­ne ich mit Graz­ale­ma in Anda­lu­si­en und Com­bar­ro in Gali­zi­en gera­de ein­mal zwei.

Gutes Essen in Grazalema

Graz­ale­ma liegt im Bin­nen­land. Ich erin­ne­re mich an die gro­ße Dank­bar­keit eines ehe­ma­li­gen Gast­ar­bei­ters, der sich bei mir für die Groß­her­zig­keit der Deut­schen bedank­te, ihn wäh­rend der Dik­ta­tur Fran­cos auf­ge­nom­men zu haben. Er spen­dier­te mir eine lecke­re Por­ti­on Tapas. Und ich erin­ne­re mich an die klei­nen schwar­zen Schwei­ne auf den Wie­sen, aus denen spä­ter der exqui­si­te ibe­ri­sche Schin­ken pro­du­ziert wird.

Noch fri­scher ist die Erin­ne­rung an Com­bar­ro an der gali­zi­schen Küs­te. Dort war ich im August 2017, als ich erst auf dem por­tu­gie­si­schen, dann gali­zi­schen Jakobs­weg radel­te. Ich ver­brach­te dort den Nach­mit­tag mit einer lie­ben Pil­ge­rin aus Hei­del­berg vor einem Café. Das Meer rausch­te. Die Kuft war warm. Doch mach­te ich auch Bekannt­schaft mit dem kal­ten Was­ser, das mit 15 Grad doch recht erfri­schend ist. Bei 25 bis 30 Grad Luft­tem­pe­ra­tur und so erheb­li­cher Dif­fe­renz kos­te­te es mich dort mehr Über­win­dung als ins Polar­meer zu stei­gen und mich dar­in zu waschen. Auf dem Lofot waren es gera­de ein­mal fünf bis sie­ben Grad Unter­schied. In Gali­zi­en fließt kal­tes Was­ser aus den Ber­gen in die Buch­ten. Davon pro­fi­tie­ren vor allem die berühm­ten Muschel­fi­scher. Deren Kul­tu­ren brau­chen kal­tes Was­ser, um zu gedei­hen. Je mehr Mus­kel­fleisch die Tie­re anset­zen, des­to grö­ßer ist der Gewinn.

Daher freue ich mich schon dar­auf, in den kom­men­den Jah­ren alle ande­ren Dör­fer auch zu durch­strei­fen und zu erle­ben. Denn Dör­fer sind oft inter­es­san­ter als Städ­te, da ich in ihnen die meis­ten Men­schen ken­nen ler­ne, sie traum­haft in die oft stil­le Land­schaft ein­ge­bet­tet sind und sie vie­le Schät­ze bereit hal­ten. Spa­ni­ens 30 schöns­te Dör­fer — es lohnt sich, den Arti­kel zu lesen.

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Gottesanbeterin am Rio Duero begegnet

Got­tes­an­be­te­rin am Rio Due­ro begeg­net: Unten im Tal liegt ein klei­ner Stau­see: Es ist nach­mit­tags gegen 16 Uhr. Zeit für eine kur­ze Rast. Ein gro­ßer Stein bie­tet dem Rad­rei­sen­den einen beque­men Sitz. Wäh­rend er einen Apfel ver­zehrt, kriecht neben ihm auf dem Stein ein gro­ßes Insekt her­auf. Lang­sam, Stück für Stück. Welch ein Glück für den Rei­sen­den: Er ist einer Got­tes­an­be­te­rin am Rio Due­ro begegnet.

Die ers­te Etap­pe der kom­plett neu­en Rei­se liegt hin­ter dem Rei­sen­den. Den vor­erst abge­schlos­se­nen Jakobs­weg nach Sant­ia­go wird er erst in Por­to wie­der­se­hen. Er freut sich jetzt ein wenig, mal nicht auf Sand und Stei­nen zu ackern. Er fuhr gut 60 Kilo­me­ter am Rio Due­ro ent­lang, soweit es irgend­wie mög­lich war. Von Zamo­ra aus fuhr er nach Miran­da do Dou­ro in Por­tu­gal. In Por­tu­gal heißt der Rio Due­ro Rio Dou­ro. Das Stück war ein­sam. Ab und zu begeg­ne­te er Autos. Er sah aber auch, dass der Due­ro längst kein Natur­fluss mehr ist. An Was­ser-Kraft­wer­ken ist zu sehen, dass mehr­fach Ener­gie aus ihm gewon­nen wird.

