Obwohl noch viele Kilometer vom Brandherd entfernt, verfärbte sich bereits hier der Himmel.
Obwohl noch viele Kilometer vom Brand entfernt, verfärbte sich der Himmel.
Jetzt im TV: von Porto bis Schweden. Durchstreifen & Erleben versorgt Abonnenten regelmäßig mit den besten Kultur- und Reisefilmen im TV-Programm. Im Zentrum stehen beliebte Ziele in Europa. Diesmal erwartet alle die Länder-Auswahl Deutschland, Frankreich, Portugal, Schweden und Spanien. Wiederholungen machen sich in dieser Übersicht bewusst rar. Denn viele von ihnen stehen schon in zuvor veröffentlichten Newslettern.
Noch heute sträuben sich dem Reisenden die Nackenhaare, wenn er “Waldbrand” hört. Er hat nämlich nicht nur einfach Qualm vor einer Landung in Faro vom Flugzeug aus gesehen. Die Wahrnehmung aus der Vogelperspektive war schon beklemmend genug. Als er aber 2017 mit dem Mountainbike monatelang im Nordwesten der Iberischen Halbinsel unterwegs war, erlebte er in der Nähe von Santiago de Compostela einen großen Brand aus nächster Nähe — in der Umgebung von Silleda. Er empfand Todesangst. In diesem Artikel könnt ihr gut nacherleben, wie sich Bikepacker und Bevölkerung in einem Dorf fühlten. Doch wird versäumt, etwas für die Natur zu tun?
Naturschutz im Centro de Portugal
Mit Naturschutz nehmen es die Portugiesen ernst. Und auch die Spanier. Denn nur so können sie die Gefahr von Waldbränden erheblich mindern. Der Reisende besuchte mit dem Biologen António die “Faia Brava” in der Nähe von Castelo Rodrigo. Dieser betreut das Naturreservat im Centro de Portugal mit einer Gruppe Freiwilliger. Sie forsten das Gebiet auf, lassen Tümpel wieder aufleben. Tiere halten das Gras niedrig. In diesem Areal gab es einst Landwirtschaft. Heute leben dank der Maßnahmen im Naturschutzgebiet Greifvögel wie Geier und Schlangen wie Vipern. Mal schauen, was der Beitrag „Vom Feuer bedroht, Waldbrand in Portugal“ auf 3sat an Lösungen bietet.
Und was erwartet euch schon ab heute unter “Jetzt im TV: von Porto bis Schweden”?
Jetzt im TV: Naturparks in Europa. Aktuell versorgt der Reisende euch möglichst regelmäßig mit TV-Dokus über Kultur und Reise. Im Zentrum stehen beliebte Ziele in Europa, die jetzt im Fernsehen laufen. Diesmal sind nach der Masse an Dokus in der vergangenen Woche nur Deutschland, Portugal und Österreich vertreten. Am meisten erfahren die Zuschauer diesmal über Destinationen in Deutschland. Das liegt wohl an Corona mangels Reisemöglichkeiten liegt.
Empfehlen kann der Reisende einen Film über Naturparks in Portugal. Er sah ihn bereits. Die Serra da Estrela kennt er gut, da er dort mehrfach recherchierte, einen Reiseführer darüber verfasste. Die Region liegt im Centro de Portugal. Sie besticht durch hohe Berge und Juwelen-Dörfer. Und sie ist gut mit dem Rad zu bereisen. Denn die Strecken sind auf der von zu empfehlenden Rundstrecke nicht steil. Zwei Wochen kannst Du die Region ohne Muskelkater erkunden.
Naturpark Peneda-Gerês
Gerade schaute der Reisende nach, wo der Naturpark Peneda-Gerês liegt. Dabei stellte er fest, dass er schon nah dran war, als er von Santiago de Compostela über Allariz nach Albergueria fuhr. Daher kann er sich auch vorstellen, wie es dort aussieht. Es ist bergig. Er kurbelte auf Serpentinen stundenlang bergauf und ‑ab, genoss Ausblicke, Adler und Geier und Cafés in Dörfern. Eine in einer hoch gelegenen Siedlung oberhalb eines Stausees lebende alte Frau stöhnte „Mein Gott“, als sie den Radler heraufkommen sah. Wahrscheinlich malte sie sich dessen Leiden aus. Aber da es auch lange Täler gibt, konnte er sich immer wieder mal ausruhen. Außerdem verbrennt er immer ordentlich Kalorien. Neulich radelte er 123 Kilometer auf einer der schönsten Radstrecken von Münster nach Wettringen und wieder zurück: 2760 Kalorien. Viel musste er bei der Portugal-Tour also nicht heraufschleppen.
