Kunst in Pontevedra und Münster vereint: Steinbänke mit Aphorismen finden sich in einem Skulpturenpark auf einer Halbinsel am Fluss Lérez. Zum Beispiel steht dort: “Emotionale Reaktionen sind genauso wertvoll wie intellektuelle”. Oder: “Du kannst nicht erwarten, dass das Volk etwas ist, was es nicht ist”.
Solche geistvollen Sprüche kennt der Reisende doch? Wer hat — im Nordwesten Spaniens — am Jakobsweg die Idee der amerikanischen Künstlerin Jenny Holzer “geklaut”? Ähnliche Bänke stehen im Schlosspark der Stadt Münster. Sie thematisieren, wie sinnlos Kriege sind. Dies zeigte sich nicht nur in Vietnam oder auf dem Balkan, sondern erweist sich auch wieder 2021 an Afghanistan. Die Bänke sind aber nicht plagiiert. Der Künstlerin aus Gallipolis in Ohio gelang es demnach, eine spanische Jury vom Wert ihrer Arbeit zu überzeugen. Vielleicht sah sich jemand davor ihre Werke in Münster an. Und dann beschloss man, solche Bänke zu erwerben, damit auch Galicier und ab heute auch Pilger etwas von ihnen haben.
Jenny Holzer und Ulrich Rückriem auch in Spanien vertreten
Zuvor stieß der Reisende auf eine hohe Granitstele. Sie erinnert an “Spardose” von 2017 in der Nähe des Train-Denkmals an der münsterischen Promenade. Wie die Bänke wurde auch diese anlässlich der Skulptur Projekte in Münster aufgestellt. Die Stele in Pontevedra stammt von Ulrich Rückriem aus Düsseldorf. Er produzierte auch “Dolomit zugeschnitten” an der Petrikirche in Münster. Auf dem Camino de Santiago entdeckt der Pilger also ein Stück Heimat. Europa wächst zusammen, nicht nur über die Jakobsmuschel.
Zu beeilen braucht sich niemand, um die Kunstwerke zu sehen. Diese stehen noch länger sowohl in Münster als auch in Pontevedra. Wer mehr über “Münster Stadt der Skulpturen” erfahren möchte, greift am besten nur zum gleichnamigen Buch. Dort lädt der Reisende zu Stadtwanderungen durch Münster zwischen 5 und 13 Kilometern ein. Dabei erfahren Besucher bisher Unentdecktes über Architektur und Kunst.
Kunst in Pontevedra und Münster vereint: Wer weiß, ob nicht bald Gemeinschaftsprojekte zwischen den Städten laufen. Zwischen Kassel und Athen auf der Documenta 14 ist es schon geschehen. Morgen führt die Pilgerreise nach Combarro, angeblich eines der schönsten Fischerdörfer Galiciens.
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