Von Barcelos nach Ponte de Lima: In Barcelos, eine Kleinstadt, die ihr Theater nach dem berühmten Renaissancedichter Gil Vicente benannt hat, dem Shakespeare Portugals, lernt der Reisende: Es kann besser sein, Hühner immer pfleglich zu behandeln: also besser bei Biomitteln statt Fipronil bleiben. Auch die Römer wussten schon, wie wertvoll ihre Gänsen waren, um die Stadt zu schützen. Ihr Schnattern warnte die Bewohner vor anrückenden Feinden.
Ein in Barcelos zum Tode Verurteilter erbat einen letzten Wunsch. Er möge verschont bleiben, wenn ein Hahn krähe. Als der Bauer schon zum Galgen gebracht wurde, wollte der Richter einen Hahn verzehren. Dieser aber sprang vom Teller und krähte. Der Richter rannte zum Galgen. Aber der Strick hatte sich schon gelöst. Und der Bauer durfte gehen. Bis heute hält Barcelos die Hühner in Ehren. Die längere Version der Legende findest Du hier.
Hahn ist portugiesisches Nationalsymbol
Beim Rundgang durch die schön an einem Fluss liegende Stadt ist das deutlich zu erkennen: Auf vielen Plätzen stehen kunstvoll bemalte Hühner. Die meisten befinden sich im Zentrum auf dem Campo da República vor der großen Kirche Igreja Matriz. Dies erinnert den Reisenden an Dalarna, wo die berühmten schwedischen Pferdchen geschnitzt werden. Dort waren sie für Arbeiten im Wald wichtig. Deshalb hält man bis heute als Skulpturen in Ehren und verschenkt sie. Wie in Schweden das Pferd, ist der Hahn von Barcelos ein portugiesisches Nationalsymbol. Deshalb sind in Hotels und Privathäusern in Portugal nicht nur Figuren aus Holz, sondern auch aus Keramik zu sehen. Genauso so wichtig wie christliche Kreuze und Heiligenbildchen. Der Reisende hörte einen Hahn schon ab dem frühen Morgen mehrfach in einem der Nachbargärten am Hotel krähen. Vielleicht ist das ein gutes Omen auf dem Pilgerweg von Porto nach Santiago de Compostela.
Wie auch die überraschend auftauchende schöne römische Brücke über einen Fluss, der so nicht am Fortkommen hindert. Wer hätte das gedacht bei all den fürchterlichen Bränden, die das Fernsehen immer wieder zeigt. Aber in und um Porto kommt oft frischer Wind vom Meer, obwohl der Weg übers Binnenland führt. Heiß, wasserlos und verbrannt ist es hier nicht überall.
Alexandra pilgert durch die Hitze
Gleich hinter der Stadt sieht der Reisende die Pilgerin Alexandra aus Heidelberg. Sie sitzt auf einem Stein in der Hitze und telefoniert. Da er im Vergleich zu den Pilgern einen größeren Aktionsradius mit dem Rad hat, kann er in der Umgebung viel mehr besichtigen. Einige Kilometer vor Ponte de Lima trifft er sie daher nachmittags wieder. Beide freunden sich schnell an und baden etwas später im Fluss Lima. Dort gibt es verschiedene Badeplätze. Das Wasser ist angenehm kühl. In der Ferne sind schemenhaft Bergrücken zu sehen.
Während sie danach in die Pilgerherberge geht, quartiert er sich in ein an einer Promenade liegendes Hotel ein. Daneben gibt es ein gutes Restaurant, wo sich Alexandra später einfindet. Beide nehmen sich für den nächsten Tag eine Stadtbesichtigung vor.
Mit 32 Kilometern reiner Pilgerstrecke, hinzu kommen noch kleinere Umwege, geht das Pilgern von Barcelos nach Ponte de Lima zwar nicht mit großen Schritten voran. Aber wie heißt es so schön mit Alexandras Worten: “Der Weg ist das Ziel”. Es gibt eben viel schon auf der Reise durch Nordportugal zu durchstreifen und zu erleben. Dazu gehören natürlich auch Reparaturen am Rad als lästige Beschäftigung.
Pingback: Am Meer und im Hinterland Portugals - Durchstreifen & Erleben
Pingback: Eiskaltes Bad im Meer in Combarro - Durchstreifen & Erleben
Pingback: Internationales Flair auf dem Jakobsweg - Durchstreifen & Erleben
Pingback: Reparaturen auf dem Caminho Português - Durchstreifen & Erleben
Pingback: Radpilgern von Porto nach Barcelos - Durchstreifen & Erleben
Pingback: Finisterre: Himmel auf Erden? - Durchstreifen & Erleben