Außer ihm radelten auch zwei Mädels mit Zelt durchs Dorf. Sonst scheinen fast nur Pilger auf dem Jakobsweg durchzukommen. Daher hielt mich die Frau wohl für etwas Besonderes. Ich reagierte später ähnlich entsetzt, als ich Spuren der Verwüstung durch Bauarbeiten entlang der Serpentinen sah. Ein Tunnel wurde verbreitert, um eine Schnell-Verbindung für Züge von A Coruña nach Madrid herzustellen. Ein Jäger versicherte dem deutschen Bikepacker, dass diese Spuren bald wieder beseitigt würden.
Eifel auch Thema
Sonst gibt es im Fernsehen viel über die Eifel zu sehen. Da vor den Toren Bonns, worüber auch eine Doku läuft, wandere ich dort oft mit Freunden. Besonders Kurgäste wissen die Gegend zu schätzen, da es zum Beispiel gesundes Thermalwasser in Bad Neuenahr gibt. Neulich las ich, dass aktuell in der Gegend um Hellenthal Narzissen blühten. Viele Gebiete würden gelb leuchten. Ich kenne das nur vom Ginster, der ab dem Sommer blüht. Empfehlenswert ist auch eine Wanderung bei Maria Laach. Denn dort sprudelt Kohlensäure an die Oberfläche eines Sees. Die Gegend steckt voller Maare. Vulkane sind sogar aktiv, wenn auch nur schwach.
Es gibt also auch in Corona-Zeiten viel in der eigenen Gegend zu entdecken, wenn Du so mutig bist, alte Wege zu verlassen und neue zu beschreiten. Und nun zu: Jetzt im TV: Naturparks in Europa.
In seinem Leben hat der Reisende wahrscheinlich schon einige Burgen gesehen, die in Miguel de Cervantes Roman „Don Quijote“ vorkommen. Er sah eine von ihnen sogar zufällig schon zweimal, war überrascht, als ich sie vor einigen Monaten beim Radeln auf einem Hügel inmitten einer flachen Ebene wiedererkannte. Unterhalb des Hügels fließt ein Fluss, mit dem man wahrscheinlich die alte Stadt schützte. Auf einer langen Schleife musste er zur Burg herauffahren, was ihn einige Milliliter Schweiß kostete. Er erinnerte sich angesichts eines Geländers und einiger Bänke an der Flanke des Hügels daran, sich hier schon einmal heraufgeschraubt zu haben.
Blick in die weite Landschaft
Hier war er bereits vor einigen Jahren mit seinem damaligen Kumpel Domingo aus Málaga auf der Via de la plata unterwegs. Der von Süden von heraufkommende Teil des Jakobsweges führt von Sevilla nach Santiago de Compostela. Die Burg selbst befindet sich in Puebla da Sanabria in der Nähe von Zamora – eine richtige Ritterburg mit Zinnen auf festen Türmen. Sie schaut nach Asturianos und Zamora. Daneben sieht man links und rechts Teile der Stadtmauer, direkt daneben eine Kirche. Vor der Burg gibt es einen Platz mit zwei offenbar unbewohnten Häusern. Von hier oben kann man weit in die Landschaft schauen. Damals konnte man also sehr leicht Bewegungen feindlicher Truppen wahrnehmen. Links erheben die Berge von der Landschaft bei Ourense. Diese lagen aber schon hinter dem Bikepacker, immer zwischen 900 und 1300 Metern Höhe pendelnd.
Ihm kam ein Wanderer aus Franken entgegen, den er zuvor schon auf dem Jakobsweg getroffen hatte. Er fragte ihn, ob es sich lohne, die drei Euro in einen Besuch zu investieren. Aber er meinte, außer Steinen gäbe es nichts zu sehen. Dann fand der Reisende eine Information, die sagte, dass Cervantes diese Burg möglicherweise gekannt habe. Denn in seinem Roman ziehen Don Quijote und Sancho Pansa durch Sanabria. Heute zieht es eher Wanderer in die nahen Berge, die durch ihre Höhe und Einsamkeit bestechen.
