Schon viele Kilometer vom Brand entfernt, verfärbte sich der Himmel.
Schönste Kultur- und Reisefilme im TV: Durchstreifen & Erleben versorgt Abonnenten regelmäßig mit den besten Kultur- und Reisefilmen im TV-Programm. Im Zentrum stehen beliebte Ziele in Europa. Diesmal erwartet alle ab heute die Länder-Auswahl Deutschland, Frankreich, Portugal, Schweden und Spanien. Wiederholungen machen sich in dieser Übersicht bewusst rar. Denn viele von ihnen stehen schon in zuvor veröffentlichten Newslettern.
Noch heute sträuben sich dem Reisenden die Nackenhaare, wenn er “Waldbrand” hört. Er hat nämlich nicht nur einfach Qualm vor einer Landung in Faro vom Flugzeug aus gesehen. Die Wahrnehmung aus der Vogelperspektive war schon beklemmend genug. Als er 2017 mit dem Mountainbike monatelang in nordwestlichen Teil der Iberischen Halbinsel unterwegs war, erlebte er in der Nähe von Santiago de Compostela einen großen Brand aus nächster Nähe. Er empfand sogar Todesangst. In diesem Artikel könnt ihr die Stimmung des Radlers und der Bevölkerung in einem Dorf gut nacherleben.
Naturschutz im Centro de Portugal
Mit dem Naturschutz nehmen es die Portugiesen mittlerweile ernst. Und auch die Spanier. Denn nur so kann die Gefahr von Waldbränden erheblich vermindert werden. Der Reisende besuchte mit dem Biologen António die “Faia Brava” in der Nähe von Castelo Rodrigo. Er betreut das Naturreservat im Centro de Portugal mit einer Gruppe vieler Freiwilliger. Sie forsten das Gebiet auf, lassen Tümpel wieder aufleben, lassen Tiere das Gras niedrig halten. Hier gab es einst Landwirtschaft. Heute leben im Naturschutzgebiet Greifvögel wie Geier und Schlangen wie Vipern. Mal schauen, was der Beitrag „Vom Feuer bedroht, Waldbrand in Portugal“ auf 3sat an Lösungen bietet.
Und was erwartet einen schon ab heute unter “Schönste Kultur- und Reisefilme im TV”?
Aktuell versorge ich euch möglichst regelmäßig mit TV-Dokus über Kultur und Reise. Im Zentrum stehen beliebte Ziele in Europa, die jetzt im Fernsehen laufen. Diesmal sind nach der Masse an Dokus in der vergangenen Woche nur Deutschland, Portugal und Österreich vertreten. Am meisten erfahren wir diesmal über Destinationen in Deutschland, was wohl an Corona mangels Reisemöglichkeiten liegt. Einen Download-Link des Programms findet ihr wie immer im pdf-Format.
Empfehlen kann ich den Film über Naturparks in Portugal. Ich sah ihn schon. Die Serra da Estrela kenne ich gut, da ich dort mehrfach recherchierte, einen Reiseführer darüber verfasste. Die Region liegt im Centro. Sie besticht durch hohe Berge und Juwelen-Dörfer. Die Region ist gut mit dem Rad zu bereisen, da die Strecken auf der von mir empfohlenen Rundstrecke nicht steil sind. Zwei Wochen kannst Du die Region ohne Muskelkater erkunden.
Gerade schaute ich noch, wo der Naturpark Peneda-Gerês liegt. Dabei stellte ich fest, dass ich nah dran war, als ich von Santiago de Compostela nach Xinzo de Limia fuhr. Daher kann ich mir vorstellen, wie es dort aussieht. Es ist bergig. Ich kurbelte auf Serpentinen stundenlang bergauf und ‑ab, genoss Ausblicke, Adler und Geier und Cafés in Dörfern. Eine in einer hoch gelegenen Siedlung oberhalb eines Stausees lebende alte Frau stöhnte „Mein Gott“, als sie mich heraufkommen sah. Wahrscheinlich malte sie sich meine Leiden aus. Aber da es auch lange Täler gibt, konnte ich mich immer ausruhen. Außerdem verbrenne ich immer ordentlich Kalorien. Neulich radelte ich 123 Kilometer von Münster nach Wettringen und wieder zurück: 2760 Kalorien. Viel musste ich also nicht heraufschleppen.
