Finisterre: Himmel auf Erden? Namen von Orten wie Finisterre — also Ende der Welt — ziehen den Reisenden geradezu magisch an. Am Ende der Welt vermuteten die Menschen des Mittelalters die größte Nähe zu den Inseln der Seligen. In einer keltischen Sage wird erzählt, die Inseln lägen hinter dem Horizont des Atlantiks. Dort suchten die Pilger das Gespräch mit den Toten.
Außerdem hilft es, auf langen Strecken einige Ziele vor Augen zu haben und sie dann auch einzuhalten. Denn sonst fährt man nur durch Landschaft. Dies kann auf Dauer ermüdend sein. In der ersten Zeit seiner Radreisen beschränkten sich die Touren oft nur darauf, Landschaft wahrzunehmen die Wahrnehmung. Doch ab einem bestimmten Punkt ist zu erkennen, dass viele Landschaften einander ähneln. Das Spezifische, was Menschen von Region zu Region anders macht, kommt dabei nicht heraus. Und da wird es erst spannend. Auf dem Rad kommt man den Menschen auch ziemlich nah. Einladungen kommen leichter zustande, als wenn man nur im Auto hockt.
Landschaft prägt Menschen. Menschen prägen Landschaft: Das Klima, der Boden, die Lage an einer Küste, an einem Fluss, in den Bergen. Das formt. Menschen bauen dort Häuser, kochen regionaltypisches Essen, leiden unter Hitze oder erfreuen sich am milden Klima. Bei einer Urlaubsreise mit dem Rad entwickelt man ein gutes Gespür für die Landschaft. Wind und Wetter, Steigung und Gefälle sind unmittelbar zu fühlen. Vor allem am Po.
Doch wie ist es am Ende der Welt? Wie sieht es an der nächsten Ecke aus? Geht es dort weiter? Eine Sackgasse gibt es dort auf der Radreise durch Galicien nicht. Denn der Caminho de Santiago endet nicht dort. Der Reisende setzt von dort aus seinen individuellen Pilgerweg fort. Denn Santiago de Compostela hat er in diesem Jahr noch nicht erreicht. Von hier aus geht die Tour weiter in den Norden nach A Coruña. Er ist noch lange nicht erschöpft, obwohl viele harte Berge hinter ihm liegen.
Himmel auf Erden?
Selbst der enttäuschende Anblick der Kleinstadt Finisterre — auf Galizisch Fisterra — kann ihn nicht davon abhalten. Denn eine schöne Stadt ist sie nicht. Die Architektur liegt weiter unter dem, was sonst eine spanische Stadt zu bieten hat. Es ist vor allem ein touristischer Ort mit Übernachtungsmöglichkeiten. Zum Glück aber liegt der Ort malerisch am Strand. Und die Strecke entlang der Küste ist reizvoll. Es reihen sich viele schöne Aussichtspunkte aneinander. Und die Menschen sind sehr lebendig. Viele Festivals gab es im August und September von Porto über Barcelos und Pontevedra zu sehen.
Unbedingt zu empfehlen ist in Finisterre der Besuch des Leuchtturms. In einem Nebengebäude ist ein Hotel mit nur sieben Zimmern zu untergebracht. Der Reisende bekam gerade noch das letzte Zimmer, in dem an sich ein Auszubildender untergebracht ist. Glück gehabt, um den ganzen Abend hier vollauf zu genießen. Von oben schaut man auf Klippen im Meer und in die Ferne. Dann beginnt das Leuchtfeuer zu glimmen und dann seine Kreise zu ziehen.
Es gibt nicht viele Orte auf der Welt, wo es derart stimmungsvoll ist. Dazu zählen für den Reisenden der Leuchtturm Bjuröklub in Västerbotten und Eckwarderhörne am Übergang vom Jadebusen zur Nordsee. Aber Finisterre, Himmel auf Erden? Jeder Pilger muss das für sich selbst entscheiden.
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