Gemeinden kreierten Route für Reisen auf den Spuren Don Quijotes
Ob er in seinem Leben noch mehr Stätten aus dem Quijote-Roman gesehen habe, weiß der Radwanderer nicht. Wohl eher zufällig. Wenn Du einige sehen willst: Weit entfernt in Kastilien-La Mancha haben sich jetzt Gemeinden nahe Toledo zusammengeschlossen. Sie kreierten eine touristische Route auf den Spuren des Quijote, schreibt die spanische Zeitung „El Mundo“. Du kannst dort den Taufschein Cervantes in der Kirche Santa Maria la Mayor in Alcázar de San Juan anschauen. Ob er es aber wirklich ist, ist nicht gesichert. Im Ort kannst Du auch das Museum Formma besuchen, wo sich die Töpfereikunst der Region präsentiert.
Einbezogen ist auch die Höhle von Medrano, in der de Cervantes gefangen gehalten wurde. Dort soll er die ersten Kapitel des Romans geschrieben haben. Darüber hinaus kannst Du das Hinterzimmer der Akademiker von Argamasilla, das Schloss von Peñarroya und die Kirche von San Juan Bautista sehen. Ein attraktives Ziel soll auch der Naturpark der Lagunas de Ruidera sein, eines der großen spanischen Feuchtgebiete.
Windmühlen in Campo de Criptana
In
Campo
de Criptana stehen
Windmühlen,
die Miguel de Cervantes inspirierten. Dort
kämpfte Don
Quijote gegen Riesen. Das
dort
liegende Gebirge
und das Viertel von Albaicín seien
der Zenit des cervantinischen Weltliteratur, schreibt
El Mundo.
Es
existiere
kein besserer Ort, um die Pracht
der
Mancha erfassen.
Am jedem
ersten
Sonntag eines
Monats
kann man sich am Mahlen dieser Mühlen erfreuen, die noch
gut erhalten sein
sollen
und sogar damals verwendete
Maschinen in
sich bergen.
Abschließend kannst Du Dich nach El Toboso begeben, wo es vor allem um Dulcinea geht. Es gebe dort, so schreibt El Mundo, das Museum „Casa de Dulcinea“ sowie typische Häuser der Adeligen und der reichen Landwirte der Mancha aus dem 16. Jahrhundert. Viel Spaß auf einer Deiner nächsten Reisen.
A Coruña Erster Eindruck am Stadtrand mit Industrie
Platz im Zentrum von Ourense
Sauberkeit spanischer Urlaubsziele untersucht: Galicier gelten in Spanien als fröhliches Volk. Als der Reisende vor einigen Monaten in Santiago de Compostela gastierte, waren die Bars abends im Zentrum immer gut gefüllt. Es war schwierig, dort einen Platz zu bekommen. An vielen Orten wird musiziert. Noch heute nimmt der Dudelsack eine hervorragende Rolle ein. Das liegt nicht nur daran, dass Santiago eine wichtige Pilgerstadt ist. Daher treffen viele Menschen aus der ganzen Welt täglich in der Stadt ein. Ähnlich gepolt sind auch die Menschen in Städten wie A Coruña oder Ourense.
Doch wie sauber sind spanische Städte? Für jeden ist es enttäuschend, am Urlaubsort anzukommen und fiese menschliche Hinterlassenschaften vorzufinden.
Die Tageszeitung „La Voz de Galicia“ veröffentlicht jetzt einen Artikel über die Sauberkeit 60 spanischer Städte. Am saubersten sind Oviedo, Bilbao und Vigo. Federführend ist die Organización de Consumidores y Usuarios (OCU).
Diesen drei Städten gegenüber schneiden die Hafenstadt A Coruña und das Städtchen Lugo relativ schlecht ab. Lugo hat sich demnach sogar verschlechtert in den vergangenen Jahren, Vigo hingegen verbessert. Die erste Studie darüber wurde 1995 veröffentlicht. Die letzte Untersuchung ist vier Jahre her.
Der Verfasser des Artikels sieht eine Ursache für die Sauberkeit darin, dass Städte bereit sind, in Sauberkeit zu investieren. So gibt die Stadt Vigo 71 Euro pro Einwohner aus. Hingegen liegt A Coruña mit 43 Euro deutlich niedriger.
