Im Nachtzug auf Reisen

Im Nacht­zug auf Rei­sen: Als er in der Welt eine Repor­ta­ge über eine Nacht­fahrt durch Spa­ni­en las, erin­ner­te sich der Rei­sen­de an zwei Nacht­fahr­ten in sei­nem Leben. Das ers­te Mal fuhr er mit einem sei­ner Brü­der von Müns­ter nach Karl­stad in Värm­land. Sie waren noch Jugend­li­che. Es war daher auf­re­gend. Erst­mals auf wei­ter Fahrt nach Schwe­den, noch dazu über Nacht. Der Rei­sen­de erin­nert sich, wie sein jün­ge­rer Bru­der ihn ver­äp­pel­te. Er war tat­säch­lich pein­lich berührt, als er, kaum auf der Toi­let­te, eine bar­sche Durch­sa­ge auf Schwe­disch hör­te. Die ver­stand er damals kaum. Der Zug stand gera­de auf einem Bahnhof.

Nach der Rück­kehr frag­te er sei­nen Bru­der, was der bar­sche Mann gesagt habe. “Er hat gesagt, wäh­rend des Auf­ent­halts auf einem Bahn­hof ist es ver­bo­ten, die Toi­let­te zu benut­zen.” Ihm schoss die Röte ins Gesicht. Was er sich dach­te, kann sich jeder jetzt selbst ausdenken.

Von Burgos nach Lissabon

Sei­ne zwei­te Nacht­fahrt führ­te nach dem Stu­di­um von Bur­gos nach Lis­sa­bon. Er war zuvor mit zwei Freun­den — Chris­toph und Ger­hard — auf dem fran­zö­si­schen Jakobs­weg von Bel­fort bis Biar­ritz gera­delt. Danach über­wand der Rei­sen­de allei­ne die Pyre­nä­en. Über Pam­plo­na gelang­te er auf dem Cami­no de Sant­ia­go schließ­lich nach Burgos.

Doch wo konn­te er im Zug das Rad las­sen? Ein Fahr­rad­ab­teil gab es nicht. Doch Spa­ni­er haben eine Art, die er bis heu­te sehr schätzt: Sie regeln die Din­ge oft unbü­ro­kra­tisch. Der Schaff­ner pack­te sein Rad und schob es ein­fach in sein Abteil. So konn­te der Rei­sen­de es sich im Schlaf­wa­gen gemüt­lich machen. Am nächs­ten Mor­gen hol­te er es in Lis­sa­bon ab, früh­stück­te am Tejo.

Jetzt muss­te es nur noch irgend­wie zum Flug­ha­fen in Faro wei­ter­ge­hen. Der nächs­te Zug nach Setú­bal nahm den Rei­sen­den noch mit. Doch dort ging erst mal nichts mehr. Der Schaff­ner des nächs­ten Zuges wei­ger­te sich, sein Rad mit­zu­neh­men, for­der­te dazu auf, zum Bus­bahn­hof zu radeln. Dort gebe es Fern­bus­se. Gesagt, getan. Doch auch dort gab es Schwie­rig­kei­ten. Nie­mand woll­te das Rad mit­neh­men. In Schwe­den wird es ein­fach am Hin­ter­teil des Bus­ses fixiert und los geht es. Ein net­ter Bus­fah­rer einer ande­ren Linie riet dazu, das Bike ein­zu­pa­cken. Dann wür­de sich schon jemand erbar­men. Der Rei­sen­de besorg­te Folie. Denn die Leu­te sorg­ten sich, die Ket­te könn­te das Gepäck beschmut­zen. Alles war dann sau­ber ver­packt. Doch ver­ge­bens. Nie­mand erbarm­te sich sei­ner. Es däm­mer­te. Lang­sam wur­de der Rei­sen­de ner­vös. Mor­gen früh ging der Flie­ger nach Gre­ven. Sein Arbeit­ge­ber erwar­te­te ihn in der Redak­ti­on der West­fä­li­schen Nachrichten.

Mit dem Taxi in den tiefen Süden

Nach­dem er die Idee, mit dem Nacht­zug auf Rei­sen zu gehen, ver­flucht hat­te, ent­schloss sich der Bike­pa­cker, es als Anhal­ter an der Schnell­stra­ße zu ver­su­chen. Eini­ge Por­tu­gie­sen hiel­ten tat­säch­lich an. Doch alle dach­ten, er hät­te eine Pan­ne. Sie woll­ten hel­fen, woll­ten danach aber nur wei­ter zu Par­tys fah­ren. Ver­dammt. Es war dun­kel. 22 Uhr. Stun­den­lang hat­te der Rei­sen­de auf Hil­fe gehofft. Schließ­lich radel­te er etwas erschöpft um 23 Uhr in den Ort, um ein Taxi zu buchen. Und tat­säch­lich fand er einen Fah­rer, der bereit war, ihn nach Faro zu brin­gen. Der Preis dafür war unfass­bar güns­tig: höchs­tens 150 Euro. Um fünf Uhr mor­gens setz­te ihn der net­te Pri­vat­chauf­feur ab. End­lich war alles überstanden.

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