Gottesanbeterin am Rio Duero nicht gruselig

Die Got­tes­an­be­te­rin kriecht aus dem Schat­ten. Ihr ist wohl noch zu kalt, um zu flie­gen. Auf Ver­grö­ße­run­gen sieht sie nicht gera­de ange­nehm aus. Als Kind konn­te der Rei­sen­de das Tier nicht lan­ge anschau­en. Das Weib­chen frisst den Gat­ten oft nach der Befruch­tung auf. Aber mit dem blo­ßen Auge weist es nichts Gru­se­li­ges auf.

Es bleibt genug Zeit, die Kame­ra aus dem Ruck­sack zu zie­hen, das Insekt zu fil­men und zu foto­gra­fie­ren. Denn die Son­ne wärmt im Novem­ber nicht so heiß wie ab März. Doch die ursprüng­lich aus Afri­ka stam­men­de Heu­schre­cke regis­triert die nahe Lin­se. Und wie sich der Foto­graf hin- und her­be­wegt. Sie krab­belt lang­sam weg, um sich in Sicher­heit zu brin­gen. An einer Pflan­ze hängt sich das auch als Man­ti­de bezeich­ne­te Insekt so auf, als wäre es ein Zweig. Es tarnt sich so vor Vögeln und ande­ren Fein­den. Die Got­tes­an­be­te­rin ist einem Men­schen am Rio Due­ro begeg­net. Am Fluss gedeiht also mehr als die Wein­sor­te Ribe­ra del Due­ro. Nun ist der Bike­pa­cker neu­gie­rig, was es so alles im Par­que Arri­bes del Due­ro zu sehen gibt.

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Bikepacker tarnt sich perfekt

Ocker­far­be­nes Haus, das lei­der ver­fal­len ist

Bike­pa­cker tarnt sich per­fekt: Wer will den Rei­sen­den wei­ter beglei­ten auf sei­ner Tour? Es geht nach wie vor durchs Zen­trum Spa­ni­ens und Por­tu­gals. Auf der Couch Mit­rei­sen­de wer­den in den nächs­ten Tagen den zau­ber­haf­ten Rio Due­ro ken­nen­ler­nen. Vor allem ist die­ser durch Wein­an­bau in bei­den Lan­dern bekannt. Dort lebt auch so manch selt­sa­mes Getier, das ganz frü­her nicht zur Ibe­ri­schen Halb­in­sel gehör­te. Gut 50 Kilo­me­ter radelt der Rei­sen­de jetzt noch durch Kas­ti­li­en-León. Dann biegt er über Zamo­ra am Fluss ent­lang Rich­tung Por­to ab.

Der Cami­no de Sant­ia­go wird trotz Schot­ters ein­fa­cher. Meis­tens ist das Gelän­de flach. Schie­ben bleibt einem daher weit­ge­hend erspart. Hier und da mal eine stei­le kur­ze Stre­cke, die mit 23 Kilo Gepäck bei losem Unter­grund nicht leicht zu bewäl­ti­gen ist. 

Jeder hät­te also gute Chan­cen, hier zu über­le­ben und vor­an­zu­kom­men. 😊 Auch das Wet­ter ist Ende Oktober/Anfang Novem­ber ange­nehm kühl für Mit­tel­eu­ro­pä­er. Es lebt sich hier wie im Spät­som­mer. Über­mä­ßig viel trin­ken muss hier daher nie­mand. Kur­ze Klei­dung reicht völ­lig aus, wenn­gleich es hier und da erstaun­te Bli­cke der Ein­woh­ner gibt. Man­che tra­gen schon Win­ter­klei­dung. Oder liegt das Erstau­nen am Farbton?

Ocker tarnt Bikepacker

Denn Rei­se­rad und Gesicht des Bike­pa­ckers ver­fär­ben sich nach und nach ocker­far­ben. Das liegt am Staub auf der Pis­te: Adapt­a­ti­on. Daher sehen selbst man­che Häu­ser ent­lang der Stre­cke so aus. Sie wur­den vor gut 100 Jah­ren aus Lehm erbaut. In der Mischung ent­hal­ten sind Stein­chen. Der unte­re Rand ist noch gemau­ert. Holz­bal­ken tra­gen heu­te noch die Last. Ver­nünf­tig restau­riert könn­ten sie sogar eine Tou­ris­ten­at­trak­ti­on sein ent­lang der “Via de la Pla­ta”, ein von Sevil­la nach Sant­ia­go de Com­pos­te­la füh­ren­der Jakobs­weg. Ras­ten oder Über­nach­ten in his­to­ri­schen Häu­sern! Aber die Spa­ni­er las­sen sie offen­bar nach und nach ver­fal­len. Dabei tra­gen sie gut zur Iden­ti­fi­ka­ti­on mit der Regi­on bei.

