Nahe dem Dorf Navaleno geht es auf einem Wanderweg in einen Wald. Andere unter den Pilzsammlern durchkämmen die Anhöhen des großen Forstes. Selbst dort fallen ihnen Pilze in den Schoß. Der Boden ist angenehm trocken. Läuft dort nicht Rotkäppchen? Nein, es kommen andere Pilzsammler mit geflochtenen Körben. Dies wirkt altmodisch. Das Motto „Ernten, ohne zu säen“, unter dem jährlich viele Menschen losziehen, passt. Überall schießen Pilze aus dem Boden; zum Teil verstecken sie sich im Gras. Sie können sich hier vor allem von Laub und abgefallenen Ästen ernähren, die von den weit verbreiteten Waldkiefern stammen.
Alfredo Rodríguez Garagorri vom Forstunternehmen „Árboles Azules“ in Oviedo erklärt, wie dieser Waldreichtum im trockenen Spanien zu erklären ist: „Kastilien und León bilden die größte zusammenhängende Region Spaniens mit mehr als 100.000 Quadratkilometern Fläche; gut die Hälfte ist nicht landwirtschaftlich genutzt. Die Populationsdichte ist mit 25 Einwohnern pro Quadratkilometer sehr niedrig. In der Provinz Soria leben sogar nur zehn Personen auf einem Quadratkilometer.“
Lehrreiches im Pilzzentrum Navaleno
Nicht alle Pilze sind so wertvoll wie der hier wachsende Steinpilz, so vornehm wie die Morchel oder begehrt wie der Pfifferling. Natürlich wachsen hier auch Giftpilze. Daher ist es zu empfehlen, nach der Ernte einen Experten heranzuziehen. Denn es ist schwierig, selbst zu entscheiden, ob es sich um einen Speise- oder Giftpilz handelt. Dabei helfen dem Neuling die Experten des 2007 eröffneten Pilzzentrums Navaleno. Für ein so kompliziertes Fachgebiet, für das ein einziges Bestimmungsbuch nicht ausreicht, ist die dortige Ausstellung gut konzipiert. Sie führt Laien in Wort und Bild in den Stoff ein.
Körbe besser als Eimer
Hier klärt sich endlich auch auf, warum sich Körbe eher als Eimer zum Sammeln eignen. Die Pilze werden gut belüftet und ihre durch die Ritzen fallenden Sporen können sich wieder im Wald verteilen. Wenn man meint, “Läuft dort nicht Rotkäppchen?” „sät“ der Sammler. Wer will, kann hier einen Kurs belegen, um alles über die seltsamen Wesen zu erfahren, die früher als halb Tier, halb Pflanze empfunden wurden, in Westfalen als „Froschstühle“ bezeichnet werden.
Auf Farbtafeln sind essbare Pilze aus der Region abgebildet. Sie bilden ab, wie man sie schonend der Natur entnimmt. Es gibt Sammler, die den Boden viel zu stark aufgraben und so die Pilzgeflechte im Boden zerstören. „Manche sammeln auch weit über eigene Bedürfnisse hinaus oder nehmen zu alte Pilze mit, die wichtig für die Reproduktion sind“, erklärt Rodríguez Garagorri. Den Wäldern werden so jährlich Tonnen von Pilzen von unausgebildeten Suchern entnommen. In manchen Gegenden schürfen sogar kommerzielle Sammler illegal.
In Navaleno selbst darf man noch ohne Erlaubnis sammeln. Aber in Kastilien und León gibt es sechs andere Gebiete mit 140.000 Hektar Fläche, in denen eine Erlaubnis notwendig ist. „Die Regierung würde auch gerne in Navaleno eine Regulierung einführen. Mit zehn Euro jährlich wäre sie für kommerzielle Sammler günstig zu haben“, sagt Rodríguez. Doch einige Lobbys leisteten Widerstand.
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