Protestkultur in Barcelona

Gebannt schau­en die Men­schen jeden Tag Fern­se­hen. Wer­den die Kata­la­nen sich von Spa­ni­en los­sa­gen? Ganz nah dran an der kata­la­ni­schen Unab­hän­gig­keits­be­we­gung bin ich wäh­rend mei­ner Rad­wan­de­rung auf den Jakobs­we­gen durch Gali­zi­en, füh­re mit vie­len Men­schen ent­lang der Stre­cke Gesprä­che über Poli­tik. Wie die Bas­ken füh­ren auch Gali­zier durch­aus Sym­pa­thien für die Kata­la­nen, sind die drei Völ­ker doch kei­ne Kas­ti­lier, son­dern haben ihre eige­ne Sprache.

Ich erzäh­le ihnen von mei­ner eige­nen Sym­pa­thie, die mit dem Lesen von Geor­ge Orwells Buch “Hom­mage to Cata­lo­nia” anfing und der Ver­wun­de­rung Orwells, dass die Arbei­ter­schaft Bar­ce­lo­nas im Sat­tel sit­ze und nicht die Bour­geoi­sie. Die Zei­ten sind längst vor­bei, wird höchs­tens noch in den Spie­len des FC Bar­ce­lo­na gegen Espan­yol sicht­bar, wenn im über­tra­ge­nen Sin­ne das Bür­ger­tum gegen die Arbei­ter­schaft antritt.

Ich erzäh­le den Gali­zi­ern davon und von mei­nem Kata­la­nisch-Stu­di­um in Bar­ce­lo­na, wie ich von Stu­den­ten immer wie­der Umfra­gen beant­wor­ten soll­te, ob Cata­lu­nya unab­hän­gig wer­den soll­te, einer von ihnen zeich­ne­te dazu auch tol­le Karikaturen.

Die poli­ti­sche Streit­kul­tur nahm ich in Bar­ce­lo­na immer deut­li­cher wahr als in deut­schen Städ­ten. Sie erreicht einen direkt. Ich erin­ne­re mich, wie mich Rober­to, der Vater mei­ner dama­li­gen Freun­din, fast etwas ärger­lich anschau­te, als ich ihm beim Bas­teln eines Pro­test­pla­kats zuschau­te und ihn frag­te, was das denn brin­gen soll­te. Für ihn als Gewerk­schafts­mit­glied es wohl selbst­ver­ständ­lich, für die Äuße­rung sei­nes Rechts­emp­fin­dens auf die Stra­ße zu gehen.

Als ich dann mei­ne ers­te Repor­ta­ge über einen Gene­ral­streik schrei­ben woll­te in Bar­ce­lo­na, geriet ich dann selbst dort in eine unan­ge­neh­me Situa­ti­on. Die Bat­te­rien waren mir beim Foto­gra­fie­ren aus­ge­gan­gen und ich muss­te mir schnell neue besor­gen. Die meis­ten Mit­ar­bei­ter aller Kauf­häu­ser der Stadt streik­ten für bes­se­re Arbeits­be­din­gun­gen und gerech­te­re Löh­ne. Als ich mit den Bat­te­rien aus dem Ein­gang trat, emp­fing mich ein gel­len­des Pfeif­kon­zert, aber ich glau­be auch, dass sich die meis­ten Leu­te einen Spaß dar­aus mach­ten. Denn auf­grund mei­ner blon­den Haa­re war ich deut­lich als Aus­län­der zu iden­ti­fi­zie­ren. Es tat mir auch kei­ner etwas. Gewalt habe ich dort auch nur zu mei­ner Schul­zeit gese­hen, als ich wäh­rend einer Fahrt mit dem Leis­tungs­kurs jeman­den in sei­nem Blu­te lie­gen sah. Die Kata­la­nen sind für mich kein gewalt­tä­ti­ges Volk und daher ist der jet­zi­ge Vor­wurf der Anklä­ger in bevor­ste­hen­den Gerichts­pro­zes­sen gegen die “Rebel­len” sicher nicht gerecht­fer­tigt. Es ist nicht rich­tig, star­ke Poli­zei­kräf­te gegen die eige­ne Bevöl­ke­rung ein­zu­set­zen. Das war ein dicker Feh­ler des Minis­ter­prä­si­den­ten Rajoys.

Der Deutsch­land­funk hat jetzt einen inter­es­san­ten Bericht über die begin­nen­den Pro­zes­se gebracht. Hier fin­det ihr ihn.

Pro­zes­se gegen “Rebel­len” beginnen

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