Außer mir radelten auch zwei Mädels mit Zelt durchs Dorf. Sonst scheinen fast nur Pilger auf dem Jakobsweg durchzukommen. Daher hielt mich die Frau wohl für etwas Besonderes. Ich reagierte später ähnlich entsetzt, als ich Spuren der Verwüstung durch Bauarbeiten entlang der Serpentinen sah. Ein Tunnel wurde verbreitert, um eine Schnellverbindung für Züge von A Coruña nach Madrid herzustellen. Ein Jäger versicherte mir, dass diese Spuren bald wieder beseitigt würden.
Sonst gibt es im Fernsehen viel über die Eifel zu sehen. Da vor den Toren Bonns, worüber auch eine Doku läuft, wandere ich dort oft mit Freunden. Besonders Kurgäste wissen die Gegend zu schätzen, da es zum Beispiel gesundes Thermalwasser in Bad Neuenahr gibt. Neulich las ich, dass aktuell in der Gegend um Hellenthal Narzissen blühten. Viele Gebiete würden gelb leuchten. Ich kenne das nur vom Ginster, der ab dem Sommer blüht. Empfehlenswert ist auch eine Wanderung bei Maria Laach. Denn dort sprudelt Kohlensäure an die Oberfläche eines Sees. Die Gegend steckt voller Maare. Vulkane sind sogar aktiv, aber nur schwach.
Es gibt also auch in Corona-Zeiten viel in der eigenen Gegend zu entdecken, wenn Du so mutig bist, alte Wege zu verlassen und neue zu beschreiten.
In meinem Leben habe ich wahrscheinlich schon einige Burgen gesehen, die in Miguel de Cervantes Roman „Don Quijote“ vorkommen. Ich sah eine von ihnen sogar zufällig schon zweimal, war überrascht, als ich sie vor einigen Monaten beim Radeln auf einem Hügel inmitten einer flachen Ebene wiedererkannte. Unterhalb des Hügels fließt ein Fluss, mit dem man wahrscheinlich die alte Stadt schützte. Auf einer langen Schleife muss man zur Burg herauffahren, was mich einige Milliliter Schweiß kostete. Ich erinnerte mich angesichts eines Geländers und einiger Bänke an der Flanke des Hügels daran, mich hier schon einmal heraufgeschraubt zu haben.
Hier war ich bereits vor einigen Jahren mit meinem damaligen Kumpel Domingo aus Málaga auf der Via de la plata unterwegs. Der von Süden von heraufkommende Teil des Jakobsweges führt von Sevilla nach Santiago de Compostela. Die Burg selbst befindet sich in Puebla da Sanabria in der Nähe von Zamora – eine richtige Ritterburg mit Zinnen auf festen Türmen. Sie schaut nach Asturianos und Zamora. Daneben sieht man links und rechts Teile der Stadtmauer, direkt daneben eine Kirche. Vor der Burg gibt es einen Platz mit zwei offenbar unbewohnten Häusern. Von hier oben kann man weit in die Landschaft schauen. Damals konnte man also sehr leicht Bewegungen feindlicher Truppen wahrnehmen. Links erheben die Berge von der Landschaft bei Ourense. Diese lagen aber schon hinter mir, immer zwischen 900 und 1300 Metern Höhe pendelnd.
Burg in Puebla de Sanabria
Mir kam ein Wanderer aus Franken entgegen, den ich zuvor schon auf dem Jakobsweg getroffen hatte. Ich fragte ihn, ob es sich lohne, die drei Euro in einen Besuch zu investieren, aber er meinte, außer Steinen gäbe es nichts zu sehen. Dann fand ich eine Information, die mir sagte, dass Cervantes diese Burg möglicherweise gekannt habe. Denn in seinem Roman ziehen Don Quijote und Sancho Pansa durch Sanabria. Heute zieht es eher Wanderer in die nahen Berge, die durch ihre Höhe und Einsamkeit bestechen.
Ob
ich in meinem Leben noch mehr Stätten aus dem Quijote-Roman gesehen
habe, weiß ich nicht. Wohl eher zufällig. Wenn Du einige sehen
willst: Weit entfernt in Kastilien-La Mancha haben sich jetzt
Gemeinden nahe Toledo zusammengeschlossen. Sie kreierten eine
touristische Route auf den Spuren des Quijote, schreibt die spanische
Zeitung „El Mundo“. Du kannst dort den Taufschein Cervantes in
der Kirche Santa Maria la Mayor in Alcázar
de San Juan anschauen.
