Friedlich leben am Caminho Português: Zum ersten Mal auf dieser Tour schläft der Reisende in einer Pilgerherberge. Es ist geradezu Luxus. Denn es handelt sich um eine frisch renovierte Quinta in Cortiça zwischen Tomar und Coimbra. Die Küche sieht noch nagelneu aus. Der dritte Tour-Abschnitt hat vor wenigen Tagen mit dem Caminho Português begonnen. Dieser führt von Lissabon aus nach Santiago de Compostela. Die Via Algarviana ist zur Hälfte abgeschlossen, die Rota Vicentina ganz. Mit Pilger Klaus aus Lünen, der eigentlich Segler ist, teilt er sich heute Nacht die Herberge. Jeder verfügt über seinen eigenen Schlafsaal. Eher zufällig ist der Reisende hier gelandet. An sich sollte es noch etwas weiter gehen als 44 Kilometer mit 1100 Höhenmetern.
Beeindruckender Steinzeit-Fund
Aber in der Nähe liegen zwei gut erhaltene Gräber aus der Jungsteinzeit idyllisch am Rande eines Olivenhains. Auf Hainen wie diesen ist aktuell ordentlich Bewegung zu sehen. Um die Dörfer herum ernten ältere Menschen und Familien die Oliven. Als der Reisende gerade zu den Gräbern radelte, kam ihm ein voll beladener Transporter vom Feld entgegen mit blau-schwarzen Früchten. Die Steinzeitmenschen hier aßen sicher auch Oliven. In diesen Gräbern fanden Archäologen aber auch Reste von Kaninchen, Hasen, Füchsen, Schafen, Schweinen und sogar eines Zebras. Beigesetzt wurden Frauen wie Männer — 30 bis 50. Decksteine sind leider nicht mehr vorhanden. Aber Grabkammern und Korridore sind noch immer gut zu erkennen.
Ein beeindruckender Fund in einer Gegend mit freundlichen Menschen. In Santarém wollte der Betreiber eines Cafés dem Radler seine Mini-Luftpumpe schenken. Im Wallfahrtsort Fátima eilte eine Kundin im Supermarkt herbei und hob die zu Boden gefallene Müsli-Packung für ihn auf. Der Ladenaufseher trug ihm vergessene Waren nach zum Parkplatz.
Mentalität ändert sich
Ab Santarém werden die Einwohner weicher. Die Härte der Menschen in Algarve und dem südlichen Alentejo lässt spürbar nach, die man wohl als maurisches Erbe bezeichnen kann. Der oder die Einzelne muss sich durchsetzen. Nur dann gilt Mann oder Frau als etwas. In Tomar hingegen trauten sich Autofahrer nicht einmal, über einen Zebrastreifen zu fahren, als der Reisende dort ausruhte. Ihnen zu Gefallen ging er herüber, sonst stünden alle Beteiligten vielleicht jetzt noch dort. Vielleicht liegt es am Einfluss des Friedensengels aus Fátima. Nun geht es weiter Richtung Porto. Verbunden mit der Hoffnung, dass es weiter möglich ist, friedlich am Caminho Português zu leben. Im Sinne Fátimas.
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