Portugal der 1930er Jahre: Gestern konnte der Reisende sein Glück nicht fassen: Auf dem Flohmarkt in Münster fand er in einer Bücherkiste das Buch “Das neue Portugal” von Friedrich Sieburg. Sieburg (1893–1964) war Journalist. Er arbeitete ab 1926 zunächst als Auslandskorrespondent in Frankreich. 1939 ging er in den Diplomatischen Dienst, lebte im Paris des besetzten Frankreichs. Nach dem Zweiten Weltkrieg schrieb er als Literaturchef für die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Schon für die Frankfurter Zeitung hatte er zuvor als Feuilletonist gearbeitet.
Erstmals aufgefallen war er dem Reisenden durch das Buch “Vendée”, 1931 auf Deutsch veröffentlicht. Er fand es ebenfalls auf dem Flohmarkt in Münster, der immer einen Besuch wert ist. Darin arbeitet der Reporter Geschichte und Geographie der französischen Region auf. Historisch bedeutsam wurde sie durch die große Hungersnot und die berühmten Briefe der Landbevölkerung im Vorfeld der Französischen Revolution an die Monarchen. Letztlich war die Hungersnot eine der Ursachen für den Ausbruch der Revolution.
Einblick in Politik und Landleben im Portugal der 1930er Jahre
Im “Neuen Staat” entdeckte der Reisende die in der obigen Diashow präsentierten Fotos aus dem Portugal der 1930er Jahre. Sie geben wertvolle Einblicke in das Leben auf dem Land. Zu sehen sind Weinfässer transportierende Segler, ein Bauer mit Strohumhang und Stab, ein mit einem Auge bemaltes Fischerboot in Aveiro sowie zwei Stierhüter zu Pferde mit Stangen. Schöne Anregungen für die eigene Reisefotografie.
Ein Kapitel räumt Sieburg auch dem Diktator António de Oliveira Salazar ein, den er persönlich besuchte. Daher trägt das Buch den entsprechenden Titel “Neuer Staat”, auf Portugiesisch “Estado Novo”. Salazar interessiert ihn, da Adolf Hitler gerade erst 1933 an die Macht gekommen war. Zum Vergleich kommt es allerdings nicht. Allerdings ist Sieburg umstritten, da er offenbar Sympathie für die Nationalsozialisten hegte. Große Literaten wie Thomas Mann sahen ihn als Verräter an.
So zeigt sich, dass es immer lohnend ist, Bücherkisten zu durchwühlen, wie auf dem Flohmarkt in Münster. Andere schöne Flohmärkte gibt es übrigens mit dem Rastro in Madrid oder einem in Lille in Flandern. So ergeben sich wertvolle Einblicke in fremde Länder leicht, wie in das Portugal der 1930er Jahre. Der eigene Urlaub lässt sich so gut aufarbeiten.
Pingback: Jetzt im TV: Vendée bis Västerbotten - Durchstreifen & Erleben
Pingback: Jetzt im TV: von der Vendée nach Västerbotten - Durchstreifen & Erleben
Pingback: Dichter Andersen reiste nach Andalusien - Durchstreifen & Erleben