Philosophieren auf dem Jakobsweg: Es gibt Leute, die meinen, menschliche Interessen übers Alter definieren zu müssen: mit zwanzig in Clubs und Fitnessstudios. Mit dreißig Literatur. Mit vierzig Jahren fange man mit dem Wandern an. Ab fünfzig spüre man, dass gar nichts mehr geht. Man könnte sich dann einen Platz im Altersheim reservieren und den Grabstein. Doch diese Zeiten sind längst vorbei.
Auf dem Jakobsweg hat auch eine Pilgerin behauptet: Da sie jung sei, sei sie eher bereit, in Herbergen zu schlafen als Ältere. Dort riecht es nicht gut. Leute schnarchen. Etagenbetten sind nicht verlockend. Manchmal gibt es keine freien Betten mehr. Matratzen liegen dann auf dem Gang.
Sportlich und komfortabel gekleidete Wanderer
Wenn man sich in Herbergen des Camino de Santiago umschaut, strömen Menschen zwischen 20 und 70 herein. Fast alle tragen sportliche Kleidung. Teleskopstöcke und Rucksäcke sehen komfortabel aus. Niemand muss schwere Kameras schleppen. Für den privaten Gebrauch reichen kleine Digitalkameras. Smartphone-Bilder dürften Teilnehmer beim Stammtisch ermüden.
Seltsam auch: Viele achten nicht auf richtige Wanderschuhe. Sie meinen, billige beim Discounter seien genauso gut wie Markenware. Der Reisende führt oft als Wanderführer durch die Eifel. Er glaubte selbst lange, dass Schmerzen dazu gehörten. Doch seit er 260 Euro in alpine Stiefel gesteckt hat, weiß er, dass es fast ohne Blasen geht. Ans höhere Gewicht gewöhnt er sich binnen Minuten. Die Oberschenkel schmerzen auf der ersten Etappe, bei jeder weiteren nur in den ersten Minuten.
Auf dem Jakobsweg in Portugal und Spanien radelt und läuft er mit Rad-Winterschuhen. Die Cleats für SPD-Pedalen sind so gut gearbeitet, dass er sie nur auf glatten Steinen spürt. Hitze tritt weder bei Berg- noch bei Radstiefeln auf. Oft sind vielen die Schuhe zu klein, die Tränen groß. Davon profitieren auf der Reise durch Nordportugal und Galicien Sandalen führende Schuhläden. Lassen sich diese Leute beraten? Dicke Socken und eine Nummer größer. Darauf bestand sein Fachverkäufer im Bergsportladen.
Geld sparen am falschen Ende?
Geld wird am falschen Ende gespart. Lieber regelmäßig mehrfach pro Woche 16 Euro für Fritten, Bier und Currywurst und Medikamente statt in gute Schuhe und einen vernünftigen Reiseführer. Die Pharmaindustrie freut sich über gute Kunden. Dabei senken Champignons Blutdruck. Kürbiskerne spenden Omega 3‑Fettsäuren. Teebaumöl killt Viren und Bakterien.
Schließlich bewegt man sich als Wanderer auf 235 Kilometern von Porto bis Valença 17 bis 24 Kilometer am Tag. Immerhin erntet jeder neben einem schlanken Körper und schönen Erinnerungen Selbstbewusstsein und Durchhaltevermögen. Jeder kann das gebrauchen. Egal, ob 20 oder 70 Jahre alt.
Philosophieren auf dem Jakobsweg: Solche Gedanken strömen, wenn der Reisende täglich 60 bis 70 Kilometer beim Radwandern unterwegs ist. Andere wie der berühmte Paulo Coelho hingegen in “Auf dem Jakobsweg” beschreiben spirituelle Erfahrungen. Morgen geht es weiter Richtung Rubiais.