Was für ein Aufstieg: der Höhenweg zum Kaiser-Wilhelm-Denkmal. Es befindet sich oberhalb der Weser nahe Bad Oeynhausen an der Porta Westfalica. Der Reisende ist einer der wenigen, der die Kletterei noch mit einem normalen Mountainbike unternimmt — ohne Hilfsmotor. Er hört auf der Strecke vom Fluss herauf entsprechende Kommentare wie “Oh, es gibt doch noch Leute ohne E‑Bike.” Und während er auf den Treppenstufen sitzend die Aussicht genießt, hüpfen rund um ihn herum einige Jungs, die es nur noch mit motorisierten vollgefederten Mountainbikes heraufgeschafft haben. Sie rattern die Treppenstufen herauf und herunter.
Aber er legt auch Wert darauf, nicht wie sie motorisiert zu sein. Denn er will fit bleiben. Er hat noch die Worte einer Radfahrerin in den Ohren. Diese hatte sich am Biggesee entweder in seinen Gefährten Ulf oder ihn verliebt. Daher schoss sie zwei drei Mal überraschend entlang der Talsperre auf sie zu. Denn sie wusste, dass die beiden dort unweigerlich langkommen mussten.
Zuvor hatte sie sich mit ihnen unterhalten und herausgehört, wohin es die beiden am heutigen Tag noch so zog. Sie lobte die Vorzüge ihres E‑Bikes. “Ich bin stets mit einem Lächeln unterwegs.” Der Reisende zieht es jedoch vor, nach seiner Rückkehr bei der Fitness “mit einem Lächeln” an rotgesichtigen Sportkumpels vorbeizulaufen. Wenigstens in den ersten zwei Wochen, bis die Kondition wieder etwas durch Schreibtischarbeit nachlässt.
Aber ganz auf Technik verzichten möchte er nicht, befinden sich nicht nur Kameras an Bord, sondern auch das Navigationsgerät Garmin GPSMAPS. Dieses hat seine Tücken. Als er sich morgens vom Campingplatz “Großer Weserbogen” aufmachte, um zum Denkmal zu radeln, leitete es ihn nicht direkt dorthin. Stattdessen führte es ihn rund um das Denkmal herum durch die bezaubernde, zum Wiehengebirge gehörende, Landschaft. Es fielen also so einige unfreiwillige Höhenmeter an. Aber zu empfehlen ist die Strecke schon, sieht man doch viel Natur.
Nur musste Ulf, den gerissene Speichen zum Aufenthalt auf dem Campingplatz verdonnert hatten, zwei Stunden länger als geplant, auf den Reisenden warten. Nach dem Besuch des Denkmals empfiehlt sich der Aufenthalt in der Bali-Therme. Die Beine erhielten auf der bisher dreiwöchigen Tour wenig Gelegenheit, sich zu entspannen. Zur Freude turnte noch eine attraktive blonde Vorturnerin am Beckenrand mit Gästen — Übungen, die der Reisende vom Fitnessprogramm verschiedener Universitäten gut kannte.
Abends kann man gut in der Innenstadt essen gehen. Da uns die griechischen Restaurants entlang der Strecke wie das Akropolis in Bodenwerder gut gefallen hatten, fiel unsere Wahl aufs Delphi. Allerdings spielte uns das Navi auf dem Rückweg wieder einen Streich. Statt drei Kilometer auf direktem Weg zu den Zelten, veranstaltete Garmin eine Nachtfahrt für uns — die allerdings schön war. Die Luft war lau, das Licht schön.
Um den Schutz von Denkmälern tobt aktuell ein heftiger Streit. Im März 2021 stellte Landesbauministerin Ina Scharrenbach den Entwurf eines neuen Denkmalschutzgesetzes vor. Dies soll 2022 in Kraft treten. Es gibt 231 Denkmalbehörden in Nordrhein-Westfalen. Mal übernimmt ein Kunsthistoriker die Aufgaben, dann ein Standesbeamter. Fachleute kommen aber auch von den Landschaftsverbänden, die im Rheinland und Westfalen-Lippe in je zwei Ämtern für Boden- und Baudenkmäler sitzen. Kompetenzen und Standards sind also nicht einheitlich verteilt. Kommunen sollen ein Benehmen herstellen, also Gutachten austauschen, Kompromisse anstreben. In höchster Instanz soll das Ministerium entscheiden, falls keine Entscheidung zustande kommt.
Mit dem neuen Gesetz aber werde ihre Position geschwächt, fürchten die Denkmalschützer. Die Kommunen sollten kein Benehmen mehr herstellen. Denkmalschützer würden künftig nur noch angehört. So wolle das Bauministerium Prozesse beschleunigen. Nicht nur Entmachtung werde erwartet, sondern auch Einfluss von Vertretern der Wirtschaft und des Klimaschutzes. Damit wplle das Bauministerium “gesellschaftliche und umweltpolitische Erforderlichkeiten” berücksichtigen.
In Nordrhein-Westfalen stehen mehr als 80 000 Baudenkmäler, nicht einmal 1,5 Prozent der Gebäude, nur halb so viel wie in ganz Deutschland. 80 Prozent davon befinden sich in privater Hand. Die Landesregierung stockte die Mittel zur Unterstützung der Besitzer von 2,2 Millionen auf 21,3 Millionen Euro auf. Nicht eingerechnet sind darin 46 Millionen für Dombauvereine, Industriekultur und andere Denkmalprojekte.