PORTUGAL
Schafwolle in den Genen
Im Sterngebirge in Portugal erwacht die alte Textilhauptstadt Covilhã wieder
Auszug aus meiner Reportage über das portugiesische Manchester in den hohen Bergen Portugals:
(…) Unter der Brücke steht eine Textilfabrik aus dem 19. Jahrhundert an der Rua Mateus Fernandes. Spulen mit Garn, Werkzeug, Tausende von Behältern mit Farben, Wolle in Regalen, an der Wand, auf Arbeitstischen und auf dem Boden. Die Fabrik sieht in Teilen noch so aus wie am letzten Tag vor ihrem Konkurs im Jahre 2002, nicht zuletzt zeigen dies zurückgelassene Webstühle. Manche Maschinen in der Fabrik sind noch voll funktionsfähig. Francisco Afonso führt persönlich an einem der Webstühle vor, dass die Weberschiffchen immer noch durch die gespannten Fäden flitzen. „Immer wieder stand ich mitten in der Nacht auf und webte hier“, erzählt Afonso. „Ich versuchte, meine Kindheit zurückzuholen.“ Der leger mit gestreiftem Hemd, Pullover und Jeans bekleidete Mann erzählt, dass sein Vater Julio da Silva Afonso 1976 von „Men‘s Fashion Writers International“ mit „The Brilliant Pen“ einen renommierten Preis für seine Kollektionen erhalten habe. An die 200 Mitarbeiter habe er in Spitzenzeiten beschäftigt. „Mein Vater war wissbegierig und offen.“ Und er setzte auf das richtige Produkt mit englischem Tweed, der damals der Renner gewesen sei. Schon Großvater António Estrela habe die Basis dafür gelegt. Auf der Weltausstellung in St. Louis 1904 habe er einen Preis für die beste Wolle erhalten. Wollproduktion und ‑verarbeitung waren zu dieser Zeit der wichtigste Faktor der portugiesischen Industrie.
Als bestes portugiesisches Wollschaf gilt noch heute die Rasse Churra Mondegueira. Nach Informationen der Associação Nacional de Criadores de Ovinos da Serra da Estrela ist es mittelgroß. Das feine fettige Fell ist weiß. Die Haarsträhnen laufen spitz aus. Während das weibliche Schaf 40 bis 50 Kilogramm wiegt, erreicht das männliche 50 bis 80. Die Brustpartie ist relativ gestreckt, der Bauch haarlos. Im Bereich der großen Augen, der horizontal angelegten Ohren sowie der feinen, aber kräftigen Beine kann es mitunter pigmentiert sein. Sein unbehaarter, gerade geformter und bartloser, Kopf ist mittelgroß. Das Maul ist groß, die Lippen sind ausgeprägt.
Heidi befindet sich noch immer im Entscheidungsprozess. Jetzt probiert sie auch einen feldgrauen, aber wesentlich strenger geschnittenen, Mantel an. Denn die Gestaltung des Kragens, der Knopfleiste, der Schnitt der Kleidung, scheint an einer Militäruniform orientiert zu sein. Doch hier bleiben die Komplimente aus. (…)
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