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Erbarmungslos trockener Jakobsweg

Erbar­mungs­los tro­cke­ner Jakobs­weg: Welch eine abwechs­lungs­rei­che Land­schaft zwi­schen Mom­buey und Ollosa de Tera in Kas­ti­li­en und León. Heu­te Mit­tag streif­te der Rei­sen­de noch auf einer Moun­tain­bike-Rou­te um Mom­buey her­um. Dort war es sehr tro­cken. Nur dicke schwe­re glän­zen­de Quarz­stei­ne erhell­ten die Stim­mung. Es könn­te hier also Gold geben. Hei­de­kraut ist es gelun­gen, sich hier anzu­sie­deln: Es ist hart und krat­zig. Son­ne knallt grell vom Him­mel. Aber die Luft ist erstaun­lich: herbst­lich kühl. Gro­ße Bäu­me dar­ben am Boden, hin­weg­ge­fegt von einem Sturm im Juni. Sie ver­sper­ren den Sin­gle-Trail. Des­halb muss der Jakobs­pil­ger zwi­schen Fel­sen radeln, die wie Ter­mi­ten­bau­ten empor­ra­gen. Ein Paar aus Madrid streift trau­rig durchs tro­cke­ne Fluss­bett des Rio Negro. Der Name kommt wohl nicht von unge­fähr. Sie laden den Bike­pa­cker zum Kaf­fee ins küh­le Feri­en­haus ein.t

Nach erbarmungslos trocken kühles Nass

Am spä­ten Nach­mit­tag heißt es nicht mehr erbar­mungs­los tro­cke­ner Jakobs­weg, son­dern end­lich küh­les Nass. Eine Erlö­sung! Der Rio Tera kreuzt wie­der sei­nen Weg. Die­sem ist der Rei­sen­de bereits in der Nähe der “Lagu­na de los pezes” — Lagu­ne der Fische — bei Pue­bla de San­ab­ria begeg­net. Dort ist er noch auf 1800 Meter Höhe gera­delt ohne Lei­den. Hier bei Ollosa de Tera wird das Gewäs­ser gestaut. In der Her­ber­ge in Mom­buey gibt es übri­gens kei­ne Bett­wan­zen — “chin­chos” auf Spa­nisch. Pil­ger in der Her­ber­ge von Cam­po­bece­ros setz­ten das Gerücht in die Welt. Die “alber­gue” hat­te der Pil­ger ganz für sich allei­ne. Eine net­te Nach­ba­rin öff­ne­te ihm die Tür . Um mor­gens muss­te er ihr die Schlüs­sel nur in die Hand drü­cken. Denn sie stand schon war­tend auf der Stra­ße. Wer also von Sevil­la den Jakobs­weg “Via de la pla­ta” Rich­tung Sant­ia­go de Com­pos­te­la her­auf­ra­delt, kann sich dort beru­higt nie­der­las­sen. Aber der Rei­sen­de ruht nicht, son­dern fährt mor­gen wei­ter Rich­tung Rio Due­ro. So etwas wie einen erbar­mungs­los tro­cke­nen Jakobs­weg wird dort mit Sicher­heit nicht geben.

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Wenn dir die Einsamkeit gefällt…

Wenn dir die Ein­sam­keit gefällt: “Si te gus­ta la sole­dad, si quie­res ser prot­ago­nis­ta de este cami­no jun­to a la gran­de­za del paisa­je y fren­te a dure­za de los fri­os y los soles. Si quie­res que los ata­r­de­ce­res te arras­tren en sus hon­dos silen­ci­os y que a las maña­nas los quie­bros de la auro­ra te agi­ten el alma … ¡este es tu camino!”

“Wenn dir die Ein­sam­keit gefällt, wenn du Haupt­dar­stel­ler die­ses Weges sein willst, zusam­men mit der Groß­ar­tig­keit der Land­schaft und gegen die Här­te der Käl­te und der Son­ne. Wenn du willst, dass die Son­nen­un­ter­gän­ge dich in ihr tie­fes Schwei­gen zie­hen und dass mor­gens die Unter­gän­ge der Mor­gen­rö­te dir die See­le auf­rüt­teln … ist dies dein Weg!”

