Emsland ist Mühlenland: Gerade radelt der Reisende durchs Emsland, um neue Themen zu finden. Geplant ist ein Rad- und Kulturreiseführer übers Weser-Ems-Gebiet. Dies lohnt sich. Denn es finden sich immer wieder interessante Ziele auf einer Gesamtstrecke von über 2000 Kilometern. Gestartet ist er in Münster, weil das erste nahe Zwischenziel Greven ist, das an der Ems liegt. Es sind nur 13 Kilometer. Münster in Westfalen empfiehlt sich als Ausgangspunkt. Denn die Stadt ist sehr gut ans Bahnnetz angeschlossen. Zudem ist sie eine der schönsten Städte Deutschlands, da die historische Innenstadt nach verheerenden Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg wiederaufgebaut wurde. Eine Besichtigung der Stadt der Skulpturen kann Durchstreifen & Erleben jedem nur ans Herz legen.
Greven kannte der Reisende bisher nur von Fahrten seines Clubs zum Tischtennisverein SC Greven 09. Dort brachte er es fertig, als Jugendlicher in einer eiskalten Halle einen Satz mit 0:21 zu verlieren. Sein Kreislauf kam einfach nicht in Schwung. Und am Franz-Felix-See angelte er oft mit seinem Vater. Daher war er neugierig, was ihn jetzt Jahre später als Tourist beim Radeln im Münsterland erwartete. Urlaub vom Heimatort aus bietet auf jeden Fall einen Vorteil. Er fühlt sich fortan immer wie im Urlaub, wenn er mit dem Rad in umliegende Naherholungsgebiete fährt.
Rheines rauschende Wasser
Von Greven führte die Strecke über Emsdetten nach Rheine, eine Stadt, die ihn am meisten im Umkreis Münsters überraschte. Bis dahin war dem Reisenden der Ort als grauer Bundeswehrstandort bekannt. Daher zog ihn nichts wirklich hin. Doch die Lage an der Ems ist phantastisch mit einer Mischung aus alten und neuen Gebäuden. Bewegung ist vor allem rund um eine Fußgängerbrücke vorhanden, die das Zentrum mit den Vororten verbindet. Von Cafés und Bänken aus kann man dem rauschenden Wasser zusehen und dann gemütlich durch Wald rund ums Kloster Bentlage fahren. Bei Einheimischen sind die Forstwege und das Klostergelände auch zum Joggen beliebt. Dort brachten zum Beispiel Eltern ihren Kindern nicht nur das Laufen, sondern auch passende Gymnastikübungen bei. Abends übernachtete der Reisende in Satzbergen auf einem Campingplatz. Die nächste Nacht verbrachte er in Emsbüren, wo schöne alte Museumsschiffe auf dem Wasser liegen.
Mühlenland beginnt bei Saerbeck
Nun schon einige Tage unterwegs stellt der Reisende fest, dass der Nordwesten Deutschlands nicht nur ein Flussland ist. Also: Das Emsland ist Mühlenland. Gerade rastet er an einer mit Schindeln gedeckten Mühle in Hilter zwischen Meppen und Papenburg. Sie liegt auf einem für die Gegend erstaunlich hohen Hügel, auf dem er eine Pause mit Kaffee und Kuchen verbringen wollte. Aber die Gastwirtschaft hat nur sonntags geöffnet. In Oberlangen, also nur neun Kilometer entfernt, stand einst die Wilholter Mühle auf dem Hof Raming-Freesen. Die Bockwindmühle war 1748 das höchste Gebäude in der Gemeinde. 200 Jahre mahlte der Müller das Getreide mit ihr, bis sie in den Mühlenhof nach Münster zog. Der Mühlenhof-Baumeester Theo Breider erkannte damals ihren Wert für das am Aasee liegende Ausstellungsgelände, wo sie heute das wichtigste Gebäue ist. Der damalige Bauer brauchte die Mühle nicht mehr. Daher wurde sie in den 1960er Jahren abgebaut.
So muss er auch seine Tagebuchaufzeichnungen auf den nächsten Morgen verschieben. Morgens setzt er sich gerne vor ein Café und macht bei inspirierender Atmosphäre Notizen. Erfreulich ist, dass hier viele Mühlen mit Flügeln erhalten sind und zum Teil noch funktionstüchtig sind. Heimatvereine haben sich ihrer angenommen.
Die erste Mühle fand Durchstreifen & Erleben mit der Sinninger Mühle in der Nähe von Saerbeck. Dort stößt man nach Gimbte und Greven zum dritten Mal auf die Ems. Wer kurz vor Saerbeck auf dem Emsradweg Richtung Emsdetten fährt, findet nach einigen Minuten ein Hinweisschild zur nur wenige hundert Meter entfernt liegenden Mühle. Nach der Besichtigung darf man sich dann auf eine schöne Strecke durch Auen- und Heidelandschaft freuen. Es gibt also nicht nur langweilige Asphaltwege, wie ein Radfahrer zu Unrecht in einer Radlergruppe auf Facebook bemängelte.