Wintermezzo im Münsterland: Dass dicker Schnee kommen würde, war schon seit Tagen bekannt. Als der Reisende aber am nächsten Morgen zum Frühstücken ging, musste er lachen. So überrascht war eh r. Ein hoher weißer Hügel war über Nacht auf dem eigentlich flachen Beet gewachsen. Nur die Blüte einer Winterrose lugte noch aus ihm heraus. Von solch einer Masse war er am Vorabend nicht ausgegangen. Er befürchtete, dass sich der Schnee bald so hoch türmen würde, dass nur noch ein winziges Guckloch einen Blick in den Garten ermöglichen würde.
Eine Woche lag eine dicke Schneedecke auf dem Münsterland. Zwei Tage lang hatte es zuvor ohne Unterlass geschneit. Eine vertraute Landschaft veränderte sich. Andere Geräusche, andere Farben. Ein neues Profil. Bisher Unbeachtetes gewann an Bedeutung. So kann eine Woche Schnee Menschen in Urlaubsstimmung stimmen. Dank einer verfremdeten Landschaft.
Erste Spaziergänge statt Radfahren
Es folgten erste Spaziergänge in der von Wäldchen, Hecken und Äckern geprägte Landschaft. Aufs Rad steigen wollte der Reisende noch nicht. Spikes standen zwar im Keller, durch die sich das Verhältnis des Reisenden zu Eis und Schnee vor Jahren stark verändert hatte. Früher war Winter eher eine Last. Heute ist sie eher ein Genuss, da man mit solchen Laufrädern sicher fahren kann. Selbst auf zugefrorenen Seen rutscht das Rad nicht mehr. Diesmal war aber soviel Schnee gefallen, dass er sich kaum vorstellen konnte, sich durch so tiefen Schnee zu wühlen. So nahm er sich vor, die nähere Umgebung fotografisch und zu Fuß zu erfassen. In den sozialen Medien tauchten auch Fotos vieler Einwohner in “Münster Stadt der Skulpturen” auf. Diese nahmen die Veränderung ähnlich fasziniert wahr.
Der ersten Überraschung folgte zwei Tage später die zweite: Die Gewässer froren zu. Auf der Gräfte der Wasserburg Haus Vögeding nahmen Enten auf Schnee Platz, der vom Dach gerutscht war. Sicherlich angenehmer als auf bloßem Eis. Es gab kein einziges Wasserloch mehr. Deshalb schnatterte keine einzige Ente fröhlich mit den anderen. Die Stimmung in der Gruppe war sichtlich gedrückt.
Prächtiges Farbenspiel beim Wintermezzo im Münsterland
Bisher langweilige Tümpel an Bauernhöfen boten nun ein prächtiges Farbenspiel. Auf an sich schlammigen Gewässern lag nun eine braune Eisschicht mit weißen Adern. Schnee an den Ufern warf neues Licht. Er ergab auch einen schönen Kontrast zum zwischen Bäumen durchscheinenden blauen Himmel. Selbst Gräben an den Äckern gewannen nun an Reiz, da sie nun mit Eis gefüllt waren. Also entschied Durchstreifen & Erleben: Aus dem Luftschnappen wird bei so vielen Reizen eine Kurzwanderung.
Denn selbst Äcker rückten in neues Licht. Durch weißen Teppich gewannen sie an Weite. Es fühlte sich so an, als hätte einen jemand ins winterliche Skandinavien gebeamt. Eines der letzten Bauernhäuser in unmittelbarer Nähe der Stadt wirkte wie in der Tundra gelegen. Ein goldenes Kreuz entwickelte im Schnee mehr Strahlkraft. Eine Landstraße verwandelte sich in eine Loipe. Rechts von der Straße, wo keine Autos und Spaziergänger waren, zogen sich tiefe Spuren von Skier. Ein Acker-Randstreifen als Skigebiet. In die Realität zurück holte einen dicker Schnee auf dem Radweg. Perfekt geräumt war nur die Landstraße. Von wegen Verkehrswende in einer Fahrradhauptstadt. Die Worte “Fahrrad frei” auf dem Schild wirken da fast ironisch. Nicht einmal für Wanderer ist die Strecke nutzbar, wenn es solch ein Wintermezzo im Münsterland gibt.
Ins Landschaftsschutzgebiet Vorbergs Hügel
Dann führte der Weg abwärts in Richtung des Erholungs- und Landschaftsschutzgebietes Vorbergs Hügel. Rechts am Wege liegt ein Landfahrerplatz, auf den der Reisende neugierig war. Denn in der Zeitung Westfälische Nachrichten stand, dass Räumdienste hier Schnee ablüden. Meterhoch türmte er sich hier. Genauso, wie er er sich vorgestellt hatte. Neugierig war er auch, wie sich das Fachwerk-Torhaus an der Stiege im Schnee präsentierte. Jemand hatte vor einigen Tagen erzählt, dass der dort lebende Gastwirt es vor dem Verfall gerettet hätte. Er kaufte es einem Landwirt ab, ließ es ab- und hier wieder aufbauen. Dies ist ein schöner Weg, alte Bauwerke zu bewahren.
Einige Meter weiter sah der Reisende ein weiteres Bauwerk im Wald. Ein Baum hatte es errichtet, eher unfreiwillig. Einer seiner Äste krümmte sich so stark, dass es einem Tor ähnlich sah. Durch das Licht des Schnees erzielte es eine besondere Wirkung. Normalerweise ist es hier wohl eher dunkel. Ein Eingangstor in ein kleines Naturschutzgebiet, durchzogen von Wanderwegen durch Wald und über Hügel. Wieder ein weiter Blick, also wieder das Gefühl, im Norden Europas zu sein. Für mich eine der schönsten Gegenden rund um die Stadt.
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Kleine Wanderung
So entwickelte sich aus fünf Kilometer Luftschnappen eine kleine Wanderung von 8,5 Kilometern. Sie führte vom Haus Rüschhaus vor den Toren Münsters zum Horstmarer Landweg. Von dort ging es auf die Gasselstiege ins Naturschutzgebiet Vorbergs Hügel. Der Hügel ist fast 100 Meter hoch. Mit 311 Hektar ist es das zweitgrößte Naturschutzgebiet Münsters. Zurzeit diskutieren verschiedene Parteien über die Nutzung des Gebietes durch Menschen. Wäre ein Parkplatz dort sinnvoll oder nicht, um das Besucheraufkommen zu regulieren? Sollte man gar einen Aufseher einstellen, um die Ströme zu lenken? Eine ähnliche Diskussion gibt es über die Einrichtung eines Wanderweges entlang des Flüsschens Aa vom Stadtzentrum bis zur Burg Hülshoff. Menschen suchen immer mehr Entspannung im Grünen. Und jetzt auch im Weißen beim Wintermezzo im Münsterland.
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