Dies steht auf dem mit stei­ner­nen Wan­der­stie­feln ver­se­he­nen Monu­ment am Jakobs­weg “Via de la Pla­ta”. Die Stre­cke führt von Sevil­la in Anda­lu­si­en nach Sant­ia­go de Com­pos­te­la in Gali­ci­en. Den Rei­sen­den spricht der Text an. Denn er spricht von Ein­sam­keit, von der Här­te der Käl­te und der Son­ne, von wei­ter Land­schaft, von der Stil­le, der beein­dru­cken­den Stim­mung am Mor­gen. “Dann ist das dein Weg”. Kein ande­rer Jakobs­pil­ger ist in Sicht. Nur eini­ge hun­dert Meter wei­ter frisst ein ange­lein­ter Esel Gras in einer Sied­lung ohne Men­schen. Großartig!

Burg aus dem Roman “Don Quijote”

Hin­ge­gen tref­fen jetzt vor der Burg in Pue­bla de San­ab­ria Besu­cher ein. Vor die­ser steht der Rei­sen­de gera­de mit sei­nem Fahr­rad. Die­se wol­len wohl erfah­ren, wie die Fes­tung aus­sieht, die Miguel de Cer­van­tes in sei­nem berühm­ten Schel­men­ro­man “Don Qui­jo­te” zum Schau­platz sei­ner Hand­lung erwählt hat. Eine rich­ti­ge Rit­ter­burg mit run­den Eck­tür­men. Der Tou­ris­mus­ver­band bie­tet eine Tour auf den Spu­ren des Qui­jo­te an. Die­se ähnelt wohl den auch im deutsch­spra­chi­gen Raum oft zu fin­den­den Bur­gen­rou­ten. Heu­te zählt die Fes­tung zu den best­erhal­te­nen Bur­gen des 15. Jahr­hun­derts. Sie steht wie vie­le ande­re Fes­tun­gen auch auf einer Anhö­he. Von oben genie­ßen Tou­ris­ten den wei­ten Blick in die Land­schaft um die alte Fes­tungs­stadt Zamo­ra in Kas­ti­li­en-León. Hier ist es weit­ge­hend flach. Aber wuss­test Du, dass der Jakobs­weg sogar in die­ser Gegend auf weit über 1000 Meter Höhe ansteigt?

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Frost ist gut für schwarze Trüffeln

Doch dann läuft das Tier der Fin­ca Arotz zum Herr­chen zurück und schaut zu ihm auf. Wegen der Men­schen­men­ge auf den Fer­sen? Die in der Regel drei­ßig bis hun­dert Gramm, in Glücks­fäl­len bis zu einem Kilo wie­gen­den schwar­zen Trüf­feln wach­sen hier auf einem ton- und kalk­hal­ti­gen Boden mit einem pH-Wert von acht Pro­zent. Die Pil­ze hier müss­ten im Herbst fast reif sein. Denn das Wachs­tum schwar­zer Trüf­feln beginnt im Früh­jahr. Die spä­ter kom­pak­ten, unför­mi­gen Trüf­fel­knol­len, häu­fig mit dicken War­zen über­sät, rei­fen sie­ben bis zehn Mona­te in der Erde. Im Dezem­ber wird geern­tet. Aber ist Frost gut für schwar­ze Trüf­feln? Kann man dann aus ihnen Trüf­fel­scho­ko­la­de, Trüf­fel­pra­li­nen, Trüf­fel­pas­te­te formen?

Konserve Trüffeln.jpg
Dose mit Trüffeln

Über­mä­ßi­ge Hit­ze oder Dür­re sowie frü­her Frost bekom­men den Pil­zen nicht. Soria liegt auf einer Hoch­ebe­ne, 1050 Meter über dem Mee­res­spie­gel. Die Land­schaft ist kalt und tro­cken. Schon Ende Sep­tem­ber kann es Nacht­frös­te geben. Es gibt Tem­pe­ra­tur­schwan­kun­gen mit 15° Cel­si­us zwi­schen der Höchst- und Tiefst­tem­pe­ra­tur. Der dadurch ent­ste­hen­de Boden­frost sti­mu­liert Pil­ze per­fekt. Frost ist gut für schwar­ze Trüffeln.

