Renaissance-Fest auf der Grand Place: Nach Lille lockt den Reisenden einerseits die Aussicht mit dem Renaissance-Fest auf der Grand Place, die Kulturhauptstadt 2004 mit anderen Kulturhauptstädten zu vergleichen. Die in Västerbotten liegende Stadt Umeå ist seit 2010 schwedische Kulturhauptstadt. Aarhus in Mitteljütland setzt diese Reihe in Dänemark 2018 fort. Beide Städte kennt der Reisende gut. Denn er reist regelmäßig durch Skandinavien.
Andererseits wird sich dort vor 500.000 Besuchern ein Renaissance-Fest auf der Grand Place abspielen. Dieses findet fast jedes Jahr statt, selbst aktuell in Zeiten der Corona-Pandemie. Erst kurz davor ist der Reisende mit dem Fahrrad von Bonn aus aufgebrochen, um auf 1.100 Kilometern nicht nur den Niederrhein und den südlichen Teutoburger Wald anzuschauen. Er wollte sich auch von der Weser-Renaissance inspirieren lassen. Hervorragende architektonische Perlen aus dem 15. und 16. Jahrhundert sind zum Beispiel das Bremer Rathaus, das Schloss Hämelschenburg vor sowie das Rattenfängerhaus in Hameln. Renaissance hat ihn also ziemlich inspiriert.
Spannung aufs Renaissance-Fest auf der Grand Place
Werden die aus Rio, Detroit und Seoul angereisten Akteure historische Gewänder tragen? Durchströmt Musik aus dieser Zeit die Stadt? Dort sind auch noch Häuser aus Renaissance und Barock erhalten. Wird aus Literatur des Renaissance zitiert? Etwa aus Theaterstücken des berühmten portugiesischen Dramatikers Gil Vicente? Vicente ist auch Franzosen gut bekannt. Portugiesische Einwanderer haben ihn in Frankreich eingeführt. Viele seiner Stücke wurden ins Französische übersetzt.
Angekündigt ist eine Transformation der historischen Renaissance in die heutige Zeit. Hier nun einige Beispiele vom Renaissance-Fest auf der Gand Place. Die entsprechenden Fotos sind oben in der Diashow zu sehen:
Hier folgt nun ein Ausschnitt aus dem dem Renaissance-Fest auf dem Grand Place: Godzilla steigt am Bahnhof Gare Lille Flandres in die Luft. Bietet der dort startende große Umzug Einblicke ins amerikanische Kino? Weitere Giganten beleben das Stadtbild: hier ein orientalischer Herrscher mit Minaretten auf dem Kopf. Dort zieht ein Karibe mit Federbusch durch die Straßen. Ihm folgt ein King Kong ähnlicher Gorilla. Die Grand Place bietet also reichlich Gelegenheit für ein Foto-Shooting.
Fast wie „Le Bal des Quat’z’arts descendant les Champs-Elysées“
Die Szenerie erinnert an das im Palais des Beaux-Arts hängende Gemälde „Le Bal des Quat’z’arts descendant les Champs-Elysées“. George-Antoine Rochegrasse stellt darauf das Künstlerfest von 1894 auf den Champs-Elysées in Paris dar. Fröhliche Menschen aus fast allen Erdteilen der Welt und aus unterschiedlichen Epochen sind darauf abgebildet. Die 1890-er Jahre bilden den Höhepunkt des französischen Imperialismus. Frankreich erobert große Gebiete in Afrika und Asien und kann damit England die Stirn bieten. Das Bild kann man als Propagandabild deuten. Nach dem deutschen Sieg von 1870/71 hat Frankreich eine neue Identität gefunden. Es kann seinen Nationalstolz in neuer Identität als Republik und Kolonialmacht behaupten.
Aus der Vogelperspektive sind die zusammenlaufenden Straßen gut zu sehen. Hierdurch ziehen in der Dunkelheit die ersten Wagen. Die begleitende Musik erinnern an den Karneval von Rio. Eine Lasershow hüllt Tänzer und Musiker in unwirkliche Farben.
Aber mit einer Transformation von der Renaissance in die Moderne hat dies wenig zu tun. Oder?
Unter diesem Eindruck führt der Weg ins urige Restaurant “Au barbue d’Anvers”. Dort kann jeder dem Rummel gut entgehen, um sich in Ruhe auf einen weiteren Kulturtag in Lille vorzubereiten.