Rieselfelder — Paradies für Vögel: Sobald die Sonne lacht, zieht es den Reisenden mit Fahrrad und Kamera vom Schreibtisch nach draußen. Heute entschied er sich für die Strecke durch die Rieselfelder. In Verbindung mit einigen fotogenen Zielen in der Stadt ergibt sich dabei durchaus eine Radtour von gut 40 Kilometern, womit man schon einiges für sich tun kann.
Es gibt also auch in der Gegend ums flach liegende Münster durchaus einige interessante Ausflugsziele. Und das sind nicht nur die Baumberge, ein kleines Mittelgebirge. Einst die Kloake Münsters, sind die Rieselfelder heute ein Paradies für Vögel wie für ein hübsches Gänsepaar. Dort landeten einst die Abwässer der Stadt, bis man feststellte, dass sich dort die gefiederten Freunde einstellten.
Von weit her kommen sie her, um hier zu überwintern, Speck anzufressen und wieder in ihre jeweilige Heimat zurückzufliegen. So wie vielleicht diese beiden Graugänse, die der Reisende heute Mittag am Rande der Gewässer fand. Sehr schön exponiert auf dem flachen Grund stehend. Sie beobachteten ihn eine Weile, bis es ihnen dann doch zu heiß wurde und sie davon schwammen.
Rieselfelder einst Abwassergebiet
Die Rieselfelder reichten bis 1975 von Coerde bis kurz vor Gimbte. Rieselwärter verteilten dann das Abwasser über Betonhalbschalen auf die Felder. Fünf Rieselwärterhäuschen gab es, von denen noch eines existiert. Bis zu 33 Rieselwärter arbeiteten in drei Schichten, sieben Tage pro Woche. Sie sollten verhindern, dass Kanäle verstopften. Auch vor den Dykern durfte nichts ins Wasser fallen. Nach dem Zweiten Weltkrieg war dies noch Handarbeit, mit der Sense Brennnesseln und Gräser zu entfernen. Das angefallene Material ging an Bauern in der Umgebung, die es an ihre Tiere verfütterten.
Tödliche Gefahren im Paradies für Vögel
Es ist ein Erlebnis, dort durchzuradeln und viele Tierstimmen zu hören — wie im Norden Europas. Und auch sie von ziemlich nah zu sehen und zu identifizieren. Die Biologische Station in einem der Rieselwärterhäuschen kümmert sich rührend um die Tiere. Der Rat der Stadt Münster beschloss im Frühjahr 2021, inmitten des Gebietes die Straße Coerheide zu sperren, um Tiere zu schützen. Durch den Verkehr werden nicht nur wertvolle Brutgebiete beeinträchtigt, sondern auch Tiere überfahren wie Ringelnattern. Nach jahrelangem Stillstand wurde das wirklich mal Zeit. Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass auch die Interessen der dort lebenden Menschen mit einer eleganten Lösung berücksichtigt werden.
Streit ist aber schon entbrannt: Anwohner befürchten mehr Verkehr in der Umgebung. Unternehmer glauben, dass sie dadurch Kunden verlieren, da diese keine Umwege in Kauf nehmen würden. Dies gelte auch für Kinder, die Freunde in Nachbarorten besuchen wollten. Allerdings haben primäre Anwohner Sondergenehmigungen zum Befahren der Coermühle erhalten. Außerdem würden jetzt zwei Wege von Tagestouristen zugeparkt. Landwirte könnten dort nicht mehr rangieren. Erwartet würden von der Stadt mehr Kontrollen.
Heimatverein Sandrup-Sprakel-Coerde engagiert sich
Aber auch der Heimatverein Sandrup-Sprakel-Coerde engagiert sich dort, indem er dort ein Eichenkreuz errichten will. 5,50 Meter hoch und 2,25 Meter breit soll es werden. Es gibt für die Gedenkstätte an Corona-Opfer eine passende Stelle am Wanderweg des Westfälischen Heimatbundes und Gut Kinderhaus. Das Kreuz besteht aus dem Holz einer von einem Sturm umgerissenen hundertjährigen Eiche aus Sandrup. Mitgeholfen hat beim Transport ein Landwirt, Die Eiche wird erst in einer Sägerei in Altenberge und dann in einer Tischlerei in Nienberge bearbeitet.
Die Entdeckung solcher Orte kann Freude bereiten, wie auch die des Bildstocks mit einer scheinbar weiblichen Figur. Diese entdeckte der Reisende an der Coermühle in Aa-Nähe. Es handelt sich jedoch um die Sandsteinarbeit “Jesus am Ölberg” vom Bildhauer Stefan Rosendahl. Wer sich für Kunst interessiert, kann der Coermühle einen Besuch abstatten. Denn es gibt auf dem Gelände einige Künstler, die sich auf die Produktion von Keramik, komischer Kunst und Aquarellen spezialisiert haben.,
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