Der Hund ist wie­der auf der Suche, scharrt jetzt in der Erde. Hat der Per­di­ge­ro end­lich eine Trüf­fel gefun­den? Sein Herr­chen gräbt nun mit einer Schau­fel ein Loch in den Boden. Nichts: Luna war wohl ver­wirrt durch die vie­len Menschen.

Die Fami­li­en­ge­schich­te Car­los Fres­ne­das, der auch im Oktober…

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Größter Trüffelproduzent der Welt

Spanien Trüffel Okt 2010 Navaleno Restaurant 1

Größ­ter Trüf­fel­pro­du­zent der Welt: Die meis­ten Pilz­samm­ler lau­fen im Herbst durch Wäl­der, um ober­ir­di­sche schirm­chen­för­mi­ge so genann­te Pil­ze zu suchen. Bio­lo­gisch han­delt es sich aber nur um die schirm­för­mi­gen Tei­le der Pil­ze. Die­se wach­sen ober­ir­disch und bil­den Spo­ren. Sie sind die Spo­ren­trä­ger. Von die­sen gehen neue feins­te Pilz­schläu­che aus, aus denen das Myzel gebil­det wird. Im Gegen­satz zu die­sen „nor­ma­len“ Pil­zen haben die Trüf­feln kei­ne ober­ir­di­schen Ver­meh­rungs­or­ga­ne. Die knol­len­för­mi­gen Gebil­de, die man als Trüf­feln isst, ent­spre­chen bio­lo­gisch Pilz­schir­men. Pilz­züch­ter ent­neh­men ihnen Spo­ren. Damit imp­fen sie Baum­wur­zeln, um eine Trüf­fel­zucht anzulegen. 

Der größ­te Trüf­fel­pro­du­zent der Welt macht dies bereits in gro­ßem Umfang. Cate­sa Arotz gehört dem spa­ni­schen Nah­rungs­mit­tel­kon­zern Ebro, Pule­va. Der deut­sche Nudel­her­stel­ler Bir­kel zählt auch dazu. 600 Hekt­ar umfasst sein mit über 150.000 Bäu­men bepflanz­tes Gelän­de nahe Navaleno.

Zum Ver­gleich: In der Pro­vinz von Soria gibt es unge­fähr 1.500 Hekt­ar Land, auf denen Men­schen Trüf­feln kul­ti­vie­ren. „400 Men­schen sind in der Bran­che in Spa­ni­en beschäf­tigt“, sagt Car­los Fres­ne­da, Prä­si­dent der Aso­cia­ción Pro­vin­cial de Tru­fi­cul­to­res. In der Pro­vinz von Soria sei­en es 40.

Die meisten Betriebe sind Einmann-Unternehmen

Die meis­ten Betrie­be sind jedoch klei­ne Ein­mann-Unter­neh­men mit einer Grö­ße von vier Hekt­ar. In gro­ßen mit zehn bis zwan­zig Hekt­ar beschäf­tigt der Unter­neh­mer drei bis fünf Arbei­ter. Die Zahl der Arbeits­kräf­te vari­iert, je nach­dem, ob man ern­tet oder auch noch zusätz­li­che Bäu­me pflanzt. Auf der Arotz-Fin­ca arbei­ten dage­gen zehn, also die dop­pel­te bis drei­fa­che Anzahl. In der Pflanz­zeit sind es sogar bis zu drei­ßig Arbeitskräfte.

Es ver­wun­dert, dass ein “größ­ter Trüf­fel­pro­du­zent der Welt” sol­che eine Farm Besu­chern zeigt. Denn sonst pro­pa­giert man Trüf­fel­an­bau nicht sehr stark. Vie­le älte­re Trüf­fel­bau­ern befürch­ten, dass Image ihres Beru­fes kön­ne dar­un­ter lei­den. Und so könn­ten mit­tel­fris­tig die Prei­se ver­dor­ben wer­den. Sie mei­nen, die heu­ti­ge Mög­lich­keit der Zucht sol­le man bes­ser geheim hal­ten. Doch das ist gar nicht nötig: Die Nach­fra­ge nach schwar­zen Trüf­feln oder wei­ßen Trüf­feln über­steigt das Ange­bot. Und die Palet­te der aus ihnen ent­ste­hen­den Pro­duk­te enorm wie Trüf­fel­öl, Trüf­fel­scho­ko­la­de, Trüf­fel­pas­te­te, Trüf­fel­pra­li­nen und Trüffelchips.

