Gerade radele ich durchs Emsland, um neue Themen zu finden. Geplant ist ein Rad- und Kulturreiseführer übers Weser-Ems-Gebiet. Dies lohnt sich. Denn es finden sich immer wieder interessante Ziele auf einer Gesamtstrecke von über 2000 Kilometern. Gestartet bin ich in Münster, weil das erste nahe Zwischenziel Greven ist, das an der Ems liegt. Es sind nur 13 Kilometer. Münster empfiehlt sich als Ausgangspunkt, weil die Stadt sehr gut ans Bahnnetz angeschlossen ist. Außerdem ist sie eine der schönsten Städte Deutschlands, da die historische Innenstadt nach verheerenden Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg wiederaufgebaut wurde. Eine Besichtigung kann ich jedem nur ans Herz legen.
Greven kannte ich bisher nur von Fahrten meines Clubs SC Nienberge zum Tischtennisverein SC Greven 09. Dort brachte ich es fertig, als Jugendlicher an einem Sonntagmorgen in einer eiskalten Halle einen Satz mit 0:21 zu verlieren. Mein Kreislauf kam einfach nicht in Schwung. Und am Franz-Felix-See angelte ich oft mit meinem Vater. Daher war ich neugierig, was mich jetzt Jahre später als Tourist erwartete. Urlaub vom Heimatort aus bietet auf jeden Fall den Vorteil, dass ich mich fortan immer wie im Urlaub fühle, wenn ich jetzt mit dem Rad in umliegende Naherholungsgebiete fahre.
Von Greven führte die Strecke über Emsdetten nach Rheine, eine Stadt, die mich am meisten im Umkreis Münsters überraschte. Bis dahin war mir der Ort als grauer Bundeswehrstandort bekannt. Daher zog mich nichts wirklich hin. Doch die Lage an der Ems ist phantastisch mit einer Mischung aus alten und neuen Gebäuden. Bewegung ist vor allem rund um eine Fußgängerbrücke vorhanden, die das Zentrum mit den Vororten verbindet. Von Cafés und Bänken aus kann man dem rauschenden Wasser zusehen und dann gemütlich durch Wald rund ums Kloster Bentlage fahren. Bei Einheimischen sind die Forstwege und das Klostergelände auch zum Joggen beliebt. Dort brachten zum Beispiel Eltern ihren Kindern nicht nur das Laufen, sondern auch passende Gymnastikübungen bei. Abends übernachtete ich in Satzbergen auf einem Campingplatz, die nächste Nacht in Emsbüren, wo schöne alte Museumsschiffe auf dem Wasser liegen.
Nun schon einige Tage unterwegs stelle ich fest, dass das Emsland nicht nur ein Fluss‑, sondern auch ein Mühlenland ist. Gerade raste ich an einer mit Schindeln gedeckten Mühle in Hilter zwischen Meppen und Papenburg. Sie liegt auf einem für die Gegend erstaunlich hohen Hügel, auf dem ich mich auf Kaffee und Kuchen freute. Aber die Gastwirtschaft hat nur sonntags geöffnet. So muss ich auch meine Tagebuchaufzeichnungen auf den nächsten Morgen verschieben, an dem ich mich gerne vor ein Café setze und bei inspirierender Atmosphäre Notizen mache. Erfreulich ist, dass hier viele Mühlen mit Flügeln erhalten sind und zum Teil noch funktionstüchtig sind. Heimatvereine haben sich ihrer angenommen.
Meine erste Mühle fand ich mit der Sinninger Mühle in der Nähe von Saerbeck. Dort stößt man nach Gimbte und Greven zum dritten Mal auf die Ems. Wer kurz vor Saerbeck auf dem Emsradweg Richtung Emsdetten fährt, findet nach einigen Minuten ein Hinweisschild zur nur wenige hundert Meter entfernt liegenden Mühle. Nach der Besichtigung darf man sich dann auf eine schöne Strecke durch Auen- und Heidelandschaft freuen. Es gibt also nicht nur langweilige Asphaltwege, wie ein Radfahrer zu Unrecht in einer Radlergruppe auf Facebook bemängelte.