Fluss des Vergessens am Jakobsweg: Drei Tage hält sich der Reisende schon am Fluss des Vergessens in Ponte de Lima auf. Ob er wirklich alles vergisst, stellt er wahrscheinlich erst hinter der Ortsgrenze fest. Pilgerin Alexandra hat ihn jedenfalls nicht vergessen. Denn sie schreibt ihm immer noch, obwohl sie die Kleinstadt seit drei Tagen verlassen hat. So schlimm ist es also nicht.
Er hält die Erzählung auch für eine List der Feinde der Römer, um die Legionen am Vormarsch über den Fluss Lima zu hindern. Am Ufer stehen ein paar bewaffnete junge Kerle um die zwanzig Jahre mit unsicheren Gesichtern. Die Lanze eines Legionärs ist sogar verbogen, als seien gerade Asterix und Obelix vorbeigekommen, um sich mit ihnen zu prügeln. Auf der anderen Seite wartet ihr Anführer zu Pferde, der vorgeritten ist. Die Legionäre wollen erst durch den Fluss waten, sobald jeder einzelne von ihnen seinen Namen gehört hat. Eine hübsche Geschichte zu einer angenehmen Kleinstadt, in der so einige Pilger zwei Tage ihre Wunden pflegen.
Die schönsten Frauen Portugals kommen aus dem Norden
Das Leben ist gemütlich. Das Bier ist billig, die Menschen hilfsbereit. Der Reisende hat sich in einem Handel für 29 Cent fünf Schrauben besorgt, um weiteren Verlusten auf der holperigen Strecke die Stirn bieten zu können. Der Gepäckträger sitzt jedenfalls wieder fest, wofür allerdings der Flaschenhalter daran glauben musste. Wie gut, dass er mit zwei passenden Schrauben fixiert ist. Die Schuhsohle klebte gestern ein Schuster für einen Euro.
In Ponte de Lima gibt es auch ein schönes Museum mit sakraler Kunst. Abends bieten Bands lebhafte Konzerte. Gestern trat ein Fado-Sänger auf, den der Reisende im Hotelzimmer bis drei Uhr nachts hörte. Gestört es es überhaupt nicht. Denn er sang phantastisch. Und die Zuschauer lachten viel, weshalb es wohl auch lustig war. Unvergessen ist auch die bildhübsche Rezeptionistin Ana im Hotel, deren Sprachmelodie einfach phantastisch klang. Diese erinnerte an die schwedische Art, beim Sprechen fast zu Singen — Sprechgesang. Die schönsten Frauen Portugals kommen aus dem Norden. Das ist bekannt.
Einziges Manko: Die Restaurants bieten hier nur Dosenfraß an, was unschwer am Foto in der Galerie zu erkennen ist. Halbe Dosen, ganze Dosen. Der Reisende will frischen portugiesischen Fisch, keine Konserven. Obwohl am Fluss des Vergessens am Jakobsweg: Diese Zustände hier wird der Reisende niemals vergessen.
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