Ob
er es aber
wirklich
ist, ist
nicht gesichert. Im
Ort
kannst
Du
auch das
Museum Formma besuchen,
wo sich
die
Töpfereikunst der Region präsentiert.
Einbezogen
ist auch die
Höhle von Medrano, in
der
de
Cervantes
gefangen
gehalten wurde. Dort soll er die ersten Kapitel des Romans
geschrieben haben. Darüber
hinaus kannst Du das
Hinterzimmer der Akademiker
von Argamasilla, das
Schloss von Peñarroya und
die Kirche von San Juan Bautista sehen.
Ein attraktives Ziel soll auch
der
Naturpark
der Lagunas de Ruidera sein,
eines
der großen spanischen
Feuchtgebiete.
In
Campo
de Criptana stehen
Windmühlen,
die Miguel de Cervantes inspirierten. Dort
kämpfte Don
Quijote gegen Riesen. Das
dort
liegende Gebirge
und das Viertel von Albaicín seien
der Zenit des cervantinischen Weltliteratur, schreibt
El Mundo.
Es
existiere
kein besserer Ort, um die Pracht
der
Mancha erfassen.
Am jedem
ersten
Sonntag eines
Monats
kann man sich am Mahlen dieser Mühlen erfreuen, die noch
gut erhalten sein
sollen
und sogar damals verwendete
Maschinen in
sich bergen.
Abschließend
kannst Du Dich nach El
Toboso begeben,
wo es vor allem um Dulcinea geht. Es gebe dort, so schreibt El Mundo,
das
Museum „Casa de Dulcinea“ sowie
typische
Häuser der
Adeligen
und der
reichen
Landwirte der Mancha aus
dem 16. Jahrhundert.
Viel
Spaß auf einer Deiner nächsten Reisen.
Wenn Du in Spanien Urlaub auf dem Land machst, sind diese Gegenden ziemlich einsam: Ich selbst finde das genial, weil ich die Ruhe genieße und dort viel öfter als in Städten nette Leute treffe, die mich auf einen Kaffee nach Hause mitnehmen, mir ihren Hofgarten zum Campen anbieten. Interessante Geschichten kommen auch oft dabei heraus, die ich dann weiter für Dich recherchieren kann. Allerdings verwirrt es auch, wenn ich nach Tagen auf einsamen Wegen in eine Stadt wie Santiago de Compostela komme. Dort muss ich mich erst wieder an den Verkehr und die Menschenmassen gewöhnen.
Besonders
einsam ist es im Norden des Landes gelegenen Asturien, das sich der
Francis Panchá, Autor der spanischen Zeitung El Pais, vorgenommen
hat: Dort gebe es sogar mehr Hunde als unter 20-Jährige. Aber
jährlich strömten Tausende von Touristen in die kleinen Orte der
Provinz, die einerseits Naturparadies, andererseits ein leeres
Paradies sei. Sie wollten sich in Europas erstem Nationalpark Picos
de Europa erholen, der vor gut hundert Jahren eingeweiht worden sei.
Ein Sonderfall in Spanien: Denn in dem Gebiet lebten und arbeiteten
auch Menschen, schreibt Panchá. Dies versuche man jetzt besser mit
touristischen Konzepten zu vereinen, um zum einen die Umwelt zu
schonen, zum anderen Abwanderung zu vermeiden. Touristen sollen lokal
erzeugte Produkte verbrauchen, die die Existenzgrundlage der
Einheimischen sichern.
So
setze sich die Stiftung Bartgeier (Fundación Quebrantahuesos) für
die Wiederansiedlung dieser Vogelart ein. Man rechne mit mehr
Besuchern, die sich auf ein reichhaltiges kulinarisches Erlebnis
freuen könnten. Denn in Asturien gebe es viele Landwirte, die sich
auf die Zucht von Lämmern und Ziegen spezialisiert haben. Man hat
sogar zusammen eine Briefmarke unter dem Motto „Nahrung durch
Vielfalt“ entwickelt.
An der Costa de Sol fand Panchá in Nerja bei Málaga ebenfalls Bemühungen, den Tourismus mit der Umwelt zu vereinen. Dort gebe es das Problem, dass die Zahl der Besucher im Winter nachlasse. Wer dort anreise, interessiere sich für die Naturparks Acantilados Maro — Cerro Gordo und Sierra Almijara. Besonderheiten dort: die dort lebende spanische Ziege, rote Korallen und ein weiter Blick nach Nordafrika.Man habe es geschafft, Wandertouristen anzuziehen, die auf wiederhergestellten alten Römerstraßen und Maultierpfaden unterwegs seien.
