Burg in Zamora Polizeirevier Kirche San Juan an der Plaza Mayor Altes Rathaus
Endlich mal wieder in einer Stadt: Mehr als 500 Kilometer liegen jetzt hinter dem Reisenden, seitdem er Porto verlassen hat. Heute Nachmittag ist er in Zamora eingetroffen, in Castilia y León also. Sie ist eine seiner Lieblingsstädte auf seiner Rundreise auf der Iberischen Halbinsel. Von nun an geht es auf der Via de la Plata in Richtung Sevilla.
Shopping — ein längst nicht mehr bekanntes Erlebnis. Coimbra und Porto waren auf nun 2200 Kilometern ab Faro die einzigen wirklichen Städte. Zehn Wochen hat der Reisende fast nur auf dem Land, in Kleinstädten und Dörfern verbracht. Porto und Zamora verbindet der Rio Douro. Dieser entspringt in der Gegend von Soria.
Mode, Parfüm, Mobilfunk — welch ein Kontrast zu den Unmengen an Barbieren und Friseuren, Bars und Cafés in den Kleinstädten in Portugal. Heute hätte der Reisende mal Zeit für einen Besuch beim Friseur gehabt. Aber er fand in der Altstadt nur ein Nagelstudio. Das wäre vielleicht auch mal angebracht, nachdem der Radler gestern fünf Löcher eines Schlauches versiegelt hatte. Die Stacheln einer Pflanze hatten sich hineingebohrt. Öl ist noch immer auf der Haut zu sehen. Zwei Nägel brachen etwas ab, notdürftig mit dem Taschenmesser in Form gebracht. Aber es fand sich einfach kein Friseur.
Und was kaufte der Reisende in der riesigen Stadt? Größte Investition war bisher in Porto ein neuer Hinterreifen. Stacheln hält der allerdings nicht stand. Heute folgte eine… Handyhülle. Eine rote wählte die Verkäuferin für ihn aus. Sie fragte dann auch noch nach dem Smartphone-Modell. Völlige Überforderung beim Verkaufsgespräch. Nach neun Wochen auf Portugiesisch, nun auf Spanisch. Dank ihrer freundlichen Anleitung fand der Reisende dann noch heraus, welches Modell er seit acht Jahren sein eigen nennt. Verbunden mit einem Rabatt hätte er noch Ohrhörer dazukaufen können. Er empfahl ihr aber stattdessen seine eigenen. Nach etwas Nachdenken fand sie es witzig, dass der Kunde das Verkaufsgespräch drehen wollte.
Dann ließ er sich wieder draußen mit der Menge treiben. Menge ist gut gesagt, angesichts der vielleicht 100 Leute auf der Einkaufsstraße. Aber verglichen mit den einzelnen Passanten, die er in den Vorwochen gesehen hatte, ist das viel. In Cafés und Bars saß er meistens nur mit drei oder vier Leuten zusammen im Raum. In Covid-Zeiten ist das aber auch nicht ganz verkehrt.
Zamora ist wie ein Stadtteil Madrids. Vorm Hotel liegt die Sevilla-Bar. Vor dieser spielen ein Gitarrist und ein Sänger spanische Klassiker. Eine perfekte Einstimmung auf die bevorstehende Radreise Richtung Sevilla auf dem Jakobsweg. Vorm Hotel liegt auch eine Tapasbar. Zum Zentrum gehören Museen und ein Theater. Und es gibt eine schöne Burg, hoch über der beeindruckenden Landschaft. Von ihr wirft der Reisende einen wehmütigen Blick zurück auf die zurückliegenden Wochen am Rio Douro. Das ist pures Bikepacking.