Ist Hilfe zur Flucht eine Heldentat?

Flucht und Schmug­gel, immer wie­der beliebt bei Men­schen der schrei­ben­den Zunft, um Span­nung zu erzeu­gen, auch bei Tou­ris­ti­kern zur Ver­mark­tung ihrer Regi­on. Wal­ter Ben­ja­min muss oft dafür her­hal­ten, wenn es um die Flucht über die Pyre­nä­en geht.

Dies ist jetzt auch beim Deutsch­land­funk (DLF) der Fall, der in einem Bei­trag mit Paul Broué einen Flucht­hel­fer in Süd­frank­reich vor­stellt. Der Sohn eines Gast­wirts wird jetzt offen­bar als Held gefeiert.

Hel­den­ver­eh­rung emp­fin­de ich als pro­ble­ma­tisch. Dadurch redu­ziert sich Geschich­te oft auf die Leis­tung gro­ßer Män­ner; eben­so Zeit­zeu­gen wie Broué nach ihren Erleb­nis­sen zu befra­gen, da die­se oft dazu nei­gen, die Erfah­run­gen empa­thisch dar­zu­stel­len und somit nicht als Quel­le her­hal­ten dür­fen für die Bedeu­tung des Che­min de la Liber­té. Lei­der ist die Autorin auch in ihrem Bei­trag nicht distan­ziert genug, prüft nicht, ob des­sen Anga­ben stimmen.

Hin­ter­grün­di­ger als die­ser DLF-Bei­trag ist viel­mehr die Lek­tü­re des Romans “Die letz­ten Flö­ße” der Schwe­din Kers­tin Ekman. Auch wenn es “nur” ein Roman ist und der Stoff also wohl erfun­den: Ihr gelingt es, grund­sätz­li­che Pro­ble­me zu benen­nen, die durch Besat­zer im eige­nen Land ent­ste­hen kön­nen und die dar­aus resul­tie­ren­den Fol­gen für die Bevöl­ke­rung. Auch Flucht­ur­sa­chen stellt sie deut­lich her­aus wie am Bei­spiel eines nor­we­gi­schen Künst­lers, der an sich gar nicht vor Ver­fol­gung flie­hen muss­te, son­dern nur das Kli­ma in sei­nem Land und sei­ne eige­ne Exis­tenz nicht mehr ertrug. Daher wähl­te er den Weg nach Schweden.

Auch Nor­we­gen war wäh­rend des Zwei­ten Welt­kriegs durch Deut­sche besetzt. Nicht nur dort, son­dern selbst im unbe­setz­ten Schwe­den litt man Ekman zufol­ge dar­un­ter wie zum Bei­spiel die Sami, deren Ren­tier­her­den jetzt nicht mehr unge­hin­dert die Gren­ze über­schrei­ten konn­ten. Denn die war offen­bar gesperrt. Dies muss, glaubt man Ekman, unge­heu­re exis­ten­ti­el­le Nöte unter den Sami her­vor­ge­ru­fen haben. Es gab dort auch wohl Hun­ger. Und es man­gel­te durch den Krieg all­ge­mein an Waren.

Selbst in grenz­na­hen schwe­di­schen Orten saßen wohl Sym­pa­thi­san­ten der Deut­schen, wes­halb man sehr vor­sich­tig sein muss­te, wenn man die Gren­ze heim­lich, von Nor­we­gen kom­mend, über­schritt. Und es gab offen­bar auch in den nor­we­gi­schen Ber­gen deut­sche Patrouil­len, die ver­hin­dern soll­ten, dass Men­schen die Flucht ins Nach­bar­land gelang.

Ist Hil­fe zur Flucht unei­gen­nüt­zig? Ist Hil­fe zur Flucht eine Hil­fe, die dem Flüch­ten­den hilft?

Che­min de Liber­té ‑Weg in die Freiheit?

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