Auch
in Gredos bei Àvila nordwestlich von Madrid fand Panchá einen
weiteren dünn besiedelten Ort mit ähnlichen Bestrebungen: Dort
zähle man Ginster und den Himmel zu den Besonderheiten der Region.
Daher gebe es seit einiger Zeit ein Festival rund um den Ginster.
Man wolle so Botanik und aus der Pflanze erstellte handwerkliche
Produkte wie Dachbedeckungen, Besen und Strohsäcke miteinander
vereinen, verspreche sich aber auch davon, den Zusammenhalt der
lokalen Bevölkerung zu fördern. Denn alle Dörfer der Region
schmückten sich damit von Mitte Mai bis Mitte Juni und würden mit
Preisen dafür belohnt. Schon im April wolle man Besucher mit der
Beobachtung des Universums anlocken. Man sei stolz auf das kürzlich
verliehene Starlight-Zertifikat. Denn der Himmel weise hier eine
außergewöhnliche atmosphärische Klarheit auf. Ginster und Himmel –
lokale Ressourcen, die immer existiert haben, werden jetzt
touristisch genutzt.
Den vollständigen spanischen Text findest Du unter
A Coruña Erster Eindruck am Stadtrand mit Industrie
Platz im Zentrum von Ourense
Sauberkeit spanischer Urlaubsziele untersucht: Galicier gelten in Spanien als fröhliches Volk. Als der Reisende vor einigen Monaten in Santiago de Compostela gastierte, waren die Bars abends im Zentrum immer gut gefüllt. Es war schwierig, dort einen Platz zu bekommen. An vielen Orten wird musiziert. Noch heute nimmt der Dudelsack eine hervorragende Rolle ein. Das liegt nicht nur daran, dass Santiago eine wichtige Pilgerstadt ist. Daher treffen viele Menschen aus der ganzen Welt täglich in der Stadt ein. Ähnlich gepolt sind auch die Menschen in Städten wie A Coruña oder Ourense.
Doch wie sauber sind spanische Städte? Für jeden ist es enttäuschend, am Urlaubsort anzukommen und fiese menschliche Hinterlassenschaften vorzufinden.
Die Tageszeitung „La Voz de Galicia“ veröffentlicht jetzt einen Artikel über die Sauberkeit 60 spanischer Städte. Am saubersten sind Oviedo, Bilbao und Vigo. Federführend ist die Organización de Consumidores y Usuarios (OCU).
Diesen drei Städten gegenüber schneiden die Hafenstadt A Coruña und das Städtchen Lugo relativ schlecht ab. Lugo hat sich demnach sogar verschlechtert in den vergangenen Jahren, Vigo hingegen verbessert. Die erste Studie darüber wurde 1995 veröffentlicht. Die letzte Untersuchung ist vier Jahre her.
Der Verfasser des Artikels sieht eine Ursache für die Sauberkeit darin, dass Städte bereit sind, in Sauberkeit zu investieren. So gibt die Stadt Vigo 71 Euro pro Einwohner aus. Hingegen liegt A Coruña mit 43 Euro deutlich niedriger.
Ärger gilt Exkrementen, wilden Plakaten sowie ungepflegten Parks
Vo allem ärgern sich die Bewohner A Coruñas über wilde Graffiti und Plakate sowie Exkremente auf den Wegen. Auch schlechte Müllbeseitigung werden bemängelt und die mangelnde Pflege der Grünanlagen. Ebenso wird die Vernachlässigung der Außenviertel der Stadt genannt. Hingegen schneidet die Qualität der Luft gut für eine Stadt dieser Größe ab. Denn sie ist ein wichtiger Industriestandort.
Schlecht schneidet auch die Römerstadt Lugo ab. Durch diese kommt auch mancher Jakobspilger auf dem Weg nach Santiago. Die „Stadt der römisch-antiken Mauern“ erhält nur bei der Bewertung der Luftqualität gute Noten. Bemängelt werden aber die Sauberkeit der Straßen und die Instandhaltung der Parkanlagen. Ähnlich schlecht bewertet man auch, dass Exkremente vorhanden sind und Müll schlecht beseitigt wird.
