Eiskaltes Bad im Meer in Combarro: Combarro — das galizische Fischerdorf schlechthin. Das sagen Touristiker. Doch ist es wirklich so? Sagenhafte sieben Kilometer ist der Reisende heute auf dem Camino de Santiago hingeradelt. Allerdings waren die Höhenmeter nicht ohne, nachdem er heute morgen Pontevedra verlassen hatte.
Außerdem war der gestrige Abend noch etwas länger. In Pontevedra traf er Jakobspilgerin Alexandra wieder, die ihm auch ein nettes Hotel im Zentrum genannt hatte. Dort ließ er sich nieder, dankbar für den Tipp. Und hier war einiger Trubel. Denn ein Stadtfest stand an. Darauf erinnerten höfisch gekleidete Damen und Herren an die Zeit im Mittelalter. Viele zogen durch die engen Gassen der Stadt. Auf dem größten Platz gab es ein Restaurant mit einer erhöhten Terrasse. Von dort aus schauten sie sich das Spektakel beim Genuss mediterraner Kost in Ruhe an.
Nach einem entspannten Frühstück ging es am nächsten Morgen durch die immer noch festliche Stadt. Da die Straßen des Zentrums ziemlich dicht waren, dauerte es entsprechend, bis der Stadtrand erreicht war. Aber in Combarro ist man schon nach einer halben Stunde angekommen. Da Alexandra noch nicht da ist, bleibt Zeit für Fotos.
Hórreos ziehen die Touristen an
Der Ruf eines der schönsten Fischerdörfer zu sein, ist allerdings übertrieben. Der Ort sieht letztlich vielleicht etwas hübscher aus als viele andere in Galicien. Er ist sehr klein, so dass letztlich nur zwei Gassen zum Durchstreifen und Erleben bleiben. Fotogen sind allerdings die alten Speicher aus Stein. Die “hórreos” erinnern an die Gerüste für Trockenfisch auf dem Lofot. Sie dienen hier allerdings dem Trocknen von Getreide. Denn sie stehen auf Stelzen, ähnlich den “Mäuserpfeilern” an westfälischen Höfen, die man hier und da noch sieht. Manche sind Speicher so berühmt ob ihrer Gestaltung, dass vor ihnen Touristenbusse stoppen.
Alexandra ist mittlerweile eingetroffen. Sie sitzt vor einer Bar und schlürft einen Cocktail. Der Inhaber scheint ziemlich angetan von ihr zu sein. Er flirtet intensiv mit ihr. Nachdem der Reisende erschienen ist, flirtet er noch eine Weile weiter, sieht dann aber ein, dass er keine Chance gegen den Reisenden hat.
Da endlich mal wieder ein Strand erreicht ist und es schon Nachmittag ist, beschließt der Reisende hier ins Hotel zu gehen. Denn ein Bad lockt doch allzu sehr. Und es wäre das erste auf dem gesamten Pilgerweg von Porto nach Santiago. Kaum ist das Zimmer bezogen, schnappt er sich die Badehose und ein Handtuch und geht zum Strand herunter. Der liegt direkt neben der Unterkunft. Erwartungsfroh steckt er die Zehen ins Wasser, zieht sich jedoch sofort zurück. Das Wasser ist eiskalt. Die Luft ist mit 25 Grad warm, der Unterschied zur Wassertemperatur groß. Tiefer als bis an die Knie ging er nicht ins Wasser.
Bad in Norwegen kostet weniger Überwindung
Es ist leichter, auf dem Lofot ins Wasser zu steigen, um sich kurz zu waschen als hier. Denn in Norwegen ist es dann allerhöchstens mal 15 Grad warm. Als er im Nordland mal den Bootsbauer Ulf in Kjerringøy bei der Arbeit begleitete, traf dessen Schwiegersohn aus Spitzbergen ein. Dieser zog seine Jacke aus, stand nur im T‑Shirt in der Sonne. “Endlich ist hier wieder Sommer”, freute sich der Biologe. Der Reisende hingegen lächelte da ob dessen Verwegenheit, weil er leicht im Wind fror.
Eiskaltes Bad im Meer in Combarro: Das war nicht unbedingt zu erwarten. Aber vielleicht gibt es auf dem Weg nach Finisterre noch eine Bucht mit warmem Badewasser. Sauber waren bisher alle Strände. Die Zeitung “La Voz de Galicia” hat sich in einem Artikel mit der Sauberkeit spanischer Urlaubsziele befasst und diese bewertet.
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