Herbst in Galicien kommt: Eine wunderschöne, aber auch anstrengende Etappe liegt hinter dem Reisenden. Die Etappe führte von Vilalba nach A Lagoa in der Region Lugo. Mondoñedo ist schon wieder über 30 Kilometer entfernt. Und bis nach Santiago de Compostela sind es auf der Radreise durch Galicien noch über 100. Der Weg ist zum Teil holprig, da Steine im Weg liegen. Bei Steigungen muss er schon seine Pferdestärken erhöhen, um das insgesamt gut 35 Kilo schwere Rad auf einen hohen Stein zu bugsieren. Und danach folgt schon der nächste Stein. Stufe für Stufe geht es manche Hügel herauf.
Dafür entschädigen aber die Ruhe und wenig bis gar kein Autoverkehr. Sobald der Reisende irgendwo mal kurz durchschnauft oder etwas fotografiert, ergeben sich immer mal wieder nette Gespräche mit galicischen Bauern. Diese unterbrechen ihre Arbeit gerne für einen Plausch mit dem vorbeiziehenden Jakobspilger. Einer ruhte sich auf einer Bank vor seinem Hof aus. Der Jakobsweg führt hier einsam als schmaler Pad an seinem Haus vorbei. Er stand auf und führte drei Schweine und acht Kühe vor. Und er zeigte 18 Hühner, die den Fuchs fürchten müssten. Ein anderer, Abél, präsentierte einen alten Waschtrog aus Stein. Darin hätte sich vor über hundert Jahren seine Familie gewaschen. Sogar eine Hütte mit Schindeln und Holztür befindet sich daran.
Herbst in Galicien kommt mit Farben und Früchten
Es ist einsam hier. Aber daran gewöhnt sich jeder recht schnell. Dafür nimmt man viele Dinge genauer wahr, als sonst wie Eimer mit Äpfeln oder mit Kastanien, für die der Herbst sorgt. Gestern unterhielt sich der Reisende mit der Studentin Anna, die auf dem Camino Francés unterwegs war. Sie erzählte, dass sie auf Strecken wie dieser geweint und Selbstgespräche geführt hätte. Und mit den Menschen auf der Strecke hätte sie sich auf Englisch und mit Zeichensprache unterhalten. Der Reisende singt recht viel. Die Texte sollte aber besser keiner hören.
Die Bewältigung solcher Strecken hilft auch dabei, Selbstvertrauen aufzubauen. So zieht einen, wenn ein Streit mit Kollegen oder der Familie vielleicht nicht so herunter, weil man sich sagen kann: “Ich bin jetzt bei Affenhitze 30 Kilometer gelaufen”. Oder: “Der Schlamm auf dem Weg nach dem Regen von heute Nacht hat mich auch nicht aufgehalten.” Oder: “Die quälende Schieberei auf den Berg bringt mir immer viel Kraft ein. Daher lohnt sich das.” Eines konnte der Pilgerweg bisher aber noch nicht beheben: Jedes Mal, wenn der Reisende hier durch eine größere Stadt wie Santiago kommt, wird er erstmal verwirrt. Das liegt am Lärm, an Menschenmassen, am Verkehr. So viele Menschen gibt es nicht auf dem Wanderweg, wenn der Herbst in Galicien angekommen ist. Aber trotzdem kann es selbst Anfang Oktober hier noch brennen.
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