Prickelndes Erlebnis am Wattenmeer: Weißt Du, dass Salzwiesen im Nationalpark Wattenmeer manchmal so klingen, als löste jemand eine Brausetablette in einem Glas Wasser auf?
Dieses schöne Hörerlebnis genoss der Reisende heute Nachmittag im Langwarder Groden am Jadebusen. Bremerhaven ist von dort an manchen Stellen zu sehen. Es ist eine gelungene Abrundung seiner gemütlichen Radreise im Weser-Ems-Gebiet. Diese befindet sich mittlerweile in der dritten Woche. Die Etappe auf dem Nordseeküstenradweg endet wahrscheinlich morgen.
Vom Wattenmeer berauscht
Der Reisende schätzt die Chance, die Landschaft, die er sonst nur vom Radweg aus gesehen hat, aus nächster Nähe zu durchstreifen und zu erleben. Wie stand er zuvor doch allzu berauscht von den Rufen vieler Gänse nur am Rande des Geschehens. Viele Gänse überwintern im Wattenmeer, bis sie der Ruf der Wildnis zurück nach Sibirien lockt.
Durch den Groden führen sowohl Bohlen- als auch Schotterwege. So lustwandelt der Reisende auf dem Rundkurs gemächlich und trockenen Fußes an aus Schlick geformten Cañons vorbei. In der Miniaturwelt steht auch Wasser, in dem Möwen nach Nahrung suchen.
Fußspuren von Menschen sind zu sehen. Aber auch Abdrücke der Besucherhunde bilden sich ab. Der Schlick hat sie wohl in sich aufgesogen und verdaut die prickelnde Mahlzeit gerade. Denn der Reisende sieht hier keinen einzigen Jarro oder Julio. Diese Namen trugen einige Beller auf der bisherigen Strecke von Emden bis Burhave. Niedrige Pflanzen bilden Wälder.
Romanische Kirchen aus Naturstein
Einen erheblichen Reiz üben auch alte romanische Kirchen auf den Reisenden aus. Der Stoff, aus dem die Träume sind, ist Bernstein, nein, stimmt nicht, sondern Back- und Eifeler Tuffstein. In der Region gibt es kein geeignetes Gestein für Kirchen. Sogar aus Baumberger Sandstein bestand mal eine Kirche am Wege, also aus der westfälischen Heimat des Reisenden. Die Kirchenschiffe sind oft hell. Maritimes Flair verleihen ihnen Segelschiffe. Wie Küsterin Brigitte Onken aus Westeraccum weiß, sind manche Kapitäne auf den den hier liegenden Friedhöfen begraben. Mancher Grabstein zeugt von deren Gewerbe, wenn der Steinmetz ein Schiff einmeißelte.
Vielleicht liest gerade auch ein Student aus Hildesheim diese Zeilen. Die Küsterin in Westerbur hofft sehr, dass er ein Theologie-Studium anhängt und dann als Hirte drei Gemeinden leitet. Doch sie wisse nicht, ob dessen Freundin etwas dagegen habe. Wer weiß. Gottes Wege sind unergründlich. Und vielleicht vermisst er gerade ein prickelndes Erlebnis am Wattenmeer, das er in Hildesheim trotz des Doms St. Mariä Himmelfahrt nicht hat…