Ärger gilt Exkrementen, wilden Plakaten sowie ungepflegten Parks
Vo allem ärgern sich die Bewohner A Coruñas über wilde Graffiti und Plakate sowie Exkremente auf den Wegen. Auch schlechte Müllbeseitigung werden bemängelt und die mangelnde Pflege der Grünanlagen. Ebenso wird die Vernachlässigung der Außenviertel der Stadt genannt. Hingegen schneidet die Qualität der Luft gut für eine Stadt dieser Größe ab. Denn sie ist ein wichtiger Industriestandort.
Schlecht schneidet auch die Römerstadt Lugo ab. Durch diese kommt auch mancher Jakobspilger auf dem Weg nach Santiago. Die „Stadt der römisch-antiken Mauern“ erhält nur bei der Bewertung der Luftqualität gute Noten. Bemängelt werden aber die Sauberkeit der Straßen und die Instandhaltung der Parkanlagen. Ähnlich schlecht bewertet man auch, dass Exkremente vorhanden sind und Müll schlecht beseitigt wird.
Etwas besser scheint es hingegen in Städten wie Pontevedra und Ourense auszusehen. Die liegen in der Mitte der 60 bewerteten Städte. Ourense hat aber auch eine attraktive Altstadt. Jakobspilger können ihre Glieder kostenlos im Wasser einer Thermalquelle ausstrecken. Die Sauberkeit in Pontevedra wird wohlwollend zur Kenntnis genommen. Dort muss sich dort zuletzt einiges getan haben. Denn die Stadt macht im Ranking einen großen Satz nach vorne.
Bilbao macht großen Satz nach vorne
Dies trifft auch auf die baskische Metropole Bilbao zu. Sie ist ebenso wie A Coruña eine alte Industriestadt. Bilbao machte von allen untersuchten Städten den größten Sprung nach vorne. In Ourense sieht es etwas schlechter aus. Gut schneidet wiederum die Luftqualität ab. Lediglich in Lérez ist man mit der Sauberkeit und dem Zustand der Grünanlagen sehr zufrieden. Allerdings stört die Einwohner der Anblick von Kot erheblich.
Sauberkeit spanischer Urlaubsziele untersucht: Mal schauen, wie es bei der nächsten Untersuchung aussieht. Sauberkeit am Urlaubsziel betrifft ja auch Touristen und nicht nur die Einwohner. In Laxe, dem nächsten Ziel auf dem Pilgerweg, ist die Welt aber noch in Ordnung.
Jetzt hat auch die “Washington Post” die Jakobswege in Spanien entdeckt: Tap-tap-tap — Pilger in Uniform. Die Zeitung nörgelt jedoch zu sehr darüber. Das kann daran liegen, dass Autorin Jeanine Barone dort nur wenig gepilgert ist. Der Reisende hat hingegen den Jakobsweg auf dem Rad bestritten. Er kennt mittlerweile vier verschiedene Routen: den Küstenweg Camino de la Costa, den Camino francés sowie die Via de la plata. Kürzlich radelte er noch auf dem Caminho Português von Porto nach Santiago. Daher verfügt er schon über reichlich Erfahrung. Eine Jakobswegmuschel hängt dementsprechend als Talisman am heimischen Kleiderschrank.
Nur dem Argument Barones, dass es recht viel an der Straße entlanggeht, kann der Reisende zustimmen: “But despite its popularity, the Camino Francés isn’t uniformly picturesque. Most of the age-old trail meanders through unremarkable farmland or beside busy paved roads or even heavily trafficked highways.”
Besser auf kleinen Straßen radeln als auf der carretera
Dem Reisenden tun die Pilger oft auf dem Camino francés leid, weil es dort anstrengend ist. Für Radfahrer hingegen ist es ideal. Denn es geht auf Asphalt schneller voran. Allerdings wird es dort auch recht heiß. Er hat auch schon aufgeweichtem Asphalt ausweichen müssen. Dämpfe steigen auf. Es empfiehlt sich, mit Hilfe eines Navis den großen Straßen — carreteras auf Spanisch — auszuweichen. Die schmaleren und von Bäumen beschatteten Wege sind angenehmer zum Pilgern auf dem Jakobsweg. Aber auch selbst schwierige Wege sind immer noch erholsamer als mit regem Autoverkehr unterwegs zu sein. Wenigstens bringen sie einem auch dazu noch eine gute Kondition ein.
