1555 Kilometer von Faro bis Porto: Die Via Algarviana, die Rota Vicentina und der Caminho Português liegen hinter dem Reisenden. Von Faro bis Porto war er über sechs Wochen mit dem Fahrrad unterwegs.
Von diesen drei Strecken war vor allem der Jakobsweg wie auf ihn zugeschnitten. Zu gut neunzig Prozent ist er auf ihm gefahren. Denn die Steigungen waren auch mit 23 Kilogramm Gepäck viel leichter zu bewältigen als die Via Algarviana oder die Rota Vicentina. Mehr als einen Kilometer musste er nie schieben, meistens nur 50 bis 100 Meter. Und die Räder sanken auch nicht so tief in Sand ein wie auf den eher für Wanderer oder Radler mit Daypack geeigneten Strecken. Schieben ließ sich aber nicht immer vermeiden.
Dreimal in der Werkstatt
Und Reparaturen auch nicht: Zweimal musste der Reisende auf 1555 Kilometern von Faro bis Porto Schläuche tauschen. Da das Rad der Pandemie wegen gut 1,5 Jahre nur im Hausflur stand, alterte das Gummi stark. Nur so können die Löcher, nur so kann das gestern rausgesprungene Ventil erklärt werden. In Porto wechselte er vorgestern auch den Hinterreifen aus. Er war abgefahren und wies winzige Löcher aus. Eher als in Porto bot sich der Austausch nicht wirklich an. Radgeschäfte sind in Portugal dünn gesät. In Santarém und in Coimbra sah der Reisende die ersten seit längerer Zeit. Mechaniker in Portugal und Spanien reparieren oft kostenlos Räder. So verpasste der Mechaniker der Kette sogar ein regelrechtes Ölbad. Er weigerte sich aber, diese zu reinigen, weil dies nicht gut sei. Da sie jetzt im Öl schwimmt, sind Portos steile Gassen kaum noch ein Hindernis.
Pilger sind 1555 Kilometer von Faro bis Porto gern gesehen
Obwohl es durchaus Gegner des Jakobsweges gibt wegen des damit verbundenen Kommerzes, ist der Reisende ein großer Anhänger. Zum einen liegt es daran, dass es auf der Strecke ein gutes Angebot an Museen, Restaurants und Unterkünften gibt. Zum anderen sind Pilger hier gern gesehen. Nicht alle werfen einem freundliche Blicke zu. Drohend hielt ein Bauer in Richtung des Reisenden, weil er stehengeblieben war. Denn er konnte sich dem Schauspiel der Olivenernte nicht entziehen. Wenn Ehepaare und Familien ihre Netze auf den Hainen auslegen, die sauren Früchte herunterrütteln oder ‑schlagen, belebt dies ungemein die Strecken.
Worauf es dabei ankommt, beschreibt der Reisende im Rad- und Kulturreiseführer über die Serra da Estrela. Auf der Radreise durchs Centro de Portugal besuchte er einen Hof im Bergdorf Trinta. Er wollte sich dieses Spektakel nicht entgehen lassen. Er hatte das Glück, dass die Arbeiter Anfänger waren und ihnen die Techniken Schritt für Schritt erklärt werden mussten. Wie das Leben dort vor über 500 Jahren ablief, beschreibt der berühmte Renaissance-Dichter Gil Vicente in seiner “Tragikomödie der Serra da Estrela” eindrucksvoll.
Verbunden mit Land und Leuten
Aber die meisten Menschen reagieren freundlich. Sie beobachten offenbar gerne Pilger von Gärten oder Vorgärten aus, wenn diese durch ihre Region ziehen. Sobald sie merken, dass sie nicht weiterwissen, weisen sie gestenreich oder rufend die weitere Richtung an.
So fühlt sich der Reisende der Bevölkerung verbunden und nicht zuletzt den Pilgern selbst. Noch vor wenigen Tagen wanderte der Reisende zusammen mit Klaus aus Lünen und Sofia aus Leipzig, als er den Wallfahrtsort Fátima verlassen hatte. Dass er überhaupt mit beiden wanderte, lag daran, dass er auf steinigen und steilen Etappen nicht wirklich schneller war. Und dank des Rades suchte er ringsum interessante Ziele auf, um die portugiesische Kultur besser kennenzulernen. Die meisten Wanderer vermeiden dies hier oder nutzen Bus und Taxi, um etwa die berühmten hohen Wellen von Nazaré zu sehen. So trifft der Reisende einige Pilger öfter mal wieder.
Faszinierende Gartenkultur in Porto
Allein hier in Porto, wo er sich seit fünf Tagen aufhält, fasziniert ihn zum Beispiel die Gartenkultur. Er kennt kaum eine andere Stadt in Europa, die derart kreativ mit ihren Grünflächen umgeht. Von denen gibt es viele hier. Den Botanischen Garten verwandelten sie in eine Magischen Garten. Gestern Abend zeugte eine lange Schlange vom Interesse, das Schauspiel illuminierter Figuren mitzuverfolgen. Künstliche Pflanzen erleuchten von innen. Ein Tiger erwacht zu Leben wie auch Steinböcke und Kamele unter ägyptischen Göttern. Selbst ein Stück China hat man hier aufgebaut. Und dem Reiz des Serralves-Parks kann sich der Reisende auch nicht entziehen. Woran das liegt? Dies steht in einer der nächsten Reportagen und auch im künftigen “Kulturreiseführer Porto”. Jetzt aber geht es erstmal weiter am Rio Douro entlang in Richtung Serra de Montemuro.