Durch Portugal von Norden nach Süden: Schade. Gerade hat sich der Reisende auf einen schönen Artikel in der “Neuen Zürcher Zeitung” übers Radwandern durch Portugal von Norden nach Süden gefreut; dieser Text ist auch so angeteast. Der Autor scheint zwei Wochen lang von Chaves nach Faro geradelt zu sein. Doch nach dem Teaser steht gar nichts mehr übers Radfahren drin. Das ist ziemlich schwach. Denn die NZZ versäumt es, die große Radreise-Gemeinschaft als Leserschaft für sich zu gewinnen.
Im Großen und Ganzen ist der Text schon in sich stimmig, was der Verfasser über Portugal schreibt. Es geht vor allem um Menschen in Bars und Tourismus-Mitarbeiter. Dies verknüpft er mit Fakten, die täglich über Migration und Industrie in den Medien stehen. Eher würde der Inhalt daher in den Wirtschaftsteil passen. Der Reisende fragt sich, ob der Autor wirklich die komplette Strecke gefahren ist.
Was interessiert Radfahrer wirklich?
Doch Radfahrer interessieren landschaftliche Reize für gute Fotos, Besonderheiten zum Besichtigen. Er will wissen, wie sicher die Verkehrswege sind. Gibt es dort viel Verkehr? Sind schwierige Steigungen zu bewältigen? Geht es nur auf Asphalt oder auch schöne Forstwege voran? Helfen Bewohner, wenn man Wasser braucht oder eine Panne hat?
All dies macht eine Radreise aus. Portugal hat viel zu bieten, wenn man dort radelt. Ein starkes Manko allerdings: die Mitnahme von Rädern im ÖPNV. Der Reisende kennt nur zwei Strecken, wo dies möglich ist: Porto entlang des Rio Douro und Faro in Richtung Vila Real de Santo António. Was das Radeln in Zentral-Portugal ausmacht, beschreibt er in seinem Rad- und Kulturreiseführer über die Serra da Estrela im Nordosten des Landes.
Niemand muss die ganze Strecke in Portugal von Norden nach Süden fahren. Weniger ist oft mehr, weil man innerhalb einer Region Landschaft und Bewohner besser kennen lernt.