Sicherheit für Radler an der Todesküste: Warum wohl ist in Deutschland kaum jemand bereit, mit solch großen Verkehrsschildern an die Vernunft der Autofahrer zu appellieren. Oder gibt es solche Schilder irgendwo in Deutschland? In Galicien tun Politiker das jedenfalls.
Der Reisende radelt jetzt fast zwei Wochen durch Spanien. Er hat sich zwar schon hin und wieder durch den Verkehr genervt gefühlt. Er befand sich allerdings nie in einer brenzligen Situation auf der Rundreise durch den Nordwesten der Iberischen Halbinsel. Dies liegt vor allem an der defensiven Fahrweise der Leute. Schon in Tui an der portugiesisch-spanischen Grenze fand er schon an einer Tankstelle mit fairen Verhaltensweisen im Straßenverkehr.
Aus Bonn steckt dem Reisenden allerdings noch ein Streit mit einem Sportkameraden in den Knochen. Dieser ereignete sich wenige Wochen zuvor auf dem Venusberg. Der Mensch hupte ihn mehrfach von hinten an, während er nur langsam den Berg erklommt. Die Stoßstange seines Bauern-Mercedes klebte fast an seinem Hinterrad. Der Weg ist schmal. Wenn der Reisende so etwas erlebt, ist er nicht bereit auszuweichen. Die vorgeschriebenen 1,5 Meter Distanz zum Radfahrer kann ein Autofahrer hier ohnehin nicht einhalten.
Dialog und Einsicht statt Streit
Auf dem Parkplatz sprach der Reisende ihn an. Aber er wehrte sich massiv. Er meinte, als Radler hätte sich man kooperativ zu verhalten. Oft tut der Radler das auch, wenn er merkt, dass jemand ordentlichen Abstand einhält und nicht mehrfach wie er den Motor aufheulen lässt. Seitdem wechselt der Ex-Kamerad kaum ein Wort mit ihm. Ein Freund kam hinzu, der das Theater von hinten beobachtet hatte. Er schnaubte vor Wut und bot an, diesen Mann anzuzeigen. Denn kurz zuvor war ihm das auch schon von ihm widerfahren. Er zeigte ihn an. Doch der Reisende hofft eher auf Dialog, auf Einsicht und Reue statt auf die Exekutive des Staates. Er schickte dem Betreffenden auch ein Foto dieses Straßenschildes zu.
Derartiges hat er in Südeuropa nie erlebt. Selbst bei Wind und Hagel fuhren selbst Lkw in Andalusien so brav an ihm vorbei an Steigungen, dass er die warme Abluft bei Nässe und Kälte im Januar als angenehm empfand. Als Autofahrer würde er aber auch nicht beim Anblick solcher Strände wie an der Costa da morte das Gaspedal durchtreten! Aber hier gilt auch: Sicherheit für Radler an der Todesküste im Straßenverkehr. Und so dürfte er morgen auch das große Zwischenziel A Coruña erreichen.