Etwas besser scheint es hingegen in Städten wie Pontevedra und Ourense auszusehen. Die liegen in der Mitte der 60 bewerteten Städte. Ourense hat aber auch eine attraktive Altstadt. Jakobspilger können ihre Glieder kostenlos im Wasser einer Thermalquelle ausstrecken. Die Sauberkeit in Pontevedra wird wohlwollend zur Kenntnis genommen. Dort muss sich dort zuletzt einiges getan haben. Denn die Stadt macht im Ranking einen großen Satz nach vorne.
Bilbao macht großen Satz nach vorne
Dies trifft auch auf die baskische Metropole Bilbao zu. Sie ist ebenso wie A Coruña eine alte Industriestadt. Bilbao machte von allen untersuchten Städten den größten Sprung nach vorne. In Ourense sieht es etwas schlechter aus. Gut schneidet wiederum die Luftqualität ab. Lediglich in Lérez ist man mit der Sauberkeit und dem Zustand der Grünanlagen sehr zufrieden. Allerdings stört die Einwohner der Anblick von Kot erheblich.
Sauberkeit spanischer Urlaubsziele untersucht: Mal schauen, wie es bei der nächsten Untersuchung aussieht. Sauberkeit am Urlaubsziel betrifft ja auch Touristen und nicht nur die Einwohner. In Laxe, dem nächsten Ziel auf dem Pilgerweg, ist die Welt aber noch in Ordnung.
Jetzt hat auch die “Washington Post” die Jakobswege in Spanien entdeckt: Tap-tap-tap — Pilger in Uniform. Die Zeitung nörgelt jedoch zu sehr darüber. Das kann daran liegen, dass Autorin Jeanine Barone dort nur wenig gepilgert ist. Der Reisende hat hingegen den Jakobsweg auf dem Rad bestritten. Er kennt mittlerweile vier verschiedene Routen: den Küstenweg Camino de la Costa, den Camino francés sowie die Via de la plata. Kürzlich radelte er noch auf dem Caminho Português von Porto nach Santiago. Daher verfügt er schon über reichlich Erfahrung. Eine Jakobswegmuschel hängt dementsprechend als Talisman am heimischen Kleiderschrank.
Nur dem Argument Barones, dass es recht viel an der Straße entlanggeht, kann der Reisende zustimmen: “But despite its popularity, the Camino Francés isn’t uniformly picturesque. Most of the age-old trail meanders through unremarkable farmland or beside busy paved roads or even heavily trafficked highways.”
Besser auf kleinen Straßen radeln als auf der carretera
Dem Reisenden tun die Pilger oft auf dem Camino francés leid, weil es dort anstrengend ist. Für Radfahrer hingegen ist es ideal. Denn es geht auf Asphalt schneller voran. Allerdings wird es dort auch recht heiß. Er hat auch schon aufgeweichtem Asphalt ausweichen müssen. Dämpfe steigen auf. Es empfiehlt sich, mit Hilfe eines Navis den großen Straßen — carreteras auf Spanisch — auszuweichen. Die schmaleren und von Bäumen beschatteten Wege sind angenehmer zum Pilgern auf dem Jakobsweg. Aber auch selbst schwierige Wege sind immer noch erholsamer als mit regem Autoverkehr unterwegs zu sein. Wenigstens bringen sie einem auch dazu noch eine gute Kondition ein.
Gerade im Umkreis großer Städte wie Pamplona, Burgos, Santiago de Compostela und Porto sind die Wege teils unmöglich angelegt; selbst noch bei kleineren Orten wie Tui läuft man mehrere Stunden am Verkehr vorbei. Der Reisende war wirklich froh, zu radeln, würde als Wanderer eher den Bus bis aufs Land nehmen und sich so 20 Kilometer Laufen auf Asphalt ersparen. In vielen Wanderführern wird Asphalt oft verschwiegen.
Nie und nimmer würde er dort im Hochsommer unterwegs sein wollen. Denn es ist auch nicht immer einfach, sich mit Wasser zu versorgen. Dabei sind die Menschen in Bars und Privathäusern hilfsbereit. Wie oft kippten ihm Barkeeper in Südfrankreich und Spanien noch Eis in die Flaschen. Oder Bewohner eilten in die Küche, um zu helfen. Sie sorgen sich, dass Pilger einen Hitzschlag erleiden. Er hat auch schon von Polizisten gehört, die Wanderer in den Streifenwagen setzten, damit sie sich mit Hilfe der Klimaanlage wieder abkühlen konnten.