Gerade im Umkreis großer Städte wie Pamplona, Burgos, Santiago de Compostela und Porto sind die Wege teils unmöglich angelegt; selbst noch bei kleineren Orten wie Tui läuft man mehrere Stunden am Verkehr vorbei. Der Reisende war wirklich froh, zu radeln, würde als Wanderer eher den Bus bis aufs Land nehmen und sich so 20 Kilometer Laufen auf Asphalt ersparen. In vielen Wanderführern wird Asphalt oft verschwiegen.
Nie und nimmer würde er dort im Hochsommer unterwegs sein wollen. Denn es ist auch nicht immer einfach, sich mit Wasser zu versorgen. Dabei sind die Menschen in Bars und Privathäusern hilfsbereit. Wie oft kippten ihm Barkeeper in Südfrankreich und Spanien noch Eis in die Flaschen. Oder Bewohner eilten in die Küche, um zu helfen. Sie sorgen sich, dass Pilger einen Hitzschlag erleiden. Er hat auch schon von Polizisten gehört, die Wanderer in den Streifenwagen setzten, damit sie sich mit Hilfe der Klimaanlage wieder abkühlen konnten.
Hilfsbereite Pilger
Auch die Pilger selbst sind oft hilfsbereit. Der Reisende lernte auf dem portugiesischen Weg zum Beispiel sehr nette mehrsprachige Franzosen kennen. Mit ihnen war er an zwei Tagen mehrere Stunden unterwegs und hält noch heute dank Facebook Kontakt. Auch übernachteten sie gemeinsam in einer Herberge. Sie schoben das schwere Rad mit an einer steilen Stelle in einem Wald. Auf einem Platz vor einer Kathedrale picknickten sie zusammen. Es war ihnen sehr wichtig, die Mahlzeit zu teilen. Zum Glück hatte er selbst auch gerade guten Käse eingekauft, um ihn mit seinen neuen Bekanntschaften zu verzehren.
Die Massen der 320 000 Menschen, die 2018 in Spanien unterwegs waren, empfand der Reisende nie als belastend. Eher bereicherten sie die Etappen, weil sie von vielen Kontinenten kamen. Vermehrt kommen auch Amerikaner wie Jeannine Barone. Abends bei einem Bierchen liefern die Pilger immer interessanten Gesprächsstoff. Und das “rhythmische tap-tap-tap der Wanderstöcke” hört er nie auf dem Weg nach Santiago de Compostela. Eher bewundert er, um wieviel fitter die Leute werden, je näher sie der Kathedrale kommen.
Pilger in Uniform
Das ist am weiten gleichmäßigen Schritt zu sehen, mit dem sie durch die Landschaft sausen. Während der Radler irgendwo gemütlich Kaffee trinkt und sich mit anderen Gästen unterhält, laufen sie auf dem Pfad vorbei und sind fünf Kilometer später wieder anzutreffen. Auf den ersten Etappen nahe der französischen Grenze laufen bei einigen noch die Tränen. Dann setzt die Gewohnheit ein. Muskeln und Sehnen haben sich ans regelmäßige Laufen und ans Gewicht des Gepäcks gewöhnt. Die meisten überflüssigen Pfunde sind bereits gepurzelt.
Dann braucht keiner mehr einen Stock zum tap-tap-tap für Pilger in Uniform. Er muss nicht unbedingt zur Pilgerausrüstung gehören, die oft am Anfang bei St. Jean-Pied-de-Port skurrile Züge annehmen kann. Manche Männer sind geradezu uniformiert, um auf jeden Fall als Pilger aufzufallen. Selbst wenn erst eine Etappe zurückgelegt ist: Ein langer Bart scheint unabdinglich. Dazu ein Pilgerhut, ein Stock und eine baumelnde Muschel.
Es gibt viele Orte auf der Welt, die einen klangvollen Namen tragen, die man daher unbedingt gesehen haben muss. Für den Reisenden waren es als Jugendlicher Norderney und Monschau. Später gesellten sich Orte wie Biarritz, Santiago de Compostela, die Avenue des Champs-Élysées oder Pont Neuf dazu. Urlaub an Orten der Sehnsucht realisierte sich aber lange noch nicht.
