
Was für ein Chaos! Selfie-Chaos vor der Mona Lisa! In Museen geht der Reisende gerne und stundenlang. Dann erfährt er mehr über die Kultur eines Landes, einer Region, damit er gut darüber schreiben kann. Für heute haben sich Alexandra und er das Museum Louvre in Paris vorgenommen. Dies ist unumgänglich. Bei einer Städtereise sollten weder das Vasa-Museum in Stockholm, der Prado in Madrid noch das Nationalmuseum in Kopenhagen ausgespart werden. Es sei denn, man hat nur Tivoli oder fiesta im Kopf.
Der Mona Lisa gilt der Besuch nicht in erster Linie. Und in den meisten Abteilungen entkommt man auch dem Selfie-Chaos im Louvre. Es gibt viele andere Weltkunst im Original zu sehen. Französische, italienische niederländische und spanische Meister, berühmte Werke der Antike. Wo, wenn nicht im Louvre, gibt es alles “auf einen Schlag zu sehen”. Schon beim Eintreten fühlt sich der Reisende erhaben, geht es doch über eine schöne Treppe etwas tiefer zum Bildhauer Rodin und zu holländischen Meistern. Wer sich auf ihr umdreht, erkennt einen wunderschönen Blick auf ein rundes großes Fenster. Auch im Dach befinden sich mehrere Glaselemente, um Licht einzulassen. Denn das Museum ist ein ehemaliger Bahnhof. Aber es gibt auch ganz moderne Bauelemente wie eine Pyramide innerhalb eines Einkaufszentrums.
Ein riesiges Gebäude mit einer Vielzahl vollgestellter Räume. Auf Dauer wirkt sich dies aber auch ermüdend aus. Es empfiehlt sich also, sich besser auf ein oder zwei Epochen zu konzentrieren, als alles sehen zu wollen. Jeder kann ja wiederkommen. Ein Konzept, das sich beim Reisenden bewährt hat: Denn er hat immer einen Grund, in eine Stadt oder Region zurückzukehren, weil es dort noch Dinge zu sehen gibt, die er noch nicht kennt. Auf dem zweiten Blick sieht er auch viel mehr oder anders, weil jetzt andere Menschen dort sind oder das Licht fotogener fällt. Oder Bäume oder Gebäude entlaubt oder entfernt sind und der Blick freier.
Mona Lisa anhand des Selfie-Chaos gefunden
An Mona Lisa kommt er nach zwei Stunden Aufenthalt zufällig vorbei, schaut in den Saal, weil der so seltsam voll ist. Wer hat die Dame nicht alles porträtiert: Es gibt von Pablo Picasso Mona Lisa, von Frida Kahlo Mona Lisa, von Andy Warhol Mona Lisa. Und es gibt Lego Mona Lisa. Aber bestimmt nicht bei dem Chaos hier. Es ist so voll, dass ein Band wie auf dem Flughäfen den Zustrom zum Gemälde kanalisieren muss, mehrere Ordner das Gewusel in den Griff bekommen müssen. Alle scheinen nur eines zu wollen: einen Nachweis per Selfie, dass sie hier gewesen sind. Selfie-Chaos um Mona Lisa! Und es sind nicht nur Japaner oder Chinesen, die wie die Wilden Leonardo da Vincis Meisterwerk fotografieren, sondern auch Menschen aus anderen Kontinenten der Welt. Dies ist deutlich auf dem Foto oben zu sehen.
Dabei ist die gemalte Dame nicht einmal fotogen, steht sie doch unterm Schutz von Panzerglas. Kein Wunder, wenn nach Angaben des Louvre täglich 20000 Besucher ins Haus strömen, ist es nötig, sie abzuschirmen. Es gilt, andere Konzepte zu finden, damit Kunstfreunde dem Selfie-Chaos um Mona Lisa entkommen.
Seit März 2021 enthüllt der Louvre übrigens online seine Schätze. Über 480 000 Werke stehen jetzt im Internet. Kostenlos, egal ob sie ausgestellt, ausgeliehen oder eingelagert sind. Unter www.collections.louvre.fr stehen bislang 74 Prozent der Bestände. Interessenten können die Sammlung nach Kategorien wie Malerei, Skulptur oder Kunstobjekte durchstöbern. Oder aber nach Kunstschulen und unterschiedlichen Abteilungen des Museums wie “Altertümer aus dem Nahen Osten”. Die Leitung des Hauses versteht die Online-Sammlung als “Werkzeug zur Demokratisierung”, wie Anne-Myrtile Renoux gegenüber Sabine Glaubitz von der Deutschen Presse-Agentur erklärte.
Im Online-Louvre gibt es bestimmt auch kein Selfie-Chaos um Mona Lisa. Aber die Leitung ist bestimmt schon mal zusammengebrochen.