Im Rausch der Sinne

Im Rausch der Sin­ne: Le Mon­de, ange­se­he­ne fran­zö­si­sche Tages­zei­tung, berauscht sich an der Rua das Flo­res in Por­to. Lei­der ist deren Arti­kel PR-las­tig. Dies wun­dert den Rei­sen­den ange­sichts einer so ange­se­he­nen Zei­tung. Die Hotels nennt er selbst fast nie in sei­nen Tex­ten her­aus. Denn er will für die­se, da Jour­na­list, nicht wer­ben. Geschäf­te der krea­ti­ven Sze­ne hin­ge­gen fin­det er inter­es­sant und daher kri­tik­wür­dig. Er wird die­se bei sei­nem nächs­ten Besuch sicher auch selbst auf­su­chen. Und dann wird gecheckt, ob sie wirk­lich so wun­der­voll sind, wie in Le Mon­de beschrie­ben. Unter Umstän­den wur­de ein­fach ein Agen­tur-Text schmerz­frei­von “Le Mon­de” übernommen?

Die Rua das Flo­res sei eine schö­ne Pro­be der Farb­pa­let­te, die den Charme von Por­to aus­ma­che: roter Stein, grü­ne Mosai­ken, blaue und wei­ße Kacheln. Dar­un­ter befin­de sich die Kir­che der Mise­ricór­dia. 1749 habe sie der Maler und Archi­tekt Nic­coló Naso­ni restau­riert. Sie hebe sich von den ande­ren Gebäu­den der Stra­ße durch ihren grau­en Stein ab. Far­big und dar­über hin­aus duf­tend erschien der Ver­fas­se­rin auch die Par­fü­me­rie Claus Por­to. Dort gebe es nicht nur por­tu­gie­si­sches Par­fum, son­dern auch Blu­men­sei­fe. Män­ner könn­ten sams­tags bei einem Bar­bier eine neue Fri­sur ab 50 Euro erhal­ten. Den Grund­stein zur Par­fü­me­rie leg­ten zwei Deut­sche, die Mit­te des 19. Jahr­hun­derts nach Por­tu­gal aus­ge­wan­dert waren.

Antiquariat trägt nicht mehr zum Rausch der Sinne bei

Vor 38 Jah­ren habe Juan Pau­lo mit Cha­mi­né da Mota eine leben­di­ges Anti­qua­ri­at gegrün­det. Dort rie­che man alte Bücher, aber auch Gra­fi­ken und Schreib­ma­schi­nen stün­den zum Ver­kauf. Das Por­trät des Inha­bers soll außen an einer Mau­er ange­bracht sein. Was die Autorin wohl nicht wuss­te: Der Grün­der heißt aber Pedro Cha­mi­né da Mota. Er starb laut Zei­tung „El Púb­li­co“ im Novem­ber 2018. Auch die por­tu­gie­si­schen Jour­na­lis­ten sehen sowohl die Rua das Flo­res als auch das Anti­qua­ri­at als eine der schöns­ten der Stadt an. Auf www.publico.pt/2018/11/30/culturaipsilon/noticia/morreu-alfarrabista-pedro-chamine-mota-1853144 zeigt ein Foto, wie es dort aus­sieht. Sie sei die letz­te Hoff­nung für Fans gewe­sen, die noch eine feh­len­de Aus­ga­be der Vam­pi­ro-Kol­lek­ti­on zu erha­schen hoff­ten, ein Heft der Zeit­schrift “O Mos­qui­to”, die sie­ben Bän­de der alten Aus­ga­be des Gra­fen von Bra­ge­lon­ne von Alex­an­der Dumas oder das Kin­der­buch eines ver­ges­se­nen Autors, schreibt “El Púb­li­co” in einem Nachruf.

Die Erkun­dung der Ein­kauf­stra­ße könn­ten Rei­sen­de mit einem Essen in der Can­ti­na 32 beschlie­ßen, schreibt Le Mon­de. Sie soll im Gebäu­de einer alten Par­füm­fa­brik lie­gen. In die­ser hän­gen jetzt aber unter ande­rem ein Fahr­rad und Leder­schür­zen als Deko an den Wän­den des Restau­rants. Käse­ku­chen und Scho­ko­la­de schei­nen Spe­zia­li­tä­ten des Hau­ses zu sein. Etwas erstaun­lich, weil der Rei­sen­de auf einer ande­ren Web­sei­te Tapas als Haupt­spei­se gefun­den habe. Egal! Haupt­sa­che, es schmeckt! 

Wer “Im Rausch der Sin­ne” gut fand und mehr über Por­tu­gals Kul­tur­sze­ne erfah­ren möch­te, ist mit dem fol­gen­den Arti­kel bes­tens bedient.

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