PORTUGAL
Milde bis deftig
Der Geschmack der Serra da Estrela
In der Serra da Estrela isst man deftig. Genau das Richtige für Radler und Wanderer! In Restaurants und Bars kann jeder milde oder herb schmeckende Käsesorten durchprobieren. Besonders fällt ein würzig duftender Schafskäse auf: der Queijo da Serra da Estrela. Seine Rinde ist so hart, dass sie in sich eine weiche cremige Masse bewahren kann. Der Deckel des Käses wird abgeschnitten. Mit einem Löffel wird die leicht bittere Masse heraus gehoben, um sie aufs Brot zu streichen. Auf der Packung steht: Fettgehalt von 45 bis 60, Feuchtigkeitsgehalt von 61 bis 69 Prozent. Diesen Käse bezeichnen die Bewohner der Gegend als Visitenkarte ihrer Region. Er ist schon seit mehr als 2.000 Jahren bekannt. Lucius Columella, ein Offizier des römischen Heeres in der besetzten Provinz Hispania, beschrieb damals, wie er hergestellt wurde. Auch der berühmte Dichter Gil Vicente widmet sich dem Käse in seiner im 16. Jahrhundert verfassten Tragikomödie „Pastoril da Serra da Estrela”.
Lecker ist auch das zunächst nur regional bekannte, heute aber über ganz Portugal verteilte, Pão Centeio do Sabugeiro, ein Roggenbrot, das in manchen Dörfern noch heute in einem gemeinschaftlichen Backofen zubereitet wird. Das nötige Brennholz lieferten früher die als unerschöpflich erscheinenden Wälder des Gebirges. Es soll mehrere Tage haltbar sein; deshalb nahmen es Schafhirten aus dem rauer Witterung ausgesetzten nahe Manteigas liegenden Bergdorf Sabugeiro mit in die einsamen Berge. Mit diesem Brot schmeckt der Käse ungewöhnlich gut; fehlt es, mundet er den meisten aufgrund seines prägnanten Geschmacks allzu scharf.
Woanders bringen Kellnerinnen weichen sahnigen Gebirgskäse (Queijo Serra); dazu gibt es geräucherte Paprikawurst (chouriço), knusprig gebratene Bauernwurst (salpicão). Portugiesische Küche ist nicht der spanischen gleichzusetzen. Gewürze und Kräuter werden reichlicher aufgetischt. Schon der Anblick regt den Appetit an. Wer viel Rad fährt, darf ordentlich essen.
Diese Produkte entstehen vornehmlich in den kleinen abfallenden Becken am Fuße der Gebirge, die man beim Radeln oder Wandern oft durchquert. Unter 400 Metern herrscht dort intensive Landwirtschaft mit Weinbergen sowie Orangen- und Olivenplantagen, allgemein Kennzeichen mediterraner Gebirge.