Nach Norderney wollte er radeln, weil sich der Name nach hohem Norden anhörte. Noch dazu eine Insel in der Nordsee mit Sand und hohen Wellen. Es erschien ihm mutig, eine so weite Strecke, von Münster aus hinzustrampeln.
Monschau hingegen erschien ihm als verwunschen, wahrscheinlich wegen des ‑sch- darin. Fotos zeigten viel Wald, Berge, Flüsse, eben das, was die Eifel so zu bieten hat. Mitschüler waren dort auf Klassenfahrt. Aber er war damals krank, weshalb ihm Hellenthal und Monschau vorenthalten blieben. Er war traurig, nicht mit ins Schullandheim mitzudürfen. Dafür aber konnte er später Fische in Banyules-sur-mer in Frankreich oder Palamos in Spanien auf der Fahrt mit dem Leistungskurs beim Tauchen beobachten.
Entdeckerdrang wuchs
Da er immer schon gerne Landkarten abzeichnete, gedanklich oft mit deutschen Fußballvereinen durch Europa reiste, Literatur wie “Ich radele um die Welt” las, romantische Filme sah, erweiterte sich sein Entdeckerdrang zusehends. Die Welt umradeln wollte er auch. Oder wenigstens durch Europa fahren, um Seebäder, Pilgerorte, wilde Tiere, den Glanz der großen weiten Welt anschauen.
Das durchs Filmfestival bekannte Biarritz war der erste Ort, an dem er die Sehnsucht stillen konnte. Er kam dort auf einer seiner ersten Radreisen auf dem berühmten Jakobsweg dort an. Er hatte sich zuvor immer tolle Sandstrände vorgestellt, einen Ort mit gemütlichen Cafés, schöner Musik. Aber er war dann ziemlich enttäuscht über dieses langweilige Seebad. Und besonders toll fand er den Strand auch nicht.
Die Seen und Strände Dänemarks und Schwedens fand er stets schöner: Dünen, heißen Zuckersand durch die Finger gleiten zu lassen. Norderney hat er übrigens bis heute noch nicht gesehen. Was hingegen eine Autorin der österreichischen Zeitung “Die Presse” am Sehnsuchtsort Cannes erlebte, kannst du hier nachlesen.
Wie ergeht es Dir bei Deinem Urlaub an Orten der Sehnsucht?
Ockerfarbenes Haus, das leider verfallen ist
Bikepacker tarnt sich perfekt: Wer will den Reisenden weiter begleiten auf seiner Tour? Es geht nach wie vor durchs Zentrum Spaniens und Portugals. Auf der Couch Mitreisende werden in den nächsten Tagen den zauberhaften Rio Duero kennenlernen. Vor allem ist dieser durch Weinanbau in beiden Landern bekannt. Dort lebt auch so manch seltsames Getier, das ganz früher nicht zur Iberischen Halbinsel gehörte. Gut 50 Kilometer radelt der Reisende jetzt noch durch Kastilien-León. Dann biegt er über Zamora am Fluss entlang Richtung Porto ab.
Der Camino de Santiago wird trotz Schotters einfacher. Meistens ist das Gelände flach. Schieben bleibt einem daher weitgehend erspart. Hier und da mal eine steile kurze Strecke, die mit 23 Kilo Gepäck bei losem Untergrund nicht leicht zu bewältigen ist.
Jeder hätte also gute Chancen, hier zu überleben und voranzukommen. 😊 Auch das Wetter ist Ende Oktober/Anfang November angenehm kühl für Mitteleuropäer. Es lebt sich hier wie im Spätsommer. Übermäßig viel trinken muss hier daher niemand. Kurze Kleidung reicht völlig aus, wenngleich es hier und da erstaunte Blicke der Einwohner gibt. Manche tragen schon Winterkleidung. Oder liegt das Erstaunen am Farbton?