Doch dann läuft das Tier der Fin­ca Arotz zum Herr­chen zurück und…

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Läuft dort nicht Rotkäppchen?

Nahe dem Dorf Nava­le­no geht es auf einem Wan­der­weg in einen Wald. Ande­re unter den Pilz­samm­lern durch­käm­men die Anhö­hen des gro­ßen Fors­tes. Selbst dort fal­len ihnen Pil­ze in den Schoß. Der Boden ist ange­nehm tro­cken. Läuft dort nicht Rot­käpp­chen? Nein, es kom­men ande­re Pilz­samm­ler mit gefloch­te­nen Kör­ben. Dies wirkt alt­mo­disch. Das Mot­to „Ern­ten, ohne zu säen“, unter dem jähr­lich vie­le Men­schen los­zie­hen, passt. Über­all schie­ßen Pil­ze aus dem Boden; zum Teil ver­ste­cken sie sich im Gras. Sie kön­nen sich hier vor allem von Laub und abge­fal­le­nen Ästen ernäh­ren, die von den weit ver­brei­te­ten Wald­kie­fern stammen. 

Alfre­do Rodrí­guez Gara­gor­ri vom Forst­un­ter­neh­men „Árbo­les Azu­les“ in Ovie­do erklärt, wie die­ser Wald­reich­tum im tro­cke­nen Spa­ni­en zu erklä­ren ist: „Kas­ti­li­en und León bil­den die größ­te zusam­men­hän­gen­de Regi­on Spa­ni­ens mit mehr als 100.000 Qua­drat­ki­lo­me­tern Flä­che; gut die Hälf­te ist nicht land­wirt­schaft­lich genutzt. Die Popu­la­ti­ons­dich­te ist mit 25 Ein­woh­nern pro Qua­drat­ki­lo­me­ter sehr nied­rig. In der Pro­vinz Soria leben sogar nur zehn Per­so­nen auf einem Quadratkilometer.“

Lehrreiches im Pilzzentrum Navaleno

Nicht alle Pil­ze sind so wert­voll wie der hier wach­sen­de Stein­pilz, so vor­nehm wie die Mor­chel oder begehrt wie der Pfif­fer­ling. Natür­lich wach­sen hier auch Gift­pil­ze. Daher ist es zu emp­feh­len, nach der Ern­te einen Exper­ten her­an­zu­zie­hen. Denn es ist schwie­rig, selbst zu ent­schei­den, ob es sich um einen Spei­se- oder Gift­pilz han­delt. Dabei hel­fen dem Neu­ling die Exper­ten des 2007 eröff­ne­ten Pilz­zen­trums Nava­le­no. Für ein so kom­pli­zier­tes Fach­ge­biet, für das ein ein­zi­ges Bestim­mungs­buch nicht aus­reicht, ist die dor­ti­ge Aus­stel­lung gut kon­zi­piert. Sie führt Lai­en in Wort und Bild in den Stoff ein. 

Körbe besser als Eimer

Hier klärt sich end­lich auch auf, war­um sich Kör­be eher als Eimer zum Sam­meln eig­nen. Die Pil­ze wer­den gut belüf­tet und ihre durch die Rit­zen fal­len­den Spo­ren kön­nen sich wie­der im Wald ver­tei­len. Wenn man meint, “Läuft dort nicht Rot­käpp­chen?” „sät“ der Samm­ler. Wer will, kann hier einen Kurs bele­gen, um alles über die selt­sa­men Wesen zu erfah­ren, die frü­her als halb Tier, halb Pflan­ze emp­fun­den wur­den, in West­fa­len als „Frosch­stüh­le“ bezeich­net werden.

Auf Farb­ta­feln sind ess­ba­re Pil­ze aus der Regi­on abge­bil­det. Sie bil­den ab, wie man sie scho­nend der Natur ent­nimmt. Es gibt Samm­ler, die den Boden viel zu stark auf­gra­ben und so die Pilz­ge­flech­te im Boden zer­stö­ren. „Man­che sam­meln auch weit über eige­ne Bedürf­nis­se hin­aus oder neh­men zu alte Pil­ze mit, die wich­tig für die Repro­duk­ti­on sind“, erklärt Rodrí­guez Gara­gor­ri. Den Wäl­dern wer­den so jähr­lich Ton­nen von Pil­zen von unaus­ge­bil­de­ten Suchern ent­nom­men. In man­chen Gegen­den schür­fen sogar kom­mer­zi­el­le Samm­ler illegal. 

