Nach dem Renaissance-Festival besucht der Reisende die Kunsthalle Le Tripostal in Lille. Die bewegte Kunst im Le Tripostal entspricht dem Stand der Zeit. Freude bereitet vor allem das spielerische Element der Exponate. Die Kunst kann sich mit dem Aros-Museum in der Kulturhauptstadt Aarhus messen. Weiteres ist in der Reportage über Lille zu erfahren. Den Artikel über die Reise nach Flandern und moderne Kunst verfasste der Reisende für “Die Presse” in Wien.
Lange hat der Reisende es versäumt, nicht nur Exponaten der Museen Aufmerksamkeit zu schenken, sondern sich auch ihre Fassade vorzunehmen. Vermutlich geht es vielen so. Erst ein Besuch in Lille öffnete ihm die Augen: Eine Umrundung des Gebäudes kann sich lohnen. Nicht selten fällt Architekten etwas Besonderes ein. Sie wollen so nicht nur etwas Einladendes verleihen, sondern auch etwas für die Bewahrung der Kunst tun.
Zu Besuch im Lille Métropole, musée d’art moderne, d’art contemporain et d’art brut (LaM)
Als er das LaM in Lille besucht – Museum für moderne und zeitgenössische Kunst sowie Art brut – fällt ihm auf: Das Haus besteht aus zwei Flügeln mit unterschiedlichen Fassaden. Der linke wurde in den 1970er-Jahren gebaut, der rechte Flügel wurde erst 2009 in völlig neuem Stil errichtet. Der rote Backstein des linkes Flügels kontrastiert zu dem weiß gestrichenen Beton des rechten.
Der Architekt des linken Flügels könnte ein Kubismus-Adept sein. Dagegen erinnert der rechte Flügel an mozarabischen Stil. Der Spanien-Kenner sieht, dass die Wände mittelalterlichen Kirchen in Asturien und Galizien ähneln. Diese übernahmen maurische Gestaltungselemente. Diese Bauweise wirkt in Nordfrankreich fremd. Tagsüber fallen Lichtflecken ins Innere des Gebäudes. Wenn Licht eingeschaltet wird, leuchten die Wände fast wie magische Laternen nach außen. Aufgebrochener Beton nimmt dem Gebäude das Brutale.
Außerhalb des Gebäudes befindet sich ein Park mit modernen großen Skulpturen: Werke der bekannten Künstler d’Alexander Calder, Richard Deacon, Eugène Dodeigne, Jacques Lipchitz, Pablo Picasso und Jean Roulland sind dort zu sehen.
Seitdem interessiert den Reisenden bei Gebäuden, wie sie gestaltet und in die Umgebung eingebunden sind. Wird eine angenehme Aufenthaltsqualität geboten? Oft denken Städte bei neuen Gebäuden nur an Konsum. Im LaM gilt die Aufmerksamkeit den so in Szene gerückten Exponaten.
Ein Besuch Lilles ist so nicht nur zu empfehlen, um bewegte Kunst im “Le Tripostal” zu sehen. Es gelingt den Stätten für moderne Kunst, mit dem Centre Pompidou in Paris zu konkurrieren. Daher nahm sich auch der TV-Sender “arte” des LaM hier an. Auch in Madrid gibt es eine vergleichbare interessante Kunstszene. Dort streitet man sich: über die Gestaltung der Museumsmeile. Lille und die Region Flandern könnten als Vorbild dienen.
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