Ich finde es immer ganz gut, mal über den Tellerrand zu schauen, also nicht nur touristische Aspekte zu beleuchten. Denn dann gerät man leicht in Gefahr, die Entwicklung eines Landes nicht in einem Zusammenhang mit anderen Faktoren zu sehen. Hautnah hab ich das zum Beispiel bei meinem Aufenthalt auf der hübschen Insel Samsø erlebt. Sie ist touristisch sehr reizvoll. Aber manch ein Einwohner fühlt sich durch die Europäische Union auch gegängelt.
Auch Dänemark entsendet Abgeordnete ins Europaparlament. Eine von ihnen ist Margrethe Vestager, die der Deutschlandfunk hier vorstellt. Sie ist Dänemarks beliebteste Politikerin. Nach der Darstellung Gunnar Köhnes stammt sie aus Kopenhagen und ist EU-Kommissarin. Beliebt sei sie, weil sie sich mit Tech-Giganten anlege, woraus einzelne Verbraucher ihren Nutzen zögen. In der Dieselaffäre habe sie sich für das Recht der Autobesitzer auf Sammelklagen eingesetzt. Aber als oberste Wettbewerbshüterin Europas habe sie es auch mit zahlreichen weniger spektakulären Fusionen und Firmenübernahmen zu tun. Dänemark halte sie für einen nach wie vor sehr gut funktionierenden Wohlfahrtsstaat. Dafür brauche man eine florierende Wirtschaft, die man nicht nur der guten politischen Führung Dänemarks, sondern auch der Zugehörigkeit zum europäischen Binnenmarkt verdanke.
Vestager war Vorsitzende der sozial-liberalen Partei „Radikal Venstre“ und kurzzeitig Wirtschafts- und Innenministerin, bevor sie 2014 nach Brüssel wechselte. Zwei Jahre später wurde sie daheim zum „Dänin des Jahres“ gewählt.
Der Beitrag Köhnes gehört zur fünfteiligen Reportagereihe “Heimat, Hygge, Hochmut – Dänemark hadert mit der EU” in der Sendung „Gesichter Europas“.