Hilfsbereite Pilger
Auch die Pilger selbst sind oft hilfsbereit. Der Reisende lernte auf dem portugiesischen Weg zum Beispiel sehr nette mehrsprachige Franzosen kennen. Mit ihnen war er an zwei Tagen mehrere Stunden unterwegs und hält noch heute dank Facebook Kontakt. Auch übernachteten sie gemeinsam in einer Herberge. Sie schoben das schwere Rad mit an einer steilen Stelle in einem Wald. Auf einem Platz vor einer Kathedrale picknickten sie zusammen. Es war ihnen sehr wichtig, die Mahlzeit zu teilen. Zum Glück hatte er selbst auch gerade guten Käse eingekauft, um ihn mit seinen neuen Bekanntschaften zu verzehren.
Die Massen der 320 000 Menschen, die 2018 in Spanien unterwegs waren, empfand der Reisende nie als belastend. Eher bereicherten sie die Etappen, weil sie von vielen Kontinenten kamen. Vermehrt kommen auch Amerikaner wie Jeannine Barone. Abends bei einem Bierchen liefern die Pilger immer interessanten Gesprächsstoff. Und das “rhythmische tap-tap-tap der Wanderstöcke” hört er nie auf dem Weg nach Santiago de Compostela. Eher bewundert er, um wieviel fitter die Leute werden, je näher sie der Kathedrale kommen.
Pilger in Uniform
Das ist am weiten gleichmäßigen Schritt zu sehen, mit dem sie durch die Landschaft sausen. Während der Radler irgendwo gemütlich Kaffee trinkt und sich mit anderen Gästen unterhält, laufen sie auf dem Pfad vorbei und sind fünf Kilometer später wieder anzutreffen. Auf den ersten Etappen nahe der französischen Grenze laufen bei einigen noch die Tränen. Dann setzt die Gewohnheit ein. Muskeln und Sehnen haben sich ans regelmäßige Laufen und ans Gewicht des Gepäcks gewöhnt. Die meisten überflüssigen Pfunde sind bereits gepurzelt.
Dann braucht keiner mehr einen Stock zum tap-tap-tap für Pilger in Uniform. Er muss nicht unbedingt zur Pilgerausrüstung gehören, die oft am Anfang bei St. Jean-Pied-de-Port skurrile Züge annehmen kann. Manche Männer sind geradezu uniformiert, um auf jeden Fall als Pilger aufzufallen. Selbst wenn erst eine Etappe zurückgelegt ist: Ein langer Bart scheint unabdinglich. Dazu ein Pilgerhut, ein Stock und eine baumelnde Muschel.
Es gibt viele Orte auf der Welt, die einen klangvollen Namen tragen, die man daher unbedingt gesehen haben muss. Für den Reisenden waren es als Jugendlicher Norderney und Monschau. Später gesellten sich Orte wie Biarritz, Santiago de Compostela, die Avenue des Champs-Élysées oder Pont Neuf dazu. Urlaub an Orten der Sehnsucht realisierte sich aber lange noch nicht.
Nach Norderney wollte er radeln, weil sich der Name nach hohem Norden anhörte. Noch dazu eine Insel in der Nordsee mit Sand und hohen Wellen. Es erschien ihm mutig, eine so weite Strecke, von Münster aus hinzustrampeln.
Monschau hingegen erschien ihm als verwunschen, wahrscheinlich wegen des ‑sch- darin. Fotos zeigten viel Wald, Berge, Flüsse, eben das, was die Eifel so zu bieten hat. Mitschüler waren dort auf Klassenfahrt. Aber er war damals krank, weshalb ihm Hellenthal und Monschau vorenthalten blieben. Er war traurig, nicht mit ins Schullandheim mitzudürfen. Dafür aber konnte er später Fische in Banyules-sur-mer in Frankreich oder Palamos in Spanien auf der Fahrt mit dem Leistungskurs beim Tauchen beobachten.
Entdeckerdrang wuchs
Da er immer schon gerne Landkarten abzeichnete, gedanklich oft mit deutschen Fußballvereinen durch Europa reiste, Literatur wie “Ich radele um die Welt” las, romantische Filme sah, erweiterte sich sein Entdeckerdrang zusehends. Die Welt umradeln wollte er auch. Oder wenigstens durch Europa fahren, um Seebäder, Pilgerorte, wilde Tiere, den Glanz der großen weiten Welt anschauen.