Ocker tarnt Bikepacker
Denn Reiserad und Gesicht des Bikepackers verfärben sich nach und nach ockerfarben. Das liegt am Staub auf der Piste: Adaptation. Daher sehen selbst manche Häuser entlang der Strecke so aus. Sie wurden vor gut 100 Jahren aus Lehm erbaut. In der Mischung enthalten sind Steinchen. Der untere Rand ist noch gemauert. Holzbalken tragen heute noch die Last. Vernünftig restauriert könnten sie sogar eine Touristenattraktion sein entlang der “Via de la Plata”, ein von Sevilla nach Santiago de Compostela führender Jakobsweg. Rasten oder Übernachten in historischen Häusern! Aber die Spanier lassen sie offenbar nach und nach verfallen. Dabei tragen sie gut zur Identifikation mit der Region bei.
Erbarmungslos trockener Jakobsweg: Welch eine abwechslungsreiche Landschaft zwischen Mombuey und Ollosa de Tera in Kastilien und León. Heute Mittag streifte der Reisende noch auf einer Mountainbike-Route um Mombuey herum. Dort war es sehr trocken. Nur dicke schwere glänzende Quarzsteine erhellten die Stimmung. Es könnte hier also Gold geben. Heidekraut ist es gelungen, sich hier anzusiedeln: Es ist hart und kratzig. Sonne knallt grell vom Himmel. Aber die Luft ist erstaunlich: herbstlich kühl. Große Bäume darben am Boden, hinweggefegt von einem Sturm im Juni. Sie versperren den Single-Trail. Deshalb muss der Jakobspilger zwischen Felsen radeln, die wie Termitenbauten emporragen. Ein Paar aus Madrid streift traurig durchs trockene Flussbett des Rio Negro. Der Name kommt wohl nicht von ungefähr. Sie laden den Bikepacker zum Kaffee ins kühle Ferienhaus ein.t
Nach erbarmungslos trocken kühles Nass
Am späten Nachmittag heißt es nicht mehr erbarmungslos trockener Jakobsweg, sondern endlich kühles Nass. Eine Erlösung! Der Rio Tera kreuzt wieder seinen Weg. Diesem ist der Reisende bereits in der Nähe der “Laguna de los pezes” — Lagune der Fische — bei Puebla de Sanabria begegnet. Dort ist er noch auf 1800 Meter Höhe geradelt ohne Leiden. Hier bei Ollosa de Tera wird das Gewässer gestaut. In der Herberge in Mombuey gibt es übrigens keine Bettwanzen — “chinchos” auf Spanisch. Pilger in der Herberge von Campobeceros setzten das Gerücht in die Welt. Die “albergue” hatte der Pilger ganz für sich alleine. Eine nette Nachbarin öffnete ihm die Tür . Um morgens musste er ihr die Schlüssel nur in die Hand drücken. Denn sie stand schon wartend auf der Straße. Wer also von Sevilla den Jakobsweg “Via de la plata” Richtung Santiago de Compostela heraufradelt, kann sich dort beruhigt niederlassen. Aber der Reisende ruht nicht, sondern fährt morgen weiter Richtung Rio Duero. So etwas wie einen erbarmungslos trockenen Jakobsweg wird dort mit Sicherheit nicht geben.
Wenn dir die Einsamkeit gefällt: “Si te gusta la soledad, si quieres ser protagonista de este camino junto a la grandeza del paisaje y frente a dureza de los frios y los soles. Si quieres que los atardeceres te arrastren en sus hondos silencios y que a las mañanas los quiebros de la aurora te agiten el alma … ¡este es tu camino!”
“Wenn dir die Einsamkeit gefällt, wenn du Hauptdarsteller dieses Weges sein willst, zusammen mit der Großartigkeit der Landschaft und gegen die Härte der Kälte und der Sonne. Wenn du willst, dass die Sonnenuntergänge dich in ihr tiefes Schweigen ziehen und dass morgens die Untergänge der Morgenröte dir die Seele aufrütteln … ist dies dein Weg!”
Dies steht auf dem mit steinernen Wanderstiefeln versehenen Monument am Jakobsweg “Via de la Plata”. Die Strecke führt von Sevilla in Andalusien nach Santiago de Compostela in Galicien. Den Reisenden spricht der Text an. Denn er spricht von Einsamkeit, von der Härte der Kälte und der Sonne, von weiter Landschaft, von der Stille, der beeindruckenden Stimmung am Morgen. “Dann ist das dein Weg”. Kein anderer Jakobspilger ist in Sicht. Nur einige hundert Meter weiter frisst ein angeleinter Esel Gras in einer Siedlung ohne Menschen. Großartig!
Burg aus dem Roman “Don Quijote”
Hingegen treffen jetzt vor der Burg in Puebla de Sanabria Besucher ein. Vor dieser steht der Reisende gerade mit seinem Fahrrad. Diese wollen wohl erfahren, wie die Festung aussieht, die Miguel de Cervantes in seinem berühmten Schelmenroman “Don Quijote” zum Schauplatz seiner Handlung erwählt hat. Eine richtige Ritterburg mit runden Ecktürmen. Der Tourismusverband bietet eine Tour auf den Spuren des Quijote an. Diese ähnelt wohl den auch im deutschsprachigen Raum oft zu findenden Burgenrouten. Heute zählt die Festung zu den besterhaltenen Burgen des 15. Jahrhunderts. Sie steht wie viele andere Festungen auch auf einer Anhöhe. Von oben genießen Touristen den weiten Blick in die Landschaft um die alte Festungsstadt Zamora in Kastilien-León. Hier ist es weitgehend flach. Aber wusstest Du, dass der Jakobsweg sogar in dieser Gegend auf weit über 1000 Meter Höhe ansteigt?
1000 bis 2000 Meter hoch können die Berge in Galicien sein.
1100 Höhenmeter auf dem Jakobsweg: Viele Grüße aus zunächst 676 Metern Höhe auf dem Jakobsweg von Laza nach Verín. Laza und Verín sind auch als Karnevalshochburgen bekannt. Die Schlammschlachten in den jeweiligen Dorfzentren sind im Frühjahr legendär. Dort bewerfen sich Dorfbewohner und Spanier aus anderen Teilen des Landes mit Schlamm, ziehen sich dafür Regenkleidung an. Ein ziemlicher Spaß. Jetzt ist bei der Durchfahrt nichts davon zu sehen. Die Hauswände sind wieder gesäubert.
Die “Via de la plata” führt den Bikepacker in Richtung Zamora. Fürs nächste Jahr ist schon eine ähnliche Tour geplant. Wer mitradeln will, sollte anfangen zu trainieren. Sonst ist die Chance, nicht durchzuhalten, geringer als ein Sechser im Lotto.
Neue Schnellverbindung nach Madrid
Nun befindet sich der Jakobspilger auf 938 Metern Höhe. Gerade ist er in Cerdedelo eingetroffen, wo sich ein Einwohner auf ihn stürzt. Er vermisse Düsseldorf, wo er 25 Jahre gelebt habe, erzählt er. Seine Tochter arbeite beim Arbeitsamt in Madrid. Sein Sohn betätige sich als Polizist in Ourense.
Der Reisende hofft, nicht einer der letzten seiner Art zu sein, der diesen wunderschönen Gebirgspass heraufradeln durfte. Denn es entsteht zurzeit eine Schnellstraße mit Tunnel. Diese soll angeblich Galicien besser an Madrid anbinden. an ihm vorbei fahren Lkw mit Material und Schutt. Ganz oben ist an den Wegrändern alles plattgewalzt, neue Wege angelegt worden.
Da sieht der Reisende schwarz für diese Gegend. Später wird ihn ein Jäger trösten und sagen, dass die neuen Wege nach Abschluss der Arbeiten wieder eingedampft würden. Sie sind also nur temporär.
Das Gefühl innerer Schwärze liegt auch daran, dass es hier kürzlich gebrannt hat. Der Geruch von Asche liegt noch immer in der Luft. Manchmal sind es Schäfer, die zündeln, Raucher, die achtlos ihre Kippen wegwerfen. Ätherische Öle gehen schnell in Flammen auf, besonders aber auch der Eukalyptus. Hier und da sind es auch Bauspekulanten, die Brände beauftragen. Die Lkw-Kolonnen hören dann endlich auf.
Nach dem Aufenthalt auf der Terrasse eines Restaurants in einem Dorf geht es noch weiter herauf; auf 1100 Meter Höhe. Gestartet ist der Reisende heute morgen auf 882 Metern. Anschließend ging es auf 465 Meter herunter und das Ganze schließlich wieder herauf. Erbarmungslos und ein ziemlicher Marathon: Dieser bringt aber wenigstens eine gute Kondition ein. Auf 1100 Metern auf dem Jakobsweg unterwegs zu sein, soll sich auch lohnen.