In Nava­le­no selbst darf man noch ohne Erlaub­nis sam­meln. Aber in Kas­ti­li­en und León gibt es sechs ande­re Gebie­te mit 140.000 Hekt­ar Flä­che, in denen eine Erlaub­nis not­wen­dig ist. „Die Regie­rung wür­de auch ger­ne in Nava­le­no eine Regu­lie­rung ein­füh­ren. Mit zehn Euro jähr­lich wäre sie für kom­mer­zi­el­le Samm­ler güns­tig zu haben“, sagt Rodrí­guez. Doch eini­ge Lob­bys leis­te­ten Widerstand.

Die meis­ten Pilz­samm­ler lau­fen im Herbst durch Wäl­der, um ober­ir­di­sche schirm­chen­för­mi­ge so genann­te Pil­ze zu suchen. Bio­lo­gisch han­delt es sich aber um…

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Auf der Jagd nach edlen Pilzen

In ein Grimm­sches Mär­chen zurück­ver­setzt, füh­len sich Besu­cher der Pro­vinz Soria in den Wäl­dern der ehe­ma­li­gen spa­ni­schen König­rei­che Kas­ti­li­en und León. Wie Rot­käpp­chen tra­gen Pilz­samm­ler gefloch­te­ne Kör­be. Sie sind auf der Jagd nach edlen Pil­zen und ern­ten, ohne zu säen: Soria ist ein Dora­do für Pilz­ken­ner. Restau­rants berei­ten Spei­sen aus Stein­pil­zen oder Trüf­feln zu. In Nava­le­no gibt es die größ­te Trüf­fel­farm der Welt. Die Bedin­gun­gen für Pil­ze sind auf der von Tou­ris­ten noch nicht ent­deck­ten Hoch­ebe­ne von Soria sehr gut.

Wenn Gour­mets von Trüf­feln, Mor­cheln und Stein­pil­zen spre­chen, wis­sen sie, dass es sich um Spit­zen­pro­duk­te der fran­zö­si­schen und ita­lie­ni­schen Ess­kul­tur han­delt. Doch gibt es auch in Spa­ni­en, dem Land der Oli­ven­hai­ne und des Ser­ra­no-Schin­kens, Trüf­feln und ande­re Edel­pil­ze? Die Ant­wort ist ein deut­li­ches „Ja“, vor­wie­gend in der auto­no­men Regi­on Kas­ti­li­en und León. Spe­zi­ell in den Wäl­dern der Pro­vinz Soria fin­den die begehr­ten Spei­se­pil­ze güns­ti­ge natür­li­che Bedin­gun­gen. Jeden Herbst sind dort mit Mes­sern bewaff­ne­te Samm­ler unter­wegs, um zu „ern­ten, ohne zu säen“. Sie sind gera­de­zu auf der Jagd nach edlen Pil­zen. Die­se Gegend über­ge­hen die Rei­se­füh­rer bis­lang. Sie liegt im Bin­nen­land, 230 Kilo­me­ter nord­öst­lich von Madrid.

Zucht erst seit 30 bis 40 Jahren

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Modell eines Pil­zes im Pilz­zen­trum Navaleno.

Noch ist die geziel­te Trüf­fel­zucht erst drei­ßig bis vier­zig Jah­re alt. Sie ist aber so erfolg­reich, dass man sie als eine neue Form der Land­wirt­schaft bezeich­nen könn­te. Nicht ein­mal in Frank­reich ist die Her­kunft der Trüf­fel aus spa­ni­scher Zucht bekannt. Die spa­ni­schen Initia­to­ren in Soria beur­tei­len die Chan­cen für den Export von wei­ßen Trüf­feln oder schwar­zen Trüf­feln, aber auch die För­de­rung des Tou­ris­mus jedoch als sehr gut. Sie mei­nen auch, dass sich kei­ne Gefahr für die Natur ergibt. Im Grun­de fol­gen die Initia­to­ren dem in Kata­lo­ni­en und dem Bas­ken­land wesent­lich frü­her beschrit­te­nen Weg der Pilzkultur.

Nahe dem Dorf Nava­le­no geht es auf einem Wanderweg…

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