Das durchs Filmfestival bekannte Biarritz war der erste Ort, an dem er die Sehnsucht stillen konnte. Er kam dort auf einer seiner ersten Radreisen auf dem berühmten Jakobsweg dort an. Er hatte sich zuvor immer tolle Sandstrände vorgestellt, einen Ort mit gemütlichen Cafés, schöner Musik. Aber er war dann ziemlich enttäuscht über dieses langweilige Seebad. Und besonders toll fand er den Strand auch nicht.
Die Seen und Strände Dänemarks und Schwedens fand er stets schöner: Dünen, heißen Zuckersand durch die Finger gleiten zu lassen. Norderney hat er übrigens bis heute noch nicht gesehen. Was hingegen eine Autorin der österreichischen Zeitung “Die Presse” am Sehnsuchtsort Cannes erlebte, kannst du hier nachlesen.
Wie ergeht es Dir bei Deinem Urlaub an Orten der Sehnsucht?
Welch eine abwechslungsreiche Landschaft zwischen Mombuey und Ollosa de Tera in Kastilien und León. Heute mittag streifte ich noch auf einer Mountainbikeroute um Mombuey herum. Dort ist es sehr trocken. Nur die dicken schweren glänzenden Quarzsteine erhellen die Stimmung. Heidekraut: hart und kratzig. Sonne: grell. Luft: herbstlich kühl. Große Bäume liegen am Boden, hinweggefegt von einem Sturm im Juni. Sie versperren den Singletrail, weshalb ich zwischen Felsen radeln muss, die wie Termitenbauten emporragen. Ein Paar aus Madrid streift traurig durchs trockene Flussbett des Rio Negro. Der Name kommt wohl nicht von ungefähr. Sie laden mich zu einem Kaffee ein.
Am späten Nachmittag treffe ich auf kühles Nass. Der Rio Tera kreuzt wieder meinen Weg, dem ich bereits in der Nähe der Lagune der Fische begegnet bin. Hier — Ollosa de Tera — wird er gestaut. In der Herberge in Mombuey gibt es übrigens keine Bettwanzen — chinchos. Pilger in der Herberge von Campobeceros hatten das behauptet. Wer also von Sevilla heraufkommt, kann sich dort beruhigt niederlassen.
“Si te gusta la soledad, si quieres ser protagonista de este camino junto a la grandeza del paisaje y frente a dureza de los frios y los soles. Si quieres que los atardeceres te arrastren en sus hondos silencios y que a las mañanas los quiebros de la aurora te agiten el alma … ¡este es tu camino!”
Und irgendwo da draußen stehen die Schuhe, während ich hier vor der Burg in Puente de Sanabria stehe, die auch eine Rolle im berühmten Roman “Don Quijote” spielen soll.
Mich sprach der Text an, weil er von Einsamkeit spricht, von der Härte der Kälte und der Sonne, von weiter Landschaft, von der Stille, der beeindruckenden Stimmung am Morgen. “Dann ist das dein Weg”.
Viele Grüße aus zunächst 676 Metern Höhe auf dem Jakobsweg von Laza nach Verín, auch als Karnevalshochburgen bekannt. Die Schlammschlachten sind legendär. Die Via da Prata, der Silberweg, führt jetzt in Richtung Zamora. Im nächsten Jahr ist schon eine ähnliche Tour geplant. Wer mitradeln will, sollte schon anfangen zu trainieren. Sonst ist die Überlebenschance geringer als ein Sechser im Lotto. Jetzt sind es 938 Meter geworden. Gerade in Cerdedelo eingetroffen, wo sich ein Einwohner auf mich stürzte. Er vermisse Düsseldorf, wo er 25 Jahre gelebt habe. Seine Tochter arbeite beim Arbeitsamt in Madrid, sein Sohn als Polizist in Ourense. Ich hoffe, der Jakobspilger war nicht einer der letzten seiner Art, der diesen wunderschönen Gebirgspass heraufradeln durfte. Denn es entsteht gerade eine Schnellstraße mit Tunnel, die angeblich Galizien besser an Madrid anbinden soll. Da sehe ich schwarz für die Gegend. Hier hat es gebrannt. Ich roch noch die Asche. Es ging noch hinauf auf 1.100 Meter. Gestartet bin ich auf 882 Metern, dann ging auf 465 Meter